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iXS Downhill Cup Winterberg: Rennbericht vom Regenchaos

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Am Wochenende stand der immer gut besuchte iXS Downhill Cup in Winterberg an. 540 Fahrer aus 19 Nationen gingen an den Start des Serienauftakts. Daneben stand der Pro Contest im Slopestyle und das erste Rennen der Enduro One Serie an.

Rennbericht

Der Sonntag und somit der letzte Festivaltag begann erneut mit perfektem Sommerwetter. Auf dem Programm standen das Finale des iXS Downhill Cups, das Enduro One-Rennen und der Pro Contest im Slopestyle. Nachdem bereits am Samstag so viele Besucher im Festivalgelände unterwegs gewesen sind wie noch nie (hier der Bericht vom Whip Off-Wettbewerb), war auch sonntags wieder mächtig viel los. Der Slopestyle Contest wurde aufgrund der Wettervorhersage mit Gewittern am Nachmittag vorverlegt, im Downhill mussten die Fahrer allerdings bangen, dass sie noch trocken herunterkamen. Die Open-Klassen hatten Glück und erst bei den Pro Masters regnete es, allerdings nur leicht, was keinen Einfluss haben sollte. Schnellster des älteren Semesters wurde Andreas Krieger (GER – Propain/Sixpack). Dahinter reihten sich Daniel Jahn (GER – Nicolai BikeBauer) und Noah Grossmann (GER – BSS Youth Syndicate) ein.

Daniel Jahn schaffte es in der Pro Masters-Klasse immerhin auf den zweiten Rang.
# Daniel Jahn schaffte es in der Pro Masters-Klasse immerhin auf den zweiten Rang.
Auch Conrad Lange war wieder vor Ort und kommentierte gewitzt wie eh und je am Mikrofon.
# Auch Conrad Lange war wieder vor Ort und kommentierte gewitzt wie eh und je am Mikrofon.

Anschließend ging die U17 auf den Kurs. Bei ihnen waren die Bedingungen gut. Die Bestzeit konnte Tom Boonen (BEL – Ardennes Mountain Bike) für sich verbuchen, während Onni Rainio (FIN – Pole Bicycle Company) sich als Zweiter platzierte und Benjamin Beck (GER – Pivot Devo Team) Dritter wurde.

In der Klasse der Elite Women waren die Bedingungen noch akzeptabel, allerdings hatte Paula Zibasa (AUT – SRAM Young Guns) mit einsetzendem Regen zu kämpfen und konnte somit bei der Podiumsvergabe nicht mitreden. Den Sieg sicherte sich Abigail Hogie (USA – Pivot Cycles Devo Team), gefolgt von Katrin Stöhr (GER – Bambi & the Truckdriver) und Pia Isabella Klopfleisch.

Abigail Hogie sicherte sich den Sieg bei den Elite Women.
# Abigail Hogie sicherte sich den Sieg bei den Elite Women.
Paula Zibasa hatte aufgrund des einsetzenden Regens keine Chancen auf den Sieg.
# Paula Zibasa hatte aufgrund des einsetzenden Regens keine Chancen auf den Sieg.
Hogie & Karkoff im Gespräch
# Hogie & Karkoff im Gespräch - der einsetzende Regen veränderte die Bedingungen stark.
Das Podium: Abigail Hogie siegte vor Katrin Stöhr und Isabella Pia Klopfleisch.
# Das Podium: Abigail Hogie siegte vor Katrin Stöhr und Isabella Pia Klopfleisch.

Direkt mit dem Anfang der Elite Men-Klasse verschlechterten sich die Bedingungen zusehends. Aufgrunddessen, dass die U19-Klasse mit der Elite Men im Scratch-Modus für die Vergabe von Weltranglistenpunkten gewertet wird, wurden wegen der Wettervorhersage beide Klassen zusammen gestartet. Für die Tageswertung wurde natürlich die U19-Klasse wieder separat geehrt. Auf dem obersten Podestplatz stand Atle Laakso (NOR – SK Rye). Neben ihm standen Tristan Botteram (NED – Ripstar / Bombshell Team) auf Platz zwei und Timo Hahn (GER – Hahn Racing) auf dem dritten Platz.

In der Elite Men-Klasse ging als erster Boris Tetzlaff (AUT – BT-Racing) auf die Strecke, da er im Seeding Run einen Platten hatte. Er konnte noch von den zu diesem Zeitpunkt nicht ganz so harten Bedingungen profitieren und legte mit 2:00.965 min die Zeit fest, die es zu schlagen galt. Der Regen wurde jedoch immer stärker, sodass zwischenzeitlich ein Boot wohl das bessere Sportgerät gewesen wäre. Irgendwann wurde der Himmel wieder heller und der Flusslauf auf dem Kurs verwandelte sich in eine ordentliche Schlammpiste. Bei den letzten 20 Fahrern wurde dann deutlich, dass es doch möglich sein würde, die Zeit zu unterbieten und somit setzte sich als erster Fahrer Johann Potgieter (RSA – Team Racing Dudes) vor den Österreicher.

Rick Balbierer genoss im Training noch eine deutlich trockenere Strecke
# Rick Balbierer genoss im Training noch eine deutlich trockenere Strecke - im Finale sicherte sich der Ilmenauer einen sehr guten 7. Platz.
David Trummer - DHC Winterberg 2018
# David Trummer - DHC Winterberg 2018
Max Hartenstern - DHC Winterberg 2018
# Max Hartenstern - DHC Winterberg 2018

Die folgenden Fahrer scheiterten allerdings an der neuen Bestzeit des Südafrikaners. Erst David Trummer (AUT – Propain Dirt Sixpack), der Viertletzte auf dem Kurs, konnte sich mit vier Zehntelsekunden davorsetzen. Dann kam Andreas Kolb (AUT – MRC Saracen Racing Team), der sich jedoch am Ende des Feldes einreihte. Nun war es Joshua Barth (GER – Carbocage Factory Racing), der am Waldausgang sehr schnell aussah, allerdings die Bestzeit knapp verpasste. Der letzte Fahrer war Jasper Jauch (GER – Santa Cruz Bicycles), doch auch er schaffte es nicht, am Ergebnis noch etwas zu ändern und somit gewann David Trummer das Rennen vor Johann Potgieter und Joshua Barth.

Zusammenfassend kann man sagen: Das iXS Dirt Masters Festival war in diesem Jahr so gut wie lange nicht mehr. Durch zusätzliche Events wie dem Pumptrack-Rennen und dem ausgebuchten Enduro-Rennen waren insgesamt knapp 2000 Sportler aktiv. Das Konzept, noch mehr Strecken für Besucher zu öffnen, ging voll auf und der Besucheransturm überraschte selbst die Organisatoren. Am Samstag waren alle Parkplatzkapazitäten ausgeschöpft. Die offizielle Besucherzahl wurde mit 35.000 an vier Tagen angegeben und besonders erfreulich ist, dass immer mehr Familien zum Festival kommen. Schon jetzt wurde das Datum für die 13. Auflage ausgegeben, sodass sich alle schon mal den 30. Mai bis 2. Juni 2019 im Kalender anstreichen können.

Johann Potgieter zeigte, dass auch auf nasser Strecke noch schnelle Zeiten drin waren.
# Johann Potgieter zeigte, dass auch auf nasser Strecke noch schnelle Zeiten drin waren.
David Trummer wartete gespannt auf den nächsten Fahrer.
# David Trummer wartete gespannt auf den nächsten Fahrer.
So einen starken Regen hat es bei einem Downhill-Rennen wohl lange nicht mehr gegeben …
# So einen starken Regen hat es bei einem Downhill-Rennen wohl lange nicht mehr gegeben …
Das Männer Podium: David Trummer gewann vor Johann Potgieter und Joshau Barth.
# Das Männer Podium: David Trummer gewann vor Johann Potgieter und Joshau Barth.

iXS Downhill Cup Winterberg – Ergebnisse

Habt ihr dem iXS Dirt Masters Festival einen Besuch abgestattet? Wie fandet ihr das Downhill-Rennen?

Infos und Bilder: Pressemitteilung Racement

iXS Downhill Cup #2 Willingen: Der Rennbericht vom Klassiker im Hochsauerland

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Am vergangenen Pfingstwochenende lud Willingen im Rahmen des Bike Festivals zum zweiten Lauf des iXS Downhill Cups ein. Am Ende verewigten sich Faustin Figaret und Alexandra Wohlgensinger als Sieger. Hier ist der ausführliche Rennbericht sowie die vollständigen Ergebnisse.

Nachdem bereits letzte Woche in Winterberg der Serienauftakt stattfand, ging es an diesem Wochenende direkt weiter. Auf dem Programm stand der zweite Stopp des iXS Downhill Cups, eingebettet in das Bike Festival in Willingen. Das Downhill-Rennen war sicherlich die für Zuschauer attraktivste Veranstaltung, jedoch gab es noch viele weitere Schauplätze des Radsports, wie beispielsweise Rennen in den Disziplinen Marathon, Enduro, Rennrad und E-Bike. Daneben bot die Expo-Area mit über 100 Ausstellern viele Gelegenheiten, die Trends des Jahres genauer unter die Lupe zu nehmen.

Diashow: Der Rennbericht vom Klassiker im Hochsauerland
Cube-Ingenieur Willi Lützeler schaffte es aufs Podium der Pro Masters-Klasse.
Früh übt sich, wer ein Meister werden will
Der Südafrikaner Johann Potgieter war auch wieder mit seinem Teamkollegen Erik Irmisch am Start und konnte ein weiteres solides Ergebnis einfahren.
Die Schweizerin Alexandra Wohlgensinger schnappte sich den Sieg in Willingen …
… und begoss das ganze reichlich mit Podiumssekt.
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Bei der zweiten Runde des iXS Downhill Cups 2018 herrschten wieder beste Bedingungen.
# Bei der zweiten Runde des iXS Downhill Cups 2018 herrschten wieder beste Bedingungen.

Die Downhillstrecke in Willingen ist definitiv außergewöhnlich. Schon damals, als sie Austragungsort für Weltcup-Rennen war, stach sie aufgrund des künstlichen Streckenbaus heraus. Die Topografie des Ettelsberges hatte den Kursdesignern einiges abverlangt, schließlich beginnt und endet die Strecke relativ flach. Die Modifikationen für das alljährliche Rennen konnten in der Vergangenheit hauptsächlich im mittleren Abschnitt erfolgen, wodurch neue Linien abseits das größtenteils aus Brechsand bestehenden Untergrundes entstanden. In diesem Jahr wurde die Strecke ähnlich des im Vorjahr für den Europacup genutzten Layouts angelegt, wobei hauptsächlich im unteren Bereich der Verlauf durch die ehemalige Fourcrossstrecke geändert wurde. Auch wenn die Strecke nicht zu den längsten und höhenmeterreichsten der Serie gehört, so ist sie doch nicht zu unterschätzen. Im Vergleich zum Serienauftakt fiel auf jeden Fall auf, dass wesentlich mehr Sprünge, aber wenig frischer Waldboden enthalten war, was somit fast das genaue Gegenteil von Winterberg bedeutete. Der Kurs hatte eine Gesamtlänge von 1500 Metern und bot den Fahrern etwa 210 Höhenmeter.

Dem Fahrerfeld von knapp 450 Teilnehmern aus 20 Nationen wurden perfekte Bedingungen präsentiert. Pünktlich zum Wochenende kletterten die Temperaturen auf bis zu 20° C und Regen war für die gesamte Zeit nicht angesagt, was sich am Ende auch bewahrheitete. Ungewöhnlich war, dass das Rennen nicht wie üblich von Freitag bis Sonntag angesetzt war, sondern aufgrund des Pfingstfeiertags von Samstag bis Montag. Am Samstagmorgen begann also für die Teilnehmer das Rennen nach dem Abholen der Startnummer mit dem Track Walk. Danach gab es nach der Mittagspause eine sechsstündige Trainingssession, nach deren Ende sich die meisten Fahrer den abgeänderten Streckenverlauf gut eingeprägt hatten. Der Sonntag startete mit perfektem Sonnenschein und dem obligatorischen Training. Nach dem Mittag stand der Seeding Run auf dem Programm und somit wurde es ernst. Am Ende legten Faustin Figaret (FRA – Radon Factory) in der Elite Men-Klasse und Alexandra Wohlgensinger (SUI – Magic Downhill) in der lizenzierten Damenkategorie die Bestzeiten fest.

Rick Balbierer konnte im Seeding einen starken Lauf hinlegen und schrammte nur knapp am Podium vorbei
# Rick Balbierer konnte im Seeding einen starken Lauf hinlegen und schrammte nur knapp am Podium vorbei - im Finale wurde ihm leider ein Platten kurz vor dem Ziel zum Verhängnis, der ihn einige Sekunden zurück warf.
Der Südafrikaner Johann Potgieter war auch wieder mit seinem Teamkollegen Erik Irmisch am Start und konnte ein weiteres solides Ergebnis einfahren.
# Der Südafrikaner Johann Potgieter war auch wieder mit seinem Teamkollegen Erik Irmisch am Start und konnte ein weiteres solides Ergebnis einfahren.
Früh übt sich, wer ein Meister werden will
# Früh übt sich, wer ein Meister werden will - Henri Kiefer auf der Strecke!

Montag war der letzte Tag des Festivals und schon zu diesem Zeitpunkt war klar, dass ein neuer Besucherrekord aufgestellt werden würde. Die Veranstalter rechneten damit, dass es am Ende etwa 40.000 Besucher nach Willingen zog. Das Wetter war am Morgen genauso perfekt wie an den vorhergehenden Tagen, jedoch frischte der Wind immer weiter auf. Insbesondere die Böen am Start des Downhills, der kaum von Bäumen geschützt war, wurden immer mehr zum Problem. Somit entschieden sich die Verantwortlichen, den Start für das Rennen um etwa 200 Meter weiter nach unten zu verlegen.

Pünktlich um 11.30 Uhr begann das Finale mit den Open-Klassen. In der Kategorie der Open Women fand sich eine Fahrerin, die vielleicht eine große Zukunft vor sich hat. Anastasia Thiele, eigentlich lizenzierte U19 Starterin, machte schon in Winterberg auf sich aufmerksam und legte auch diesmal wieder eine Zeit vor, die selbst in der Elite Klasse für einen dritten Platz gereicht hätte. Die Pro Masters Klasse gewann Noah Grossmann (GER – BSS Youth Syndicate) vor Daniel Brischke (GER – AbfahrtsAthleten) und Willi Lützeler (GER – Cube). David Cvinger (CZE – ORE MTB Racing Team) war der Schnellster der lizenzierten U17-Klasse. Das Podest komplettierten Luis Kiefer (GER – Sram Young Guns) und Paul Wollen (GER – Velocity Chemnitz).

Cube-Ingenieur Willi Lützeler schaffte es aufs Podium der Pro Masters-Klasse.
# Cube-Ingenieur Willi Lützeler schaffte es aufs Podium der Pro Masters-Klasse.

In der Elite Women-Klasse konnte sich Alexandra Wohlgensinger erneut durchsetzen und gewann das Rennen mit einer Zeit von 2:17.515 Minuten und einem Vorsprung von etwas über 5 Sekunden. Auf dem zweiten Platz reihte sich Elisa Schwemmer (GER) ein, die damit seit langem mal wieder auf dem Podest stehen konnte. Dritte wurde Roos op de Beeck (BEL – Waasland MTB School). Schnellster der Kategorie Pro U19 war Simon Maurer (GER – Sram Young Guns), allerdings sehr dicht gefolgt von Marcel Merkeli (GER – Propain Gravity Union) und Tristan Botteram (NED – Ripstar/Bombshell Team). Alle drei benötigten unter zwei Minuten für den Kurs und deuteten damit an, dass sie wohl auch nach ihrem Aufstieg in die Elite Kategorie im nächsten Jahr konkurrenzfähig sein können.

Die Schweizerin Alexandra Wohlgensinger schnappte sich den Sieg in Willingen …
# Die Schweizerin Alexandra Wohlgensinger schnappte sich den Sieg in Willingen …
… und begoss das ganze reichlich mit Podiumssekt.
# … und begoss das ganze reichlich mit Podiumssekt. - Zweite wurde Elisa Schwemmer, Dritte die Belgierin Roos op de Beek.

Das Rennen in der Elite Men-Klasse war extrem spannend. Der erste Fahrer, der unter der Zwei-Minuten-Marke blieb, war Dave Goris (BEL – Giant Factory Off-Road Germany) und ab da änderte sich die Besetzung im Red Bull Hot Seat ständig. Einige der großen Favoriten mussten sich aber geschlagen geben – beispielsweise wurde Silas Grandy (GER – GZ Rocky Mountain Racing) durch einen platzenden Reifen ausgebremst und Johannes Fischbach blieb an einer Wurzel hängen, woraufhin er über den Lenker zu Boden ging. Dafür konnten sich andere in Szene setzen. Erik Irmisch (GER – Team Racing Dudes) schrammte nur knapp am Podest vorbei, während Benny Strasser (GER – GZ Rocky Mountain Racing) den dritten Platz einfuhr. Die größte Überraschung schaffte allerdings Till Ulmschneider (GER – Sram Young Guns), der in seinem ersten Elite-Jahr gleich mal einen zweiten Podestplatz verbuchen konnte. Als Gewinner ging schlussendlich Faustin Figaret hervor, der mit einer Zeit von 1:53.246 Minuten und einem Vorsprung von etwa dreieinhalb Sekunden das Rennen dominieren konnte.

Erik Irmisch stylisch wie immer …
# Erik Irmisch stylisch wie immer …
Till Ulmschneider landete in seinem ersten Elite-Jahr erneut auf dem Podium.
# Till Ulmschneider landete in seinem ersten Elite-Jahr erneut auf dem Podium.
Während Johannes Fischbar leider zu Boden ging …
# Während Johannes Fischbar leider zu Boden ging …
… sicherte sich sein Teamkollege Faustin Figaret souverän den Sieg.
# … sicherte sich sein Teamkollege Faustin Figaret souverän den Sieg.
Faustin siegte vor Till Ulmscheider und Benny Strasser.
# Faustin siegte vor Till Ulmscheider und Benny Strasser.

Weiter geht die Serie vom 22. bis 24. Juni am Klinovec. Das Rennen an der deutsch-tschechischen Grenze konnte bei seinem iXS Cup-Debüt im letzten Jahr mit einer anspruchsvollen Strecke, der perfekten Infrastruktur und einem reibungslosen Ablauf glänzen.

iXS Downhill Cup Willingen – Ergebnisse

Wart ihr unter den 40.000 Zuschauern vor Ort? Wie hat es euch gefallen?

Infos und Bilder: Pressemitteilung Racement

Cannondale Enduro Tour Runde 2: Rennbericht aus Sainte-Marie-aux-Mines

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Vor gut einer Woche stand die zweite Runde der Cannondale Enduro Tour in Sainte-Marie-aux-Mines an. Nachdem wir euch bereits einen Bericht von Runde 1 liefern konnten, war diesmal unser Gastautor Max Ertle, Nachwuchspilot aus Freiburg, vor Ort – viel Spaß mit seinem unterhaltsamen Rennbericht.

Letztes Wochenende sind wir mal wieder in die Vogesen gefahren, um an der zweiten Runde der Cannondale Enduro Tour teilzunehmen. Dieses Mal geht es in das schöne Örtchen Sainte-Marie-aux-Mines, das für uns Freiburger glücklicherweise nicht einmal eineinhalb Stunden entfernt liegt. Wir – damit sind ein paar durchgeknallte Nachwuchsrennfahrer vom Mtb-Freiburg e.V. gemeint sowie unser Chauffeur Lukas, der uns den ganzen Tag ertragen muss. Nächste Saison können wir unsere Rennen dann selbst ansteuern, da wir dann (hoffentlich) unsere Führerscheine haben.

Diashow: Rennbericht aus Sainte-Marie-aux-Mines
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Ex-EWS-Racer Jerome Clementz war auch auf seinem Cannondale E-Bike am Start.
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Ex-EWS-Racer Jerome Clementz war auch auf seinem Cannondale E-Bike am Start.
# Ex-EWS-Racer Jerome Clementz war auch auf seinem Cannondale E-Bike am Start. - Foto: © Damien Guiot
Die Aussicht alleine ist die Reise schon wert.
# Die Aussicht alleine ist die Reise schon wert. - Foto: © Damien Guiot

In gewohnter Frühe treffen wir uns bei mir, um das neue Vereinsauto zu beladen. Von diesem dachten wir, dass es geräumig und groß genug für vier Leute plus Bikes sein würde … keine Ahnung, wo wir das aufgeschnappt haben. Nachdem sowohl von Lukas als auch dem Auto 15 Minuten nach verabredetem Zeitpunkt immer noch keine Spur zu sehen ist, schleicht sich doch langsam etwas Nervosität bei Paul und Falk ein, die bereits in 90 Minuten starten sollen. Ich habe zum Glück noch mehr Zeit bis zu meinem Start, will aber mit ihnen zusammen fahren und wäre deshalb auch schon etwas früher losgerollt. Als Lukas nach einer gefühlten Ewigkeit dann endlich ankommt, müssen wir feststellen, dass es sich beim Vereinsauto um einen kleinen Opel Zafira handelt. Diagnose: Jetzt muss erst mal Tetris gespielt werden. Zum Glück hat Lukas mitgedacht und noch schnell einen Fahrradständer montiert, sonst würde nicht einmal die Hälfte von uns reinpassen. Kurze Zeit später ist das Packen auch mehr oder weniger erfolgreich abgeschlossen und es geht los in Richtung Frankreich. Angekommen in Sainte-Marie-aux-Mines holen wir unsere Startnummern, ziehen uns um  … das übliche Procedere eben. Trotz Raumnot haben wir erstaunlicherweise nichts vergessen: Steckachsen, Laufräder … alles Essenzielle ist dabei. Sogar an die Helme haben wir gedacht.

Im Fahrerfeld beim Rennen in Sainte Marie Auf Mines fand man so 2018 einige Top-Fahrer wie Martin Maes.
# Im Fahrerfeld beim Rennen in Sainte Marie Auf Mines fand man so 2018 einige Top-Fahrer wie Martin Maes. - Foto: © Damien Guiot
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# DSC3989 - Foto: © Damien Guiot
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# DSC4208 - Foto: © Damien Guiot

Mit etwa einer Stunde Verspätung und guter Laune geht es dann endlich los. Der erste Transfer ist gleich der längste des Tages. Das hält uns aber trotzdem nicht davon ab, mal wieder etwas übermotiviert in den ersten Anstieg zu starten. Jugendliche Unvernunft heißt das, glaube ich. Der Uphill schlängelt sich eine angenehme Forststraße hoch. Paul muss mich regelmäßig davon abhalten, alle anderen überholen zu wollen. Das scheint Teil meiner Strategie zu sein – einfach Kopf aus und Vollgas – ist hier jedoch an falscher Stelle. Vorfreude, steigendes Adrenalin und Aufregung vertragen sich oftmals einfach nicht mit logischem Denken. Dabei hat das eigentliche Rennen ja noch gar nicht begonnen. Auf den letzten Metern bis zum Start sehen wir schon einen kleinen Teil der Strecke – anfeuern der Startenden ist also angesagt. Erst recht, weil ich die Rufe gleich selbst brauche, da es eine Wurzel keine 5 Metern nach Stagebeginn auf meinen Schuh abgesehen hat. Die Begegnung der beiden führt zu folgendem Ergebnis: Wurzel – 1, Max – 0. Ich habe gar keine Zeit mehr zu überlegen und rapple mich schon wieder auf. Bei einem solchen Geschrei der Schaulustigen ist jede andere Handlung auch peinlich – also der Sturz selbst ist eigentlich schon peinlich genug. Nichts wie weg hier! Der Rest der Stage verläuft aufgrund meines jetzt senkrecht nach unten stehenden Bremshebels etwas holperig. Den Gegenanstieg nutze ich sinnvoll, um den Hebel wieder in Position zu drehen, dadurch wird der letzte Teil von Stage 1 nochmal eine riesen Gaudi. Was auch sonst, wenn der lose Boden förmlich um einen fliegt. Und schöner Weise kann ich meinen Vordermann trotz des etwas holprigen Starts überholen.

Das Rennen bot erstklassige Trails in epischer Kulisse.
# Das Rennen bot erstklassige Trails in epischer Kulisse. - Foto: © Damien Guiot

Weiter in Richtung Stage 2 geht es einen schönen Singletrail bergab, der scheinbar extra für uns in den Wald gezimmert wurde – das ist auch nur in Frankreich möglich. Nach einem weiteren Anstieg kommen wir dann bei der zweiten Wertungsprüfung des Tages an. Kurve Nummer eins kann man aus der Warteschlange super inspizieren und so laufend Beispiele sehen, wie man diese enge und rutschige Kurve definitiv nicht fahren sollte. Allerdings kann ich hier mit beiden Füßen auf dem Boden natürlich noch große Sprüche reißen – mal schauen wie es auf dem Rad läuft. Tatsächlich flutsche ich relativ elegant um die Ecke. Der folgende Teil der Stage stellt sich als super schnell und flowig heraus, immer wieder werden die langen, am Hang verlaufenden Highspeed-Passagen von schönen Kurven unterbrochen, welche gegen Ende immer enger werden und mir ein breites Lächeln ins Gesicht zaubern. Und obendrauf befindet sich am Ende von Stage 2 die erste Verpflegungsstation, die aber ungewöhnlicher Weise etwas mager bestückt ist. Weiter geht es mit dem Transfer zu Stage 3.

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# DSC3727 - Foto: © Damien Guiot

Oben angekommen geht es eigentlich auch schon schnell wieder los. Dieses Mal startet es etwas flach und eng. Das heißt konzentrieren, flüssig fahren und möglichst viel Schwung mitnehmen. Jedoch ändert sich das schnell und der Trail kippt in den Hang. Der Schwerkraft sei Dank erhöht das auch das Tempo. Plötzlich, während ich versuche, einen verwirrten Vordermann zu überholen, ist überall Flatterband – nur nicht links und rechts neben mir. Aber den Spuren auf dem Boden nach bin ich nicht der einzige, der hier irgendwie auf eine komische Linie gekommen ist, welche sicher kein Shortcut ist – Mist! Irgendwie versuche ich, wieder auf Kurs zu kommen, ohne zu viel Zeit zu verlieren. Der Rest der Stage ist super: frischer Boden, enge Kurven und massig Grip – so muss das. Jedoch verfolgt mich die ganze Zeit das Gefühl, auf der falschen Stage gelandet zu sein. Unten angekommen höre ich schon, dass es allen meinen Mitstreitern gleich ergangen ist und bin froh, alles mehr oder weniger richtig beziehungsweise falsch gemacht zu haben. Und anscheinend war ich auch die ganze Zeit auf der richtigen Stage, also keine Strafe oder sonstigen Konsequenzen, dafür eine ganz passable Platzierung für diesen Teil.

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# DSC4498 - Foto: © Damien Guiot

Beim Transfer in Richtung Stage 4 hat Paul, der vorher noch getönt hatte, er würde zwar mit Schläuchen fahren (was nebenbei total 2017 ist), hätte aber nie Platten, einen Platten. Das finden wir natürlich lustig. Anstatt ihm zu helfen, machen wir lieber Witze und kichern. Stage 4: Die ersten paar Meter laufen gut, bis ich einen gestürzten Vordermann, der gerade versucht, wieder aufzustehen, an einer engen, rutschigen Stelle versuche zu überholen und ebenfalls ein bisschen wegrutsche, am Flatterband hängen bleibe und auf der Nase lande. Schnell bin ich wieder auf dem Rad und es geht weiter. Die Trails unserer Nachbarn sind einfach nur genial. Die Stage wird immer steiniger und ich sehe zwei Kollegen vor mir, die damit eindeutig un petit probleme haben, da sie Sandwich-mäßig in einer Kurve aufeinander liegen. Leider komme ich trotz lauter Ankündigung nicht an den zwei vorbei. Dann muss man halt über das Sandwich klettern. Der obere war wohl schneller und sitzt vor mir wieder auf dem Rad und lässt mich einfach nicht durch. Da hilft nur eins – extrem elegant in der nächsten Rechtskurve inside überholen und dabei nett grüßen. Elegant war doch ein Synonym für asozial? Sorry, das Niveau der heutigen Gymnasien ist nicht mehr so, wie es mal war. Da schaffe sogar ich das Abitur, obwohl ich lieber Wheelies übe, als Goethe zu lesen. Während des Rennens die klügere Wahl, jetzt beim Schreiben sehe ich das anders. Nun aber zurück: Meine Überholaktion gelingt aus meiner Sicht hervorragend. Eine blöde Situation trotzdem, aber immer wieder gang und gäbe bei Rennen. Schnellere Fahrer treffen auf langsamere, im Normalfall hat der langsamere den anderen vorbeizulassen. Rücksichtsvolles Verhalten beider Seiten hilft hier enorm.

Mit der letzten Kraft treten wir zu Stage Nummer 5, der letzten aber auch längsten des Tages. Diese hat nochmal alles: Highspeed-, frisch angelegte, steile, flache und Tretpassagen. Das heißt noch einmal alles geben. Glücklicherweise komme ich meinem Gefühl nach echt flüssig und schnell überall durch. Gefallen hat diese Stage scheinbar jedem, den lauten und freudigen Unterhaltungen am Ende nach zu urteilen. Glücklich rollen wir in Richtung Sainte-Marie-aux-Mines zurück, um dort unser wohlverdientes Essen zu uns zunehmen und den Tag ausklingen zu lassen. Mit einem 57. Platz gesamt und einem 7. Platz bei den Junioren ist noch deutlich Luft nach oben und ich bin heiß auf das nächste Rennen.

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# DSC4308 - Foto: © Damien Guiot
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# DAM8266 - Foto: © Damien Guiot
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# DAM8122 - Foto: © Damien Guiot
Max geht in dieser Saison auf einem Cannondale Jekyll an den Start
# Max geht in dieser Saison auf einem Cannondale Jekyll an den Start - in Sainte Marie Aux Mines hat ihn das variable Enduro-Bike auf Platz 7 bei den Junioren katapultiert!

Fazit – Cannondale Enduro Tour Sainte-Marie-aux-Mines

Rennen veranstalten können die Franzosen einfach: super Organisation, ein starkes Fahrerfeld und mal wieder grandiose Trails – auch wenn diesmal die Verpflegung etwas untypisch mager ausgefallen ist. Es hat sich auf jeden Fall gelohnt, auch wenn ich mit meinem Ergebnis nicht ganz zufrieden bin. Den Umständen entsprechend ist es eigentlich ganz gut. Späte Startzeiten auszunutzen lohnt sich auf jeden Fall, wenn man Überhohlmanöver vermeiden möchte. Wer es also gerne auf schönen vogesentypischen Trails stehen lässt, der kennt die CET schon oder sollte definitiv bei der nächsten Runde dabei sein. Sowohl fahrtechnisch als auch konditionell ist etwas Erfahrung sinnvoll, will man Spaß haben. Zur groben Einteilung: Die meisten Trails sind im S2-Bereich, mit wenigen S3-Stellen.

Video: Die Kollegen von eMTB-News.de beim Rennen

Seid ihr schonmal ein Rennen der CET mitgefahren? Wie fandet ihr es?

Text: Max Ertle | Fotos: Damien Guiot

iXS European Downhill Cup #2 – Kranjska Gora: Barth und Hrastnik siegen in Slowenien

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Bei perfekten äußeren Bedingungen gingen am vergangenen Wochenende spannende Titelkämpfe im slowenischen Kranjska Gora über die Bühne. In einem Wimpernschlagfinale sicherte sich Joshua Barth seinen ersten internationalen Sieg. Bei den Frauen gewann die aktuell auch im World Cup sehr starke Monika Hrastnik.

Genau zwei Monate sind vergangen – doch am Wochenende ging es endlich weiter mit dem iXS European Downhill Cup. Nachdem die Saison schon außergewöhnlich früh in Maribor gestartet war, kehrte sie nun nach Slowenien zurück – allerdings ins westlich gelegene Kranjska Gora. Der kleine Ort an der österreichischen Grenze ist nun bereits zum vierten Mal Gastgeber der Europaserie und kann Jahr für Jahr mit besonderem Flair, einem atemberaubenden Panorama und einem hochkarätigen Rennen punkten.

Kranjska Gora bietet neben vielen, vielen Wurzeln auch einige Bikepark-Segmente mit einer schön gebauten Jumpline
# Kranjska Gora bietet neben vielen, vielen Wurzeln auch einige Bikepark-Segmente mit einer schön gebauten Jumpline - für das Rennwochenende waren exzellente Wetterbedingungen vorausgesagt. | Foto: © Rick Schubert

Für die diesjährige Ausgabe wurde der Kurs an einigen Stellen modifiziert, sodass er sich noch etwas flüssiger fahren ließ. An einer Stelle wurden Steine eingesetzt, die berüchtigte Wurzelpassage wurde etwas breiter abgesteckt, wodurch eine neue Linie gefahren werden konnte und der letzte Waldabschnitt wurde etwas geradliniger durchquert. Schon beim Track Walk am Freitag wurde klar, dass die Änderungen den aus 26 Nationen angereisten Fahrern zusagen würden.

Streckenvorschau vom iXS EDC in Kranjska Gora mit Hilli und Hede – 2018 von GregorMehr Mountainbike-Videos

Die Wettervorhersage war für das gesamte Wochenende perfekt. Das Thermometer kletterte bis zum Sonntag auf etwa 25 Grad, die zum Track Walk noch leicht feuchte Strecke trocknete immer weiter ab und die Regenwahrscheinlichkeit ging gegen Null. Solche äußeren Bedingungen sind natürlich immer ein Garant für ein perfektes Rennwochenende.

Am Freitag stand also nach der Streckenbesichtigung das freie Training auf dem Programm. Der Samstagmorgen ging dann mit dem Pflichttraining weiter, bevor es am Nachmittag mit der Qualifikation das erste Mal ernst wurde. Wie üblich im Europacup wurden in der Elite Men-Klasse die Super Final Teilnehmer ermittelt, die dann am Sonntag um den Sieg fahren konnten. Schnellster Elite-Fahrer des Tages war Stanislav Sehnal (CZE – Kelly Factory Team) vor Max Hartenstern (GER – Cube Global Squad) und Bryn Dickerson (NZL – FS Funn Factory Racing).

Stanislav Sehnals Kellys-Teamkollege Rastislav Baranek konnte im vergangenen Jahr bereits den EDC in Spičak gewinnen
# Stanislav Sehnals Kellys-Teamkollege Rastislav Baranek konnte im vergangenen Jahr bereits den EDC in Spičak gewinnen - in Kranjska Gora mischte er leider nicht ganz vorne mit. | Foto: © Rick Schubert

Bemerkenswert war, dass die ersten Fünf innerhalb einer Sekunde lagen, was ein extrem spannendes Rennen am Sonntag erwarten ließ. In der Elite Women-Klasse konnte sich die amtierende Europameisterin Monika Hrastik (SLO – Blackthorn) mit zweieinhalb Sekunden Vorsprung die Bestzeit sichern. Am überraschendsten aber war die Zeit des U19-Fahrers Tristan Botteram (NED – Ripstar/Bombshell Team). Er konnte mit 2:25.881 Minuten die Tagesbestzeit einfahren, die mehr als zwei Sekunden schneller war als die Zeit von Sehnal.

Finale

Sonntag war wie gewohnt Finaltag. Die Teilnehmer gingen am Morgen noch einmal beim freien Training auf die Strecke, um die Linienwahl ein letztes Mal zu prüfen. Viel hat sich allerdings im Laufe des Wochenendes auf dem Kurs nicht verändert. Als erste Klasse waren wie immer die Masters an der Reihe. Wie auch schon im Seeding Run hatte Billy Caroli (SUI – Fabien bike tramelan) die Nase vorn. Auf dem zweiten Platz reihte sich Mads Weidemann (DEN – madsweidemann.com), gefolgt von Fabrizio Dragoni (ITA – Alessi Racing Team) ein. Anschließend ging mit Vilma Gombalová (SVK – CTM Racing Team) die einzige U17-Fahrerin auf den Kurs, die aber keineswegs unerwähnt bleiben soll. In der männlichen U17-Klasse dagegen wurde heftig um die Platzierungen gekämpft. Am Ende setzte sich Antoine Rogge (FRA – US Cagnes) durch und gewann mit einer Zeit von 2:31.638 min vor Blake Ross (NZL – Hibike-Gravity) und Benjamin Beck (GER – Pivot Cycles Devo Team).

Frank Hedwig stand uns wieder für eine spannende Streckenvorschau zur Verfügung und belegte in der aktuell extrem stark besetzten Pro Masters-Klasse einen sehr guten 7. Platz.
# Frank Hedwig stand uns wieder für eine spannende Streckenvorschau zur Verfügung und belegte in der aktuell extrem stark besetzten Pro Masters-Klasse einen sehr guten 7. Platz. - Foto: © Rick Schubert

Elite Women

In der Elite Women-Klasse wurde sich ebenfalls nichts geschenkt. An der Zwischenzeit sah es so aus, als ob Nina Hoffmann ihren ersten EDC-Sieg einfahren könnte, denn Monika Hrastnik lag dort zwei Zehntelsekunden hinten. Doch die Slowenin konterte auf der zweiten Hälfte und fuhr doch noch einen Vorsprung von 1,5 Sekunden heraus.

Somit sicherte sich Hrastnik die volle Punktzahl am Wochenende und Hoffmann muss weiter auf den ersten Sieg warten – der jedoch bei ihrer stetig steigenden Form nur noch eine Frage der Zeit sein wird. Drittplatzierte wurde Jana Bartova (CZE – MaxCursor), die sich damit auch wieder in konkurrenzfähiger Form präsentierte.

Monika Hrastnik setzte mit ihrem 4. Platz beim World Cup in Leogang ein großes Ausrufezeichen, das sie mit ihrem Sieg in Kranjska Gora noch weiter unterstreichen konnte!
# Monika Hrastnik setzte mit ihrem 4. Platz beim World Cup in Leogang ein großes Ausrufezeichen, das sie mit ihrem Sieg in Kranjska Gora noch weiter unterstreichen konnte! - Foto: © Rick Schubert
Nina Hoffmann scheint mit jedem Rennen stärker zu werden und verfehlte den Sieg in Slowenien nur knapp …
# Nina Hoffmann scheint mit jedem Rennen stärker zu werden und verfehlte den Sieg in Slowenien nur knapp … - Foto: © Rick Schubert
… während die beste deutsche World Cup-Fahrerin der letzten Jahre, Sandra Rübesam, sich mit dem 4. Platz begnügen musste.
# … während die beste deutsche World Cup-Fahrerin der letzten Jahre, Sandra Rübesam, sich mit dem 4. Platz begnügen musste. - Foto: © Rick Schubert
Das Podium der Damen.
# Das Podium der Damen. - Foto: © Rick Schubert

Pro U19

Die Klasse Pro U19 wurde bei diesem Rennen etwas mehr ins Rampenlicht befördert, da Tristan Botteram mit seinem Seeding Run-Ergebnis doch einige Aufmerksamkeit auf sich zog. Der niederländische Nachwuchsfahrer brannte am Sonntag erneut eine Zeit in den staubigen Boden von Kranjska Gora, die sich sehen lassen konnte. Am Ende lag seine Zeit nur acht Zehntelsekunden über der Tagesbestmarke – somit scheint da ein richtig heißes Eisen im Feuer zu sein. Auf den nachfolgenden Podestplätzen reihten sich Marcel Merkeli (GER – Propain Gravity Union) und Hannes Lehmann (GER – MRC Saracen Racing Team) ein.

Der Name Tristan Botteram dürfte den meisten Lesern noch kein Begriff sein
# Der Name Tristan Botteram dürfte den meisten Lesern noch kein Begriff sein - nach dem Rennen in Kranjska Gora sollte man jedoch ein oder sogar zwei Augen auf den jungen Niederländern werfen! | Foto: © Rick Schubert

Elite Men

Das Super Final der Elite Men-Klasse wurde von Baptiste Gaillot (FRA – Chamrousse Urge bp Enduro Team) mit einem Paukenschlag eröffnet. Der Franzose legte mit 2:28.142 min eine Zeit vor, die schon ganz knapp an der Bestzeit des Vortages lag und fünf Sekunden schneller als seine Qualizeit war. Somit platzierte er sich erstmal bei schönstem Sonnenschein im Red Bull Hot Seat. Bis ihn nach zehn Fahrern Miran Vauh (SLO – Blackthorn) um acht Zehntel unterbot. Der 37-jährige Slowene hatte schon zum Debütrennen in Kranjska Gora 2015 mit einem zweiten Platz gezeigt, dass Wurzeln wohl seine Stärke sind. Doch etwa wieder zehn Fahrer später kam abermals Bewegung im Hot Seat auf. Ausgerechnet sein Landsmann und Teamkollege Luka Berginc machte ihm mit einer Zeit von 2:25.372 min den Platz streitig. Allerdings schoben die zwei darauf folgenden Fahrer sich auch noch zwischen die beiden Slowenen. Die nächsten fünf Fahrer konnten bei der Podestverteilung nicht mitreden, sodass nur noch die fünf Besten des Vortages fehlten. Als Erster kam Erik Irmisch (GER – Team Racing Dudes) ins Ziel, war jedoch sichtlich enttäuscht, da es nur für den momentan 14. Platz reichte. Danach kam Joshua Barth (GER – Carbocage Factory) – die deutsche Hoffnung im internationalen Rennbusiness. An der Zwischenzeit lag er sieben Zehntel hinten, doch im Ziel leuchtet ein Minus von 75 Hundertstel auf.

Erik Irmisch ist einer der erfahrensten deutschen Downhill-Fahrer
# Erik Irmisch ist einer der erfahrensten deutschen Downhill-Fahrer - leider konnte er sein starkes Quali-Ergebnis im Finale nicht wiederholen. | Foto: © Rick Schubert
Anton Wünscher - EDC Kransjka Gora 2018
# Anton Wünscher - EDC Kransjka Gora 2018
Johann Potgieter - EDC Kranjska Gora 2018
# Johann Potgieter - EDC Kranjska Gora 2018

Anschließend legte Bryn Dickerson eine Zwischenzeit hin, die nochmal schneller war, die er aber nicht bis ins Ziel retten konnte. Dann kam der amtierende deutsche Meister, Max Hartenstern, der sich jedoch hinter Berginc einreihte, aber trotzdem zu diesem Zeitpunkt noch auf dem Podest stand. Daran konnte nun also nur noch Stanislav Sehnal etwas ändern. An der Zwischenzeit war er schneller als Barth und somit in absoluter Schlagdistanz. Auf den letzten Wiesenkurven sah es eigentlich gut aus, aber am Ende fehlten auch bei ihm sechs Zehntelsekunden, was gleich mal Rang fünf bedeutete. Ein solch knappes Rennen mit sieben Fahrern innerhalb von weniger als einer Sekunde ist selten da gewesen und an Spannung wohl kaum zu übertreffen. Somit dürfte bei Joshua Barth die Freude über seinen ersten Sieg bei einem internationalen Rennen umso größer gewesen sein. Aber auch Berginc und Hartenstern werden mit ihren Platzierungen zwei und drei dieses Rennen wohl länger in Erinnerung bleiben, denn auch für sie war es der erste Achtungserfolg auf diesem Niveau.

Joshua Barth hat noch nie ein Rennen der iXS-Serie gewonnen und schlug nun gleich im hart umkämpften European Cup zu
# Joshua Barth hat noch nie ein Rennen der iXS-Serie gewonnen und schlug nun gleich im hart umkämpften European Cup zu - wir sind gespannt, was er den Rest der Saison zeigen wird! | Foto: © Rick Schubert
Max Hartenstern hatte nach eigener Aussage keinen idealen Lauf, zeigte mit einem 3. Platz jedoch sein großes Talent.
# Max Hartenstern hatte nach eigener Aussage keinen idealen Lauf, zeigte mit einem 3. Platz jedoch sein großes Talent. - Foto: © Rick Schubert
Bryn Dickerson kommt zwar aus Neuseeland, ist den Sommer über jedoch viel in Europa unterwegs und auch im EDC kein Unbekannter.
# Bryn Dickerson kommt zwar aus Neuseeland, ist den Sommer über jedoch viel in Europa unterwegs und auch im EDC kein Unbekannter. - Foto: © Rick Schubert
Das Elite Men-Podium.
# Das Elite Men-Podium. - Foto: © Rick Schubert

Kranjska Gora hat auf jeden Fall wieder alles richtig gemacht und ein geniales Rennen abgeliefert. Die Streckenänderungen kamen gut an und wettermäßig hätte es nicht besser laufen können. Die Serie macht nun nur eine Woche Pause und geht dann in Abetone in die dritte Runde. Der in der Toscana gelegene Ort ist in diesem Jahr das erste Mal dabei, doch der Ruf der Strecke eilt ihm schon voraus.

Video: Die Highlights aus Kranjska Gora

Ergebnisse – iXS EDC Kranjska Gora

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Infos: Pressemitteilung Racement | Bilder: Rick Schubert

European 4Cross Series #9 – Sarntal: Waldburger und Pesenti gewinnen in Italien

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Am vergangenen Wochenende machte die European 4Cross Series, welche in diesem Jahr zwölf Rennen in Tschechien, Deutschland, der Schweiz und in Italien umfasst, Halt im Südtirol. In Sarntal wurde kompromisslos um wichtige Punkte im Gesamtklassement gekämpft. Simon Waldburger und Samanta Pesenti kamen mit den staubigen Bedingungen und den hohen Temperaturen jenseits der 30-Grad-Marke am besten zurecht und holten sich die Tagessiege.

Rennbericht

Bei den Jüngsten, den Fahrern der Kategorie U11, setzte sich der Schweizer Tim Schaub (The Fighters Wallisellen) vor dem Deutschen Silas Schogler (Bike Team Steinweiler) durch. Bei der U13-Kategorie wurden die Podiumsplatzierungen unter drei Deutschen Fahrern ausgemacht. Elias Hemminger (TSV Berkheim) gewann vor seinen Landsleuten Bastian Dannfeld (EJW Baltmannsweiler) und Moritz Reinhardt (Bike-Team Steinweiler).

In der Kategorie U15 trafen, wie schon oft zuvor, im großen Finale die Kontrahenten Samuel Schoger und Noël Harter sowie Yanik Sahm aufeinander. Harter (Bikepark Wolfach) fuhr einen sauberen Lauf, doch gegen den astronomischen Start von Schoger schien kein Kraut gewachsen. Schoger (Bikeorado Race Team) verwertete und gewann das Rennen vor Harter und Sahm (Team Steinlach-Wiesatz).

In der Junioren-Kategorie setzte sich die gewohnte Spannung aus den vorherigen Rennen fort. Zwar am Start, doch verletzungsbedingt außer Konkurrenz fahrend, verpasste der in dieser Saison bereits zweifache Tagessieger Felix Bub (TSV Berkheim) den Finaleinzug, konnte aber einige wichtige Punkte für die Gesamtwertung ergattern. Ansonsten keine Überraschungen zeigte die Startliste im großen Finale. Eddy Massow (The Fighters Wallisellen), Fabian von Allmen (Team 7-Phoenix), Michael Duc (B+B 4Cross Team) und Manuel Sierra (RSK Ohlsbach) reihten sich am Startgate auf. Mit einem fulminanten Start vermochte sich Von Allmen an die Spitze zu setzen, wo er sich auch souverän halten konnte, bis er Massow kurz vor dem Ziel alle Türen öffnete. Es passierte, was durch diesen taktischen Fehler passieren musste: Massow schlängelte sich gekonnt vorbei und wurde dafür mit dem Sieg belohnt. Von Allmen beendete das Rennen auf einem guten zweiten Rang vor Michael Duc und Manuel Sierra.

7-Sarntal2018-Elite BigFinal FirstTurn
# 7-Sarntal2018-Elite BigFinal FirstTurn
Das Podium der U17-Klasse.
# Das Podium der U17-Klasse.

In der Hobby-Kategorie konnte sich Sascha Duc (B+B 4Cross Team) unbehelligt und souverän den Tagessieg sichern, während bei den Masters der Altmeister Manuel Schiavo eine Klasse für sich war und vor Pascal Duc (B+B 4Cross Team) sowie Marco Willimann (Schmid Velosport) triumphierte. Nicht nur die männlichen Athleten, sondern auch die Athletinnen zeigten ein starkes Rennen. Samanta Pesenti setzte sich vom Start weg an die Spitze, doch Veronika Widmann (mehrmalige Italienische Downhillmeisterin sowie iXS European Downhill Cup Gesamtsiegerin) hielt stark dagegen, blieb dicht am Hinterrad und setzte alle Hebel in Bewegung, um die Ziellinie doch noch als Erste zu überqueren. Pesenti aber leistete sich keine Fehler und gewann schließlich souverän vor Widmann und der mehrfachen Saisonsiegerin Nina von Allmen (Team 7-Phoenix). Nach einem unschönen Sturz im Finale konnte glücklicherweise auch Janna-Sophie Saam (Bikeorado Race Team) das Rennen aus eigenen Kräften fertig fahren. Sie belegte den vierten Schlussrang.

Im Finale der Frauen ging es ebenfalls sehr spannend zu.
# Im Finale der Frauen ging es ebenfalls sehr spannend zu.
Das Podium der Frauen
# Das Podium der Frauen

Dass unter den Elitefahrern der Herren keine Geschenke verteilt werden, ist allseits bekannt. Bereits in der Qualifikation wurde hart um Hundertstel gekämpft – und erwartungsgemäß ging es auch im Rennen wild zu und her. Im kleinen Finale holte sich Jan Evers (VC Leibstadt) den Laufsieg und beendete somit das Rennen vor dem Deutschen Meister Ingo Kaufmann auf dem 5. Podiumsplatz. Im großen Finale standen sich der Schweizer Simon Waldburger, der Italiener Giovanni Pozzoni sowie die beiden Deutschen Robin Bregger (Bikepark Wolfach) und Erik Emmrich (Propain) gegenüber. Vom Start weg setzte sich Waldburger an die Spitze, leistete sich keine Patzer und fuhr den Sieg ein. Dahinter entbrannte der Kampf um den zweiten Platz zwischen Bregger und Pozzoni, doch Bregger hielt Pozzonis Attacken stand. Am Ende hieß es Waldburger vor Bregger, vor Pozzoni, vor Emmrich.

Im Small Final setzte sich Jan Evers vor Ingo Kaufmann durch.
# Im Small Final setzte sich Jan Evers vor Ingo Kaufmann durch.
Waldburger fuhr einen soliden Start-Ziel-Sieg ein.
# Waldburger fuhr einen soliden Start-Ziel-Sieg ein.
Das Podium der Elite Männer.
# Das Podium der Elite Männer.

Der nächste Lauf der European 4Cross Series findet am 8. September in Winnenden, Deutschland statt. Der traditionelle Dual Slalom verspricht weiterhin Spannung im Kampf um die Titel in der Gesamtwertung.

Ergebnisse

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Infos: Pressemitteilung European 4Cross Series | Bilder: Trix Von Allmen

Kai Saaler gewinnt die 24 Stunden von Finale Ligure: Alleine zum Sieg? Rennbericht aus Betreuerinnensicht!

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An Pfingsten wurde die 20. Auflage der 24h Finale Ligure ausgetragen – den Sieg in der prestigeträchtigen Solo-Kategorie des vielleicht berühmtesten Ausdauerrennens der Mountainbike-Welt konnte in diesem Jahr das erste Mal Kai Saaler aus Hasel (Baden-Württemberg) für sich entscheiden. Doch an Stelle eines gewöhnlichen Rennberichtes führt Kais Freundin Tamy uns hinter die Kulissen des Erfolgs. Viel Spaß!

Die Fakten

Die 24h Finale Ligure zählen zu den härtesten 24h Mountainbike-Rennen, die es gibt. 2018 wurde es zum 20. Mal ausgetragen und erfreut sich nach wie vor größter Beliebtheit. Die Strecke führt zu großen Teilen auf relativ anspruchsvollen Singletrails entlang, die sich schmal an der Steilküste der beliebten Mountainbike-Region entlangwinden. Steile, technische Anstiege fordern die Fahrerinnen und Fahrer – und die spärliche Vegetation setzt das Teilnehmerfeld erbarmungslos der Sonne aus.

Beste Bedingungen, um wie Kai Saaler etwas mehr als 300 Kilometer und 14.000 Höhenmeter abzuspulen – und zwar alleine. Um diese Leistung zu erreichen, macht Kai in den 24 Stunden quasi keine nennenswerten Pausen und verpflegt sich fast ausschließlich auf dem Rad. Er verbrennt fast 15.000 Kalorien und nimmt gut 18 Liter Flüssigkeit zu sich – entsprechend sieht die Versorgungssituation aus. Und hier kommt das Team ins Spiel, denn so ein Rennen fährt sich nicht alleine. Auch und vielleicht gerade nicht in der vermeintlichen Solo-Kategorie.

Seit einigen Jahren berichtet Kai Saaler hier auf MTB-News.de regelmäßig von seinen Erlebnissen bei den verschiedenen 12h und 24h Mountainbike-Rennen. Doch was passiert eigentlich hinter den Kulissen, wenn Kai einen Tag und eine Nacht auf dem Sattel sitzt? Das berichtet für uns dieses Mal die Freundin des Ausdauerfreaks – Tamy Walter.

Kais Betreuerstab
# Kais Betreuerstab - sechs Leute sind notwendig, damit ein Verrückter zuverlässig seine Runden drehen kann
Diashow: Alleine zum Sieg? Rennbericht aus Betreuerinnensicht!
Im Laufe des Tages kommt Kai in Fahrt
Und während Kai spärliche Sportlerkost futtert...
Zwangspause vor Einbruch der Nacht
Vollgas: Kai erwischt einen tollen Start ins Rennen
sportograf-122913786
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Die Vorbereitung

Kai hat die 24h Finale Ligure noch nie gewinnen können. Dennoch hält er es für das “geilste 24h Rennen der Welt” und begann – zu meinem Nachteil – in diesem Jahr besonders früh mit der Vorbereitung. Also das gesamte vor dem Rennen liegende Jahr. Zunächst waren es nur kurze Jogging-Einheiten, doch je näher die Saison und somit auch das Rennen in Finale rückte, desto länger wurden die Ausfahrten mit dem Rad. Zusätzliches Treppen- und Krafttraining, sowie Stabi-Übungen und Schwimmeinheiten ließen die gemeinsame Zeit an den Fernbeziehungswochenenden aufs Minimalste schrumpfen.

Glücklicherweise war er dieses Jahr nicht im Trainingslager, sondern wir nutzen die freien Tagen im Mai für einen kurzen gemeinsamen Urlaub am Gardasee. In Riva del Garda angekommen, bemerkte der Herr der Schöpfung “zufällig”, dass an genau diesem Wochenende das BIKE-Festival in Riva stattfand. Zufälle gibt’s, die gibt’s gar nicht. An einem Morgen klingelte bereits um 3 Uhr in der Früh der Wecker und Monsieur stand auf, um mit dem Rad Brötchen zu holen. 7 Stunden später war das Frühstück dann endlich da.

Eine Woche vor dem Rennen wurde dann zusätzlich auch die Ernährung drastisch umgestellt und die Kohlenhydratzufuhr deutlich reduziert. Auf dem Speiseplan standen also Salat, Gemüse, Fleisch und Käse, um die Trainingseinheiten mit leeren Speichern zu absolvieren. Für mich hatte unsere Fernbeziehung dann doch einen kleinen Vorteil, denn ich musste mich nicht an Kais Essensplan halten, sondern durfte nach Lust und Laune schlemmen. Zusätzlich trank Kai in diesen Tagen täglich etwa 6 bis 7 Liter Flüssigkeit, um seinen Körper für die Strapazen eines 24h-Rennens vorzubereiten. Da soll mal einer sagen, dass Frauen oft auf’s Klo müssen. Der Mann musste öfter pinkeln als das Manneken Pis in Brüssel. Drei Tage vor Finale dann der komplette Wechsel: wenig Training, viel futtern. Das entspricht schon eher meiner Lebensweise.

Futtern und Wein trinken, das gibt es nur in den letzten Tagen vor dem Rennen
# Futtern und Wein trinken, das gibt es nur in den letzten Tagen vor dem Rennen - davor heißt es Trainieren und Fasten

Beim Anblick unserer Unterkunft für die Zeit in Finale Ligure machte sich mal wieder Kais grandioses Organisationstalent (Achtung: Ironie!) bemerkbar. Der Sparfuchs hatte ein Prachtexemplar an Hotel ausgewählt: Laut Internetempfehlungen erwartete uns unfreundliches Personal, Kakerlaken, Schimmel im Bad, sowie Millionen von kleinen Mitbewohnern, alias Bettwanzen. Lange Rede, kurzer Sinn: Einmal und nie wieder.

Das Rennen

Am Freitagmorgen machten wir uns, auch wegen des grandiosen Hotels, schon recht früh auf den Weg zum Campingplatz “Terre Rosse”, welcher zum Veranstaltungsgelände gehörte. Zu unserem Glück konnten wir sogar wieder unseren Lieblingsplatz im Wald ergattern und ihn mit unserem dunkelblauen Zelt bestücken. Das Revier für die 24 Stunden war also markiert. Den restlichen Tag verbrachten wir am Sandstrand und ließen uns von der italienischen Sonne verwöhnen. Am Abend gönnten wir uns dann noch ein superleckeres Abendessen. Für Kai war es wohl eher die Henkersmahlzeit. Die obligatorische Flasche Rotwein durfte natürlich nicht fehlen, bevor wir uns dann erschöpft in unsere Herberge für Bettwanzen fallen ließen.

Ready to Race: Unser Zelt steht wie üblich direkt an der Strecke
# Ready to Race: Unser Zelt steht wie üblich direkt an der Strecke - das erschwert die Zugänglichkeit beim Aufbau, erleichtert die Versorgung aber ungemein

Der Renntag startete dann bereits um 5.30 Uhr, da wir noch unser gesamtes Equipment gefühlte zwei Tagesmärsche durch den Dschungel zu unserem Platz des Geschehens schleppen mussten. Unser Lager befand sich mitten im Wald, was den Eindruck erwecken könnte, man sei vor Wind und Sonne geschützt.

Etwa eine Stunde vor dem Start entfachten wieder die Diskussionen der letzten Tage, welches Trikot Kai beim Rennen tragen solle – blau oder orange. Kais Schwester und ich waren uns einig, dass man als Betreuer das orangefarbene Trikot viel besser erkennt, weil es in der Menge mehr auffällt. Doch die männliche Diva wollte unbedingt das Blaue, weil es anscheinend “besser zum Gesamt-Outfit passt”. Lange Rede, kurzer Sinn: es wurde das blaue Trikot. Es ist natürlich viel wichtiger auf dem Catwalk des 24h Finale Ligure 2018 gut auszusehen, als von den eigenen Betreuern rechtzeitig erkannt zu werden. Da sagt mal noch einer, dass Männer nicht aufs Aussehen schauen.

Kurz bevor sich Kai auf den Weg zum Startbereich machte, besprachen wir noch einmal die Wettkampfversorgung. Dank der Ernährungskenntnisse aus meinem Studium wurde die Verpflegung für das 24h-Rennen bestmöglich zusammengestellt. Wir waren so gut vorbereitet wie noch nie. Leider war das kein gutes Zeichen, denn bisher war immer, wenn wir gut in der Zeit lagen, kurz darauf irgendetwas total schief gelaufen.

Der Start

Mit nur zwei Minuten Verspätung, was für italienische Verhältnisse überpünktlich ist, fiel um 11.02 Uhr der Startschuss zum legendären 24h-Rennen. Jedes Jahr ist das Startprozedere in Finale etwas anders. In diesem Jahr galt es eine 800 m lange Strecke zunächst zu Fuß zurückzulegen, bevor man sein Bike schnappen und das eigentliche Rennen starten konnte. Außerdem starten drei Stunden nach den Solo-Fahrern und 2-er Teams die 4er, 8er und 12er Mannschaften, so dass es auf der Strecke richtig voll sein würde. Und die Tempounterschiede groß.

Kai hatte sich gleich in die zweite Startreihe gestellt und wollte als ehemaliger Hindernisläufer vorne mitlaufen. Wie immer fuhr er mit seinen Rennradschuhen, da diese anscheinend leichter und steifer sind. Zum Laufen taugen die Dinger aber genau gar nicht. Was soll ich sagen: Kai’s Laufstil war schlimmer als das Highheel-Training bei Germany’s Next Topmodel. Er schaffte es dennoch, sein Bike als Sechster zu schnappen und entging somit dem großen Gedränge auf den engen Trails. Die Strecke war mit 12 Kilometern länger als in den letzten Jahren, was die Verpflegung erschweren sollte. Da Kai am Anfang meist gleich ziemlich Dampf macht, gingen wir davon aus, dass er nach etwa 40 Minuten wieder an unserem Basislager vorbeikommen sollte. Tatsächlich kamen zu dieser Zeit, wie von uns prognostiziert, die ersten Mountainbiker an unserem Zelt vorbei. Doch keine Spur von Kai. Nachdem mittlerweile über 30 Fahrer an unserem Zelt vorbeigerast waren, wurde uns langsam aber sicher klar, dass irgendwas passiert sein musste. Ein platter Reifen? Ein anderer Defekt? Oder sogar ein Sturz? Diese Minuten der Ahnungslosigkeit sind für das Versorger-Team der blanke Horror.

Vollgas: Kai erwischt einen tollen Start ins Rennen
# Vollgas: Kai erwischt einen tollen Start ins Rennen - zumindest auf den ersten Metern, dann folgen drei Plattfüße
Einen Platten bei den 24h Finale Ligure zu fahren ist nicht weiter schwer
# Einen Platten bei den 24h Finale Ligure zu fahren ist nicht weiter schwer - bietet die steinige, staubige und schnelle Strecke doch genügend Raum dafür
Also heißt es auch hier
# Also heißt es auch hier - "Wer sein Rad liebt, der schiebt"

Glücklicherweise kam kurz darauf ein deutscher Fahrer an unserem Zelt vorbei und teilte uns mit, dass Kai einen Platten hatte. Das war schon mal gut – natürlich war ein platter Reifen nicht gerade optimal, aber zum Glück hatte ich nun die Gewissheit, dass er nicht gestürzt war und irgendwo im Graben lag. Auch wenn Kai immer behauptet, dass er vernünftig fährt – Kai, ich weiß ganz genau, dass du wie eine gesengte Sau durch die Trails jagst – ist ein schwerer Sturz von ihm immer meine größte Angst. Doch meistens versuche ich diesen Gedanken so gut es geht zu verdrängen und auf seine Fähigkeiten und seine Risikobereitschaft zu vertrauen. Nachdem so ziemlich das komplette Fahrerfeld vorbei gefahren war, kam Kai mit seinem Bike angerannt. Er schrie schon von Weitem, dass er drei platte Reifen hatte und wir das Ersatz-Bike bereitstellen sollen. In unserem Betreuer-Team machte sich Hektik breit. Kai übergab uns das Race-Bike, wir wechselten kurzerhand die Startnummer, er sprang wieder auf und ritt im Affenzahn von dannen.

Wir helfen kurzerhand mit dem Ersatzrad aus
# Wir helfen kurzerhand mit dem Ersatzrad aus - vielen Dank an die anderen Fahrer, die Kai mit zusätzlichen Ersatzschläuchen über die erste Runde geholfen haben

Nun stellte sich uns natürlich die Frage, ob er das Rennen überhaupt noch zu Ende fahren will beziehungsweise, ob er überhaupt noch eine Chance hatte, wieder nach vorne aufzufahren. Immerhin waren wir mit großen Ambitionen angereist und nun war er ganz am Ende des Feldes. Ich war der Meinung, dass er nun richtig Gas geben würde und wie so ein Irrer über die Strecke heizt. Obwohl ich insgeheim natürlich nichts dagegen gehabt hätte, wenn wir jetzt Pizza und Eis essen gegangen wären. Doch der entscheidende Vorteil von Ausdauerrennen: Nichts ist verloren, schon gar nicht am Anfang.

In der Zwischenzeit richteten unsere Väter das Rad und zwei Runden später konnte Kai wieder auf sein Cannondale umsteigen. Speedy Gonzales gab wie befürchtet richtig Gummi und ich hatte wirklich Angst, dass er sich bei den hohen Temperaturen komplett verheizt. Doch nichts da: Nach gefahrenen fünf Stunden hatte er sich schon auf den 5. Gesamtrang vorgekämpft. Nur die Hitze machte den Fahrern sichtlich zu schaffen. Um dem Salzverlust und einhergehenden Muskelkrämpfen bei diesen hohen Temperaturen entgegenzuwirken, mischte ich den Kohlenhydratgetränken zusätzlich kleine Mengen Salz hinzu. Uns war bewusst, dass eine 0,5l Flasche pro Runde wohl nicht ausreicht. Das blaue Funktionstrikot war zwar extra für hohe Temperaturen entwickelt worden, doch die Strapazen des Rennens waren so heftig, dass Kai dennoch gegen Abend, wie viele andere Fahrer auch, über leichten Schüttelfrost und Übelkeit klagte. Die ersten Vorboten eines Hitzschlags – wenn es schlecht läuft, dann aber richtig. Die ersten Einzelfahrer hatten das Rennen schon aufgegeben und wir zwangen Kai zu einem kurzen Stopp, sodass er ordentlich Flüssigkeit zu sich nehmen konnte. Kai hatte schon die ersten Krämpfe und auch die Spitze des Feldes wurde merklich langsamer.

Der Job einer 24h Betreuerin ist durchaus stressiger, als man sich das im ersten Augenblick denkt. Die dreckigen Trinkflaschen müssen von Staub und Dreck befreit werden, Getränke müssen aufgefüllt und das Essen vorbereitet und mit einem Haargummi an der Flasche befestigt werden. Nebenbei muss man natürlich auch immer die Uhr im Blick halten, um Kai nicht zu verpassen. Was bei einem blauen Trikot natürlich echt schnell passieren kann ;)

Im Laufe des Tages kommt Kai in Fahrt
# Im Laufe des Tages kommt Kai in Fahrt - er arbeitet sich Position um Position zurück in Richtung Spitze
Die Bedingungen rauben körperlich Kraft...
# Die Bedingungen rauben körperlich Kraft...
... gleichzeitig erfordert die Strecke zu jeder Zeit höchste Konzentration
# ... gleichzeitig erfordert die Strecke zu jeder Zeit höchste Konzentration
Immerhin waren in diesem Jahr die Bedingungen besser als in so manchem Jahr zuvor
# Immerhin waren in diesem Jahr die Bedingungen besser als in so manchem Jahr zuvor - lieber Sonne als Regen lautet die Devise
Kai kämpft ...
# Kai kämpft ...
... und ist am späten Nachmittag bereits wieder in den Top 10 angekommen
# ... und ist am späten Nachmittag bereits wieder in den Top 10 angekommen

Der Abend

18 Uhr – Zeit fürs Abendessen. Während auf Kais Speiseplan selbst gemachte Riegel, Kohlenhydratriegel von UltraSports, Bananen, selbst gemachte Haferkekse, Gels und für Notfallsituationen Gel-Chips stand, hatten wir viele leckere Grillsachen dabei. Würstchen, Käseknacker, Chicken-Nuggets, Putensteaks, Karottensalat, Selleriesalat, Tomaten, Senf und selbst gebackenes Brot als ansprechendes Kontrastprogramm zu Kai und seinem Effizienzessen.

Wir bereiten uns ebenfalls auf die Nacht vor, das bedeutet Abendessen!
# Wir bereiten uns ebenfalls auf die Nacht vor, das bedeutet Abendessen!
Und während Kai spärliche Sportlerkost futtert...
# Und während Kai spärliche Sportlerkost futtert...
... gönnen wir es uns frisch vom Grill
# ... gönnen wir es uns frisch vom Grill
Schlafen? Undenkbar, wenn man direkt an der Strecke liegt und neben einem die Toboga feiert
# Schlafen? Undenkbar, wenn man direkt an der Strecke liegt und neben einem die Toboga feiert - Zwangspause vor Einbruch der Nacht. Der Helm wird gewechselt und viel Flüssigkeit aufgenommen, um dem Sonnenstich und der Dehydrierung zuvorzukommen

Während wir am Schlemmen waren, beobachteten wir die gequälten Gesichter der Bekloppten auf der Strecke. Kai hatte sich durch seinen Husarenritt mittlerweile auf den 2. Platz vorkämpfen und eine Minute Abstand auf den Drittplatzierten herausfahren können. Jetzt war das Rennen in vollem Gange und an Stopps oder Pipi-Pausen war für Kai nicht zu denken.

Ab 20:30 Uhr war dann Lampenpflicht und Kai legte den ersten planmäßigen Stopp ein. Während wir die Kette ölten und die Rückleuchte montierten, futterte Kai eine kleine Schüssel Milchreis. Er wechselte den Helm, an dem die Lampe für die Nacht montiert war und fuhr wieder los. Das Ganze dauerte noch nicht mal 5 Minuten, doch wenn die Welt im Renntempo unterwegs ist, fühlt sich jede auch noch so kurze Pause wie eine kleine Ewigkeit an.

Gegen Abend sinken die Temperaturen und als es dunkel wird, frischt auch der Wind auf
# Gegen Abend sinken die Temperaturen und als es dunkel wird, frischt auch der Wind auf - jetzt kommen wir in die Phase, in der sich das Rennen entscheidet

Die Nacht

Die Nacht brach über uns herein, der Wind frischte auf und die Temperatur sank. Uns war klar: So wie so ziemlich jedes 24h-Rennen würde auch diese 20. Ausgabe der 24h Finale Ligure in der Nacht entschieden werden. In den wirklich harten Stunden. Kai drosselte ein wenig das Tempo, da die Sicht durch den vielen Staub auf der Strecke und die LED-Beleuchtung durchaus beeinträchtigt war. Trotz der Temporeduzierung schob er sich in Stunde elf bis auf 6 Minuten an den Führenden heran. Wer hätte das nach der luftleeren Startrunde erwartet?

Volle Konzentration in der Nacht von Finale Ligure
# Volle Konzentration in der Nacht von Finale Ligure

Doch es wurde noch besser. Nach der Hälfte des Rennens hatte Kai es tatsächlich an die Spitze des Feldes geschafft und wir merkten, dass der bisherige Erstplatzierte nun sogar auf den dritten Rang abgerutscht war. Der neue Zweitplatzierte war volle 45 min hinter Kai – keine schlechte Ausgangslage.

Die Nacht verlief im Anschluss weitestgehend ruhig, wobei “ruhig” wohl eher das falsche Wort ist. Unsere Nachbarn in der berüchtigten “Toboga” Abfahrt ließen ihrer Freude freien Lauf, jagten die Fahrer mit ihren Jubelgesängen durch die Steilkurven des Downhills und grölten gefühlt die ganze Nacht um die Wette. An Schlaf im unbequemen Campingstuhl war für uns so nicht wirklich zu denken. Vor allem weil der DJ in diesem Abschnitt auch noch geile Mucke spielte. Irgendwann begann es langsam hell zu werden und Kai konnte seinen Vorsprung über die Nacht auf etwas mehr als eine Runde ausbauen. Er klagte jedoch über immer mehr Krämpfe und musste sich während der Nacht einmal übergeben. Die Belastungen auf den Körper waren enorm und er nahm sich für den letzten geplanten Stopp etwas mehr Zeit, als es sonst der Fall war. Die Routine begann wieder. Lampe weg, Kette ölen, Milchreis essen und Helm wechseln.

Das sind die Momente, in denen sich die Fahrerinnen und Fahrer vermutlich überlegen, warum sie sich das alles antun. Diese Gedanken gibt es jedoch auch auf Seiten der Betreuer: Vor allem in den dunklen Stunden plagten mich immer mal wieder die Zweifel, warum zum Teufel ich mir das bei jedem Rennen wieder aufs Neue antue. Meine Antwort ist jedoch relativ einfach: Weil ich es verdammt noch mal liebe! Kai und ich hatten uns bei einem 24h-Rennen in Offenburg kennengelernt. Ich wusste also an sich schon von Anfang an, was mich erwarten würde. Zudem schweißen uns die Erlebnisse bei den Rennen immer wieder aufs Neue zusammen.

Der Morgen

19 Stunden waren nun geschafft, es war 6 Uhr morgens und es roch nach einer Mischung aus Gegrilltem und Kaffee. Die Italiener waren wach geworden. In den frühen Morgenstunden wurde es zwar etwas ruhiger um das Rennen, doch nun begannen die 1.000 Fahrer, ihre Betreuer und die Zuschauer des Rennens überall munter zu wuseln. In der Nacht war es nicht aufgefallen, aber einige Fahrer auf der Strecke sahen aus wie der Tod höchstpersönlich. Spätestens jetzt wich der anfängliche Spaß dem absoluten Überlebenswillen. Nicht nur die Einzelfahrer, sondern auch die Teamfahrer hatten schmerzverzerrte Gesichter und quälten sich über die gut 350 Höhenmeter jeder einzelnen Runde.

Irgendwann wird es Morgen und erst jetzt sieht man, wie viele Kräfte dieses Rennen gekostet hat
# Irgendwann wird es Morgen und erst jetzt sieht man, wie viele Kräfte dieses Rennen gekostet hat
Kai hat in der Zwischenzeit seine Führung ausbauen können und wir entspannen uns langsam
# Kai hat in der Zwischenzeit seine Führung ausbauen können und wir entspannen uns langsam
Morgenstund hat Gold im Mund, sagt man so schön? Stimmt!
# Morgenstund hat Gold im Mund, sagt man so schön? Stimmt!
sportograf-122913786
# sportograf-122913786

Nach 20 gefahrenen Stunden kam ein weiterer Knackpunkt des Rennens. Der Zieleinlauf ist schon fast greifbar und doch noch fern, denn es sind noch weitere 4 Stunden zu fahren. Fun fact: Meine längste Radtour die ich bisher bezwungen habe, ging ebenfalls 4 Stunden und in dieser Zeit habe ich einiges erlebt. Irgendwie eine verrückte Perspektive: Nach 20 Stunden im Sattel wartet meine längste Radtour noch auf das Starterfeld.

Ich bin ja der Meinung, dass jeder, der sich ein solches Rennen antut, verrückt sein muss. Im letzten Finale-Urlaub sind wir zusammen die Rennstrecke gewandert und ich war froh, als wir nach 2,5 Stunden Fußmarsch wieder heil am Ausgangspunkt angekommen sind. Diejenigen, die das Rennen allerdings im Alleingang bezwingen, müssen als Kind wohl des Öfteren kopfüber vom Wickeltisch gefallen sein. Genau wie mein Liebster.

Dadurch, dass parallel das Team-Rennen stattfindet, muss pro Runde häufig und knapp überholt werden
# Dadurch, dass parallel das Team-Rennen stattfindet, muss pro Runde häufig und knapp überholt werden - kein ungefährliches Unterfangen, denn am Wegesrand lauern die Platten
Essen und Trinken sind das A und O, nicht nur in Finale
# Essen und Trinken sind das A und O, nicht nur in Finale - Kai nimmt während des Rennens fast 18 Liter Flüssigkeit zu sich
Die letzten Meter ins Ziel vergehen dann wie im Flug
# Die letzten Meter ins Ziel vergehen dann wie im Flug - Kai prescht zum letzten Mal durch die Toboga

Irgendwann waren es nur noch zwei Stunden und das Ziel gefühlt wirklich greifbar. Und Kai lag immer noch in Führung, hatte seinen Vorsprung sogar auf volle zwei Runden ausbauen können. Ich hoffte nur, dass er jetzt nicht noch irgendwelche Dummheiten machen würde. Doch von Minute zu Minute stieg die Zuversicht. Und während Kai die letzten Kilometer abspulte, machten wir uns bereits vor Zielschluss ans Zusammenpacken und ins Auto verladen. Dabei war es gar nicht so einfach, das ganze Gerödel über die immer noch stark befahrenen Streckenabschnitte zu transportieren. Doch mit vereinten Kräften schafften wir das Unmögliche, so dass wir uns eine halbe Stunde vor der geplanten Zieleinfahrt auf den Weg zum Zielbereich machten.

Der Zieleinlauf

Zwei Minuten nach dem offiziellen Schlusspfiff fuhr Kai dann unter tosendem Applaus und mit einem breiten Grinsen über die Ziellinie. Er hatte es geschafft! Er hatte die Solokategorie für sich entschieden und zum ersten Mal den lang ersehnten Sieg bei den 24h Finale Ligure eingefahren. Ich weiß nicht, wie oft er mir schon von diesem Rennen erzählt hat und dass es schon immer sein Traum war, dieses Rennen zu gewinnen. Und jetzt hatte er sich diesen Traum endlich erfüllt.

Gewonnen! Kai Saaler gewinnt zum ersten Mal die Solo-Wertung der 24h Finale Ligure
# Gewonnen! Kai Saaler gewinnt zum ersten Mal die Solo-Wertung der 24h Finale Ligure
Interview hier, Foto und Video da...
# Interview hier, Foto und Video da...
... irgendwann folgt die Siegerehrung
# ... irgendwann folgt die Siegerehrung
Die stolzen Helden!
# Die stolzen Helden!

Ich war einfach superstolz auf ihn, dass er trotz der vielen Steine im Weg nicht aufgegeben und immer an sich geglaubt hat. In diesem Moment weiß man dann wieder, warum man sich als Betreuer die letzten 24 Stunden um die Ohren gehauen hat – um einen Verrückten am Leben zu halten.

Und dann hab ich den Spinner endlich mal für mich. Bis zum nächsten Mal!
# Und dann hab ich den Spinner endlich mal für mich. Bis zum nächsten Mal!

Nach einer gefühlten Ewigkeit und mehreren Presseinterviews hatte ich meinen Helden dann auch irgendwann für mich allein. Ich konnte es kaum erwarten, ihn endlich zu küssen. Dreckige und verschwitze Siegerküsse sind einfach die schönsten Küsse auf der Welt. Und dann waren die 24h Finale Ligure 2018 auch schon wieder vorbei. Doch ich bin mir sicher, die nächsten 24 Stunden warten schon auf uns.

Fotos: Tamy Walter, Sportograf | Text: Tamy Walter | Redaktion: Tobias Stahl / MTB-News.de 2018

Rennbericht 24h Finale Ligure: 20 Jahre rund um die Uhr!

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An Pfingsten bin ich bei den 24h Finale Ligure – seit 2009 gilt dieser Satz für mich fast ohne Ausnahmen. Auch in diesem Jahr hat für mich im Vierer-Team das vielleicht berühmteste 24h-Rennen der Mountainbike-Welt wieder den Auftakt in eine feine Urlaubswoche am Mittelmeer gebildet. Nachdem bereits Tamy, Freundin von Solo-Fahrer Kai Saaler, über dessen Sieg berichtete, kommt nun unser Bericht des bunt gemischten MTB-News-Teams. Viel Spaß mit dem Rennbericht und den schönsten Impressionen der 20. Ausgabe der 24h von Finale.

Die Toboga aus der Vogelperspektive - einer der bekanntesten Streckenabschnitte in Finale Ligure
# Die Toboga aus der Vogelperspektive - einer der bekanntesten Streckenabschnitte in Finale Ligure - © Sportograf

24h Finale Ligure 2018 – Rennbericht

Ungläubig starren wir dem älteren Herren hinterher, der in weiten Schwüngen die Toboga hinabzirkelt. Die Toboga ist die berühmte und kurvenreiche letzte Abfahrt auf dem Hochplateau La Manie, auf dem in diesem Jahr zum 20. Mal die 24h von Finale Ligure ausgetragen werden. Nicht nur unter 24h-Fans hat sich das Rennen in dieser Zeit zu einer festen Instanz unter den Langstreckenrennen entwickelt. Ich würde sogar soweit gehen zu sagen, dass es das beste 24h Mountainbike-Rennen auf dieser Welt ist. Der Grund ist unter anderem der beschriebene Herr: Er ist dem Motto der diesjährigen Veranstaltung gefolgt und fährt gemäß dem Jubiläumsrennen mit einem klassischen Bike. Der Veranstalter hatte dazu aufgerufen und einige Teams sind ihm gefolgt. So findet sich zwischen all den hochgezüchteten Kohlefaser-Boliden auch der ein oder andere Klassiker. Wer den nicht aufbieten kann oder will, greift zu anderen Mitteln. Unser Protagonist fährt mit einem Trekking-Bike auf Straßenreifen. Mit Gepäckträger. Und Packtaschen. Es ist dieser Wahnsinn, der die 24h von Finale Ligure so besonders macht. Hier wird Mountainbiken als Festival zelebriert – fast könnte man als Zuschauer meinen, dass hier gar kein Rennen stattfindet.

Helm, Jersey, Bike
# Helm, Jersey, Bike - das perfekte Outfit für die 20-Jahre-Juliäumsausgabe
Echte Raritäten wie dieses Colnago waren in Finale zu sehen
# Echte Raritäten wie dieses Colnago waren in Finale zu sehen - an den Start gingen aber meist eher aktuelle XC-Boliden wie das Focus O1E im Hintergrund
Geschummelt: Die Reifen sind nicht Time Correct
# Geschummelt: Die Reifen sind nicht Time Correct - und für dieses starre Canti-Bike ging es nur vor dem Rennen auf die Runde
Auch wenn sie zahlenmäßig zwischen den aktuellen Rändern klar untergingen
# Auch wenn sie zahlenmäßig zwischen den aktuellen Rändern klar untergingen - die Klassiker haben dem Rennen in diesem Jahr eine besondere Note gegeben und wurden vom Publikum besonders gefeiert
Kein altes MTB in der Garage? Egal - das Trekking-Bike mit Satteltaschen ist ein mehr als würdiger Ersatz
# Kein altes MTB in der Garage? Egal - das Trekking-Bike mit Satteltaschen ist ein mehr als würdiger Ersatz

In der Gesamtheit der Teams, Fahrerinnen und Fahrer, gehen die Klassiker am Ende des Tages jedoch trotz des besonderen Jubiläums unter. Der Grund dafür ist ebenfalls typisch Finale Ligure – das ist die einmalige Strecke, die hier befahren wird. Anders als bei anderen 24h-Rennen führt sie zu großen Teilen über fein angelegte, technisch durchaus anspruchsvolle Trails. So mischen sich enge Waldsektionen voller Wurzeln und Steine mit offenen, schnellen Schotterabschnitten ab. Und schnell heißt hier wirklich schnell – die Spitzengeschwindigkeiten liegen bei den Top-Fahrern bei über 50 km/h. Auf einem kaum handtuchbreiten Singletrail. Zwei längere Abschnitte Forstpiste bieten immerhin etwas Möglichkeit zum Verschnaufen, zum Beispiel bevor es in den technischen Uphill durch den Canyon hinauf zur Toboga geht. Und immer wieder werden die Mühen mit bester Sicht aufs Meer belohnt. So erstreckt sich die abwechslungsreiche Rennrunde auch in diesem Jahr wieder über eine Distanz von 11,7 km mit gut 315 hm.

Organisator Riccardo: Immer unterwegs und bemüht, die 24h von Finale Ligure noch besser zu machen
# Organisator Riccardo: Immer unterwegs und bemüht, die 24h von Finale Ligure noch besser zu machen
Elektrisierte Ausdauer? Im Vorprogramm der 24h Finale Ligure lieferten sich die E-Biker ein aufgeladenes 6-Stunden-Rennen
# Elektrisierte Ausdauer? Im Vorprogramm der 24h Finale Ligure lieferten sich die E-Biker ein aufgeladenes 6-Stunden-Rennen
Für jeden Typ was dabei? Motivation über der Strecke mal anders interpretiert
# Für jeden Typ was dabei? Motivation über der Strecke mal anders interpretiert
Die Strecke in Finale hat es durchaus in sich
# Die Strecke in Finale hat es durchaus in sich - Grund genug für viele Fahrer, auf eher spaßorientierte Bikes zu setzen

Für mich war es die achte Teilnahme bei den 24h von Finale Ligure und auch in diesem Jahr gab es einige Neuerungen. Langweilig wird es in Finale auf jeden Fall nie. Das liegt alleine schon am Startprozedere, zu dem sich Riccardo und das Veranstalter-Team jedes Jahr kleine Änderungen einfallen lassen. So gehen in diesem Jahr die Solo-Fahrerinnen und -Fahrer (Rennbericht von Solo-Sieger Kai Saaler) wieder quasi zeitgleich mit den Teamfahrern an den Start. Lediglich drei Stunden Vorsprung gibt man den Einzelstartern auf ihrem Weg. Und das Team-Rennen startet wie früher schon auf der Strandpromenade von Finale Marina, von wo aus es hinter einem Begleitfahrzeug bis nach Varigotti geht. Hier wird schließlich das Rennen freigegeben und der Wahnsinn der 24h von Finale Ligure nimmt seinen Lauf.

Im Team von MTB-News.de, dem eigenen Anspruch gemäß „Slow-News“ genannt, übernimmt in diesem Jahr Tobi Pflumm den Startfahrer, der sich die steile Rampe hinauf zur Rennstrecke kämpfen darf. Dem Motto Rechnung tragend kleidet er sich stilbewusst in einem alten T-Mobile MTB-Trikot. Das war es dann aber auch mit Retro, denn um das Rennen erträglich und die Zeiten gut zu machen ist er wie auch ich auf unserem Scott Spark RC 900 World Cup Dauertest-Bike unterwegs. Wie auch in den Vorjahren schon nutzen wir so dieses harte 24h Rennen, um über die modernsten Cross Country-Bikes eine valide Aussage im Praxiseinsatz unter verschiedenen Fahrern treffen zu können.

Franzi war in diesem Jahr das erste Mal bei den 24h Finale Ligure am Start
# Franzi war in diesem Jahr das erste Mal bei den 24h Finale Ligure am Start - als alte XC-Fahrerin konnte sie sich kaum zurückhalten, schnelle Rundenzeiten zu liefern

Das Team komplettieren Julia und Franziska Weihing (girlsridetoo.de), die sich ihrerseits ein Plus-Bereiftes Damen-Bike teilen. Ob das die ideale Wahl für diese Strecke ist? Meiner Erfahrung nach fährt man hier trotz der vielen Steine und nicht immer einfachen Passagen am Ende des Tages trotzdem am besten ein XC-Bike. Eines, das die Schmerzen in den steilen Uphills lindert. Wie dem auch sei, sind wir somit auch in diesem Jahr wieder im Vierer-Mixed-Team unterwegs. Diese Konstellation ist in meinen Augen ideal, denn der körperliche Anspruch ist weder zu verachten noch vernichtend. So bleibt Zeit für das ein oder andere Pläuschen, gutes Essen und die allfälligen Reparaturen. Und eine Mütze Schlaf. Mit Tobi und Franzi haben wir abermals zwei Neulinge im Team, die sich von den mitreißenden Erzählungen vergangener Jahre haben anstecken lassen.

Wie in noch fast jedem Jahr ist unsere Taktik einfach: Nach jeder Runde wird gewechselt, nur nachts werden zur Verlängerung der Schlafenszeit jeweils zwei Runden am Stück gedreht. Anders als in anderen Jahren scheint dieser Plan jedoch auch tatsächlich aufzugehen. Runde um Runde dreht das Team und wir fahren alle konstant unsere Rundenzeiten – auf dem jeweils möglichen Niveau. Allein dieser Umstand nimmt schon einigen Stress aus der Veranstaltung, bei der man sonst all zu gern vergisst, dass man einen ganzen Tag lang unterwegs sein wird und nicht bloß eine Runde.

Auf weiten Teilen ist die Strecke in Finale Ligure natürlich und schroff
# Auf weiten Teilen ist die Strecke in Finale Ligure natürlich und schroff - bei allem Tempo sollte man hier aufmerksam fahren, um keinen Platten zu kassieren
Das Ziel vor Augen? 24h sind lang und in der Ruhe liegt die Kraft
# Das Ziel vor Augen? 24h sind lang und in der Ruhe liegt die Kraft
Wenn man es bis kurz vor das Ziel geschafft hat, belohnt die "Toboga" mit feinen Kurven und hohem Tempo
# Wenn man es bis kurz vor das Ziel geschafft hat, belohnt die "Toboga" mit feinen Kurven und hohem Tempo
In der Toboga gibt es grundsätzlich zwei Linien
# In der Toboga gibt es grundsätzlich zwei Linien - für alle Normalsterblichen ist das Tempo quasi identisch

Nachdem wir am Vortag noch einigen Ärger mit der Technik hatten (Kernherausforderung: Montiere einen mit alter Milch verdreckten Reifen schlauchlos ohne Kompressor), läuft es in den ersten Stunden wie am Schnürchen. Die Übergaben laufen reibungslos, die Gänge rasten sauber und die Reifen halten ihre Luft. Irgendwann wird es Abend und endlich sinken die Temperaturen ein wenig. Im großen Fahrerlager macht sich bei bester Stimmung Grill-Feeling bereit. Gemein für die Solisten, ein Traum für die Teams. Und wir haben in diesem Jahr sogar eine Art Beleuchtung, die ihren Namen verdient. Zumindest für unser Camp. An den Bikes haben wir nicht ganz genügend Lampen und Akkus, so dass Tobi tatsächlich irgendwann in den frühen Morgenstunden mit nur seiner Helmleuchte zurückkommt und wir anfangen, nicht mehr zu jeder Zeit die volle Leistung unserer Lupinen abzurufen. Das Thema mit der Lagerung der Li-Ionen-Akkus wird kurz diskutiert und ich entschuldige mich damit, dass ich im Job einfach zu wenig zum Night-Riden komme, um die Akkus entsprechend in Schuss zu halten.

In der Nacht wurde es tatsächlich etwas kühler
# In der Nacht wurde es tatsächlich etwas kühler - das Team der Sportografen dokumentierte fleißig rund um die Uhr
Voller Einsatz von Tobi im Retro-Trikot
# Voller Einsatz von Tobi im Retro-Trikot - irgendwann versagte einer der Akkus, so dass wir mit gedrosselter Beleuchtung die Nacht beenden mussten
Aussicht satt am frühen Sonntagmorgen
# Aussicht satt am frühen Sonntagmorgen

Als die Sonne in voller Pracht über Genua aufgeht und die Strecke und mit ihr die geschundenen Körper in pures Gold zu hüllen scheint, wird dieser Punkt zur Nebensache. Mit konstanten Rundenzeiten haben wir uns gut im Rennen gehalten und sind Stück für Stück nach vorne gefahren. Wobei nach vorne relativ ist und zumindest die Hälfte unseres Teams am Ende die eigene Platzierung gar nicht kennen wird. Auch gut, schließlich sind wir zum Spaß hier.

Gute Miene zum bösen Spiel? Wohl kaum: für Franzi und Tobi war der Auftakt in Finale mehr als gelungen
# Gute Miene zum bösen Spiel? Wohl kaum: für Franzi und Tobi war der Auftakt in Finale mehr als gelungen
Franzi fräst durch die Toboga und wird von den Italienern intensiv angefeuert...
# Franzi fräst durch die Toboga und wird von den Italienern intensiv angefeuert...
... hier würde man sich über eine noch weit höhere Frauenquote freuen!
# ... hier würde man sich über eine noch weit höhere Frauenquote freuen!
Temporausch: Die spaßigen schnellen Streckenabschnitte lassen die Strapazen fast vergessen
# Temporausch: Die spaßigen schnellen Streckenabschnitte lassen die Strapazen fast vergessen
Julia kämpft sich Runde um Runde zum höchsten Punkt der Strecke hinauf
# Julia kämpft sich Runde um Runde zum höchsten Punkt der Strecke hinauf
Franzi gibt dem Scott Spark RC die Sporen und ist sichtlich beeindruckt von der Performance
# Franzi gibt dem Scott Spark RC die Sporen und ist sichtlich beeindruckt von der Performance
Das Terrain in Finale Ligure ist immer abwechslungsreich und fordernd
# Das Terrain in Finale Ligure ist immer abwechslungsreich und fordernd - genau diese Charakteristik ist es, die den Reiz der Strecke ausmacht
Auch wenn sich das Teilnehmerfeld relativ gut verteilt
# Auch wenn sich das Teilnehmerfeld relativ gut verteilt - Verkehr hat man an sich auf jeder Runde und das Überholen auf den engen Singletrails ist immer Teil der Herausforderung
Pedala meno, pensa alla mussa
# Pedala meno, pensa alla mussa - zum Glück kann ich kein Italienisch
Das Plateau vor dem Einstieg in die Toboga ist steinig
# Das Plateau vor dem Einstieg in die Toboga ist steinig - Franzi walzt sich auf den Plus-Reifen ihren Weg
Durchbeißen!
# Durchbeißen!
Die Belastung der Strecke verwandelt so manchen Bremspunkt in eine tiefe Buckelpiste
# Die Belastung der Strecke verwandelt so manchen Bremspunkt in eine tiefe Buckelpiste - hier heißt es für den ambitionierten Piloten: Aufgepasst!
Neugierig trotz Rennen: Tobi testet für eine Runde das Plus-Bike der beiden Damen im Team
# Neugierig trotz Rennen: Tobi testet für eine Runde das Plus-Bike der beiden Damen im Team - das Ergebnis kurz zusammengefasst: Spaßig, aber langsamer
Teilnehmer mit offensichtlich kühlem Gemüt
# Teilnehmer mit offensichtlich kühlem Gemüt - dieser Starter im Kinderrennen schien von den Temperaturen unbeeindruckt
Die Strapazen der letzten Nacht stehen den Fahrern am Morgen ins Gesicht geschrieben
# Die Strapazen der letzten Nacht stehen den Fahrern am Morgen ins Gesicht geschrieben
Ich. Bin. Platt.
# Ich. Bin. Platt. - Zum Glück nur körperlich, die Hardware hält in diesem Jahr klaglos
Zum letzten Mal heißt es den Weinberg zur Wechselzone hinauf sprinten, dann sind wir im Ziel
# Zum letzten Mal heißt es den Weinberg zur Wechselzone hinauf sprinten, dann sind wir im Ziel

Minütlich wird es wärmer – ja richtiggehend heiß – und wir erinnern uns an das letzte Jahr, wo es gegen Mittag so heiß wurde, dass wir irgendwie verpassten oder verpassen wollten, den letzten Fahrer auf die Strecke zu schicken. Nicht so in diesem Jahr. Trotz der hohen Temperaturen komme gerade ich endlich in Schwung. Die letzten Tage vor Finale hatte ich noch mit undefiniert fiebrigen Zustand im Bett verbracht und nur unter der Auflage gemütlicher Rundenzeiten war der Start überhaupt in Frage gekommen. Doch so ein Rennen und Stimmung vor Ort können wahre Wunder wirken. So werden die Beine von Runde zu Runde besser und die Power kommt endlich wieder in den Pedalen an. In Renntempo gefahren gehört diese Strecke einfach zu den besten der Welt und mein Körper will mir die Freude ermöglichen. Ich sage vielen Dank.

Strahlende Gesichter bei Team und Betreuern nach dem Rennen
# Strahlende Gesichter bei Team und Betreuern nach dem Rennen
Team M483 hört in diesem Jahr auf den Namen "Slow News"
# Team M483 hört in diesem Jahr auf den Namen "Slow News" - bloß keine Hektik war die Devise, die uns einmal mehr ein spannendes und abwechslungsreiches Rennen beschert hat
Ersatzschlauch, CO2-Kartusche und Luftpumpe
# Ersatzschlauch, CO2-Kartusche und Luftpumpe - alles dabei aber zum Glück nie gebraucht

Nach etwas mehr als 24 Stunden überquert dann auch unser Team zum letzten Mal die Ziellinie. Bis zum Ende sind wir von technischen Defekten verschont geblieben und nur Julia muss leicht ihre Wunden lecken. Einen kleinen Tribut müssen wir alle zollen. Im allgemeinen Trubel packen auch wir unsere Sachen und sehen zu, dass wir zu Pizza und Strand nach Finale kommen. Jetzt kann der Urlaub losgehen, es warten die NATO-Base und abwechslungsreiche EWS-Stages – Finale, wir kommen wieder.

24h Finale Ligure 2018 – Ergebnisse

Solo

SolitariGenerale

Team-Wertung

Generale Team4_8_12

4er Team-Wertung

Team4M

Weitere Informationen: www.24hfinale.com

Fotos: Tobias Stahl, Sportograf.de

iXS Downhill Cup #5 – Bad Tabarz: Rennbericht der Deutschen Meisterschaft

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Am zurückliegenden Wochenende wurden bei besten Bedingungen in Bad Tabarz die neuen Deutschen Meister gekürt. Am Ende streiften sich Max Hartenstern und Nina Hoffmann das begehrte Trikot in den Elite-Klassen über – hier die vollständigen Ergebnisse aus Bad Tabarz. Viel Spaß mit dem Rennbericht vom spannenden Wochenende.

Der Rückblick des Wochenendes in Zahlen ist: 25 Jahre Downhill am Inselsberg, 26. Deutsche Meisterschaft im Downhill, 5. DM in Bad Tabarz und 400 Fahrer aus 10 Nationen beim 5. Lauf des iXS Downhill Cups. Ganz schön beachtlich – insbesondere wenn man die Historie des thüringischen Ortes hinsichtlich der Austragung von Rennen betrachtet. Wohl nur ganz wenige Orte auf der Welt können auf eine ähnlich lange Tradition zurückblicken. In Tabarz haben schon in den Neunzigern die großen Helden der damaligen Zeit spannende Rennen abgeliefert und somit ist es bewundernswert, dass am Inselsberg heute immer noch großartiges Racing abgeliefert wird. Zum Jubiläum des Vierteljahrhunderts haben sich die Organisatoren aber nicht zurückgelehnt und feiern lassen. Eher im Gegenteil – sie haben die Veranstaltung zu etwas Besonderem werden lassen.

Erik Irmisch trat auf der flachen und nicht extrem technischen Strecke in Tabarz auf einem zum DH-Bike umgebauten YT Capra 29" an.
# Erik Irmisch trat auf der flachen und nicht extrem technischen Strecke in Tabarz auf einem zum DH-Bike umgebauten YT Capra 29" an.
Diashow: Rennbericht der Deutschen Meisterschaft
Willi Lützeler holte in Bad Tabarz seine erste Medaille im Downhill-Sport.
Simon Maurer von den SRAM Young Guns musste sich nur Tristan Botterman aus den Niederlanden geschlagen geben und wurde zum Deutschen Meister gekürt.
Awards Elite Women - DHC Bad Tabarz 2018
Podium U19 - DHC Bad Tabarz 2018
Max Hartenstern, der neue Deutsche Meister im Downhill!
Diashow starten »

Bereits zum fünften Mal konnte man sich in Bad Tabarz die Austragung der Deutschen Meisterschaft sichern und somit war es für die einheimische Downhill-Elite das wichtigste Rennen des Jahres. Das Trikot übergestreift zu bekommen, ist ein Highlight in der Karriere eines Sportlers, schließlich reiht man sich ein in den Kreis der allerbesten der Disziplin. Ein Jahr lang, darf man dann mit dem Ärmel in den Landesfarben fahren und somit träumt wohl jeder Top-Fahrer von diesem Titel. Der Favoritenkreis war nicht gerade klein, aber in diesem Jahr irgendwie auch nicht so richtig eng abzugrenzen. Potentielle Anwärter gab es einige, aber die Vergangenheit hat gezeigt, dass an einem solchen Tag auch alles anders kommen kann.

Bad Tabarz hat wieder einmal gezeigt, dass man routiniert ein Rennen abliefert, welches der perfekte Schauplatz für eine würdige Deutsche Meisterschaft ist. Gleichzeitig wurde der fünfte von insgesamt neun Läufen des iXS Downhill Cups veranstaltet, sodass auch einige internationale Fahrer den Weg in die kleine thüringische Ortschaft gefunden haben. Der Streckenverlauf war sehr ähnlich der letzten Ausgaben, obwohl natürlich kleinere Modifikationen eingearbeitet wurden. Der größte Unterschied zu den Vorjahren war jedoch, dass es diesmal ein Rennen bei besten Wetterbedingungen mit sommerlichen Temperaturen und völlig ohne Nässe war. Die Teilnehmer mussten sich zwar auch auf rutschige Verhältnisse einstellen, aber eben eher wegen des trockenen und staubigen Untergrunds. Am Freitag ging das ganze Spektakel also erstmal ziemlich entspannt mit dem Abholen der Startnummer und dem obligatorischen Track Walk los. Danach gab es vier Stunden Trainingszeit, um erst einmal eine Beziehung zur Strecke und den Verhältnissen aufzubauen. Schon jetzt deutete sich an, dass mancher etwas mehr Spaß und das gewünschte gute Gefühl auf dem Fahrrad hatte, während der eine oder andere etwas damit haderte. Im Anschluss gab es noch das Side-Event „Bike-Pulling“, bei dem sogar Kommissäre die Nähe zum Volk suchten.

Harriet Rücknagel hat auch wieder Lust am Downhill-Fahren bekommen
# Harriet Rücknagel hat auch wieder Lust am Downhill-Fahren bekommen - die ehemalige Deutsche Meistering vom Team Rad-Art stand in Tabarz wieder am Start.

Der Samstag startete wieder sommerlich und entspannt, bevor es dann nach dem Mittag mit dem Seeding Run den ersten Gradmesser für das prestigeträchtige Ergebnis des Finaltages gab. Schnellster im Seeding Run war Matthew Walker (NZL – Cube Global Squad), wobei dies für die meisten nicht unbedingt das Interessanteste war. Schließlich ging es um die Deutsche Meisterschaft, also waren die Augen hauptsächlich auf die inländischen Fahrer gerichtet. Von diesen war es Max Hartenstern (GER – Cube Global Squad), der vor Benny Strasser (GER – GZ Rocky Mountain Racing) und Joshua Barth (GER – Carbocage Factory Racing) auf der Liste auftauchte. Bei den Frauen war es Nina Hoffmann (GER – Santa Cruz Bicycles), die sich mit einem ordentlichen Abstand das nötige Selbstvertrauen einfuhr.

Nachdem sich die Anspannung dann wieder gelegt hatte, gab es ein weiteres Highlight des Wochenendes: Anlässlich des Jubiläums wurde das Race of Legends organisiert, bei dem etwa 20 Fahrer mit teilweise historischem Material an den Start des originalen Streckenverlaufs von 1993 gingen. Auf dem Kurs eröffnet und danach moderiert wurde das Ganze von Uwe Buchholz–  und was der für alte Kamellen herausholte, war wieder unglaublich und wirklich hoch interessant. Die vielen Zuschauer und erst recht die Protagonisten haben dieses Rennen sehr genossen, sodass es eine schöne Würdigung des 25 Jahre andauernden Enthusiasmus des Ausrichters war.

Dann kam der Sonntag und damit der Tag der Entscheidung. Am frühen Vormittag hieß es, noch einmal ein paar letzte Trainingsruns abzuspulen, um die Linien endgültig zu festigen, bevor es dann ab halb zwölf mit den Open Kategorien losging. Natürlich wurde auch hier schon ordentliches Racing abgeliefert – doch der erste Meistertitel wurde in der Klasse Pro Masters vergeben. In dieser lagen die Zeiten der ersten Drei am Vortag innerhalb einer Sekunde, weshalb zu erwarten war, dass sich hier nichts geschenkt werden würde. Am Ende landete Daniel Jahn (GER – Nicolai BikeBauer) ganz oben auf dem Podium. Der letzte Woche bei der Enduro DM gekürte Meister Benny Herold (GER – Giant Germany Off-Road Team) verpasste das Double mit 2,8 Sekunden Rückstand und platzierte sich auf Rang zwei, während Willi Lützeler (GER – Cube) das Podest komplettierte.

Willi Lützeler holte in Bad Tabarz seine erste Medaille im Downhill-Sport.
# Willi Lützeler holte in Bad Tabarz seine erste Medaille im Downhill-Sport.
Der Sieger hieß jedoch Daniel Jahn vom Team Bikebauer.
# Der Sieger hieß jedoch Daniel Jahn vom Team Bikebauer.

Anschließend kam die U17 Klasse an die Reihe, bei der es in diesem Jahr sogar ein Meistertrikot gab, nachdem der BDR im letzten Jahr nur die Medaillen vergeben hatte. Die Goldene sicherte sich Benjamin Beck (GER – Pivot Cycles Devo Team), der schon im Seeding Run zeigte, dass er große Ambitionen auf den Sieg hatte. Dahinter reihten sich Felix Schumann (GER – GZ Rocky Mountain Racing) und Colin Klipper (GER – MSF Frammersbach) ein.

Benjamin Beck siegte in der heiß umkämpfte U17-Klasse.
# Benjamin Beck siegte in der heiß umkämpfte U17-Klasse.

In der Elite Women Klasse waren mit Harriet Rücknagel (GER – Rad-Art Ilmenau), Sandra Rübesam (GER – Nukeproof) und Raphaela Richter (GER – Radon Factory DH Racing) drei ehemalige Deutsche Meisterinnen angetreten, um erneut den Titel mit nach Hause zu nehmen. Aber seit einiger Zeit hebt sich die ehemalige Leichtathletin Nina Hoffmann als größtes deutsches Talent hervor. Die Frage war nur, ob sie diesen Anspruch auch bei diesem Rennen unter Beweis stellen könnte. Spannend machten es die Damen auf jeden Fall, denn bei der Zwischenzeit lag Sandra Rübesam fast vier Zehntelsekunden vor Hoffmann. Aber die mittlerweile in München lebende Thüringerin konnte diesen Vorsprung nicht ins Ziel retten und musste sich sogar noch hinter der aktuell führenden Raphaela Richter einreihen.

Nina Hoffmann konnte im World Cup bereits einige Ausrufezeichen setzen und sicherte sich wenig überraschend den Sieg.
# Nina Hoffmann konnte im World Cup bereits einige Ausrufezeichen setzen und sicherte sich wenig überraschend den Sieg.

Dann kam Hoffmann über den Zielsprung und allen war klar: Das ist die neue Deutsche Meisterin. Die aus Saalfeld stammende 22-Jährige benötigte für den etwa zwei Kilometer langen Kurs 2:26.303 Minuten und setzte sich damit mit über zwei Sekunden Vorsprung von ihren Konkurrentinnen ab. Vizemeisterin ist also Raphaela Richter, die, wenn man ehrlich ist, aus ihrem Titel im letzten Jahr nicht wirklich Kapital schlagen konnte. Dritte wurde Sandra Rübesam, die darüber sicherlich etwas enttäuscht war, da der Titel schon greifbar nah erschien.

Elite Women - DHC Bad Tabarz 2018
# Elite Women - DHC Bad Tabarz 2018
Awards Elite Women - DHC Bad Tabarz 2018
# Awards Elite Women - DHC Bad Tabarz 2018

Nun war die Klasse U19 dran. 28 Fahrer gingen an den Start, wobei Tristan Botteram (NED – Ripstar/Bombshell Team) im Seeding Run hauch dünn vorne lag. Der Niederländer ging somit und nicht zuletzt aufgrund seines Vorjahressieges auf dieser Strecke als Favorit ins Rennen. Für die anderen Teilnehmer war jedoch fast egal, was er am Ende abliefern würde, schließlich ging es bei ihnen um den Meistertitel. Am Ende war die Podestverteilung gleich der des Vortages, Tristan Botteram war Gewinner des Rennens, während für Simon Maurer (GER – Sram Young Guns) der zweite Platz den Deutschen Meistertitel der Junioren einbrachte. Dritter und damit Vizemeister wurde Hannes Lehmann (GER – MRC Saracen Racing Team).

Simon Maurer von den SRAM Young Guns musste sich nur Tristan Botterman aus den Niederlanden geschlagen geben und wurde zum Deutschen Meister gekürt.
# Simon Maurer von den SRAM Young Guns musste sich nur Tristan Botterman aus den Niederlanden geschlagen geben und wurde zum Deutschen Meister gekürt.
Podium U19 - DHC Bad Tabarz 2018
# Podium U19 - DHC Bad Tabarz 2018

Die letzte Klasse war die Elite Men, in der als erster Fahrer Silas Grandy (GER – GZ Rocky Mountain Racing) eine Zeit vorlegte, die in der Region der Bestzeit des Vortages war. Zu diesem Zeitpunkt hatte er zwar über drei Sekunden Vorsprung, doch alle anderen Klassen hatten vorher schon gezeigt, dass die Strecke noch einmal etwas schneller im Vergleich zum Samstag geworden war und somit würde Grandy wohl nicht ewig im Red Bull Hot Seat sitzen. Die nächsten vier Fahrer kamen dann erst einmal nicht an die vorgegebene Zeit heran – aber dann leuchtete im Livetiming auch schon die nächste Zwischenzeit grün auf. Im Ziel bewahrheitete sich dann, dass Christian Textor (GER – Team Bulls) gut unterwegs war, denn er unterbot Grandy um mehr als eine Sekunde.

Jasper Jauch hatte einen schnellen Lauf, ging im unteren Teil jedoch hart zu Boden!
# Jasper Jauch hatte einen schnellen Lauf, ging im unteren Teil jedoch hart zu Boden!
Joshua Barth war nach seinen Erfolgen im World Cup und European Downhill Cup ein heißer Kandidat auf den Sieg
# Joshua Barth war nach seinen Erfolgen im World Cup und European Downhill Cup ein heißer Kandidat auf den Sieg - mit Platz 3 scheiterte er nur knapp.

Dann war es Rick Balbierer (GER – Giant Germany Off-Road Team), der an der Zwischenzeit vorn lag. Im Ziel reihte er sich jedoch hinter Textor ein, während in dem Moment schon wieder eine schnelle Zwischenzeit von Joshua Barth angezeigt wurde. Aber auch er platzierte sich mit nur zwei Hundertstelsekunden Rückstand hinter dem aktuell Führenden, der im Übrigen seit einer Woche Deutscher Meister im Enduro war. Anschließend waren es die Teamkollegen des Cube Global Squad, die an der Splittime erneut unterboten. Max Hartenstern rettete seinen Vorsprung bis ins Ziel und war damit in seinem ersten Elite Jahr der Deutsche Meister 2018. Fast schon wäre der Zieleinlauf von Matthew Walker untergegangen, aber der Neuseeländer sicherte sich mit 2:06.218 min erneut den Rennsieg.

Matt Walker stand trotz seines souveränen Siegs etwas im Schatten seines junge Teamkollegen …
# Matt Walker stand trotz seines souveränen Siegs etwas im Schatten seines junge Teamkollegen …
… Max Hartenstern reichte Platz Zwei, um sich zum dritten Mal in Folge den Titel des Deutschen Meisters zu erkämpfen.
# … Max Hartenstern reichte Platz Zwei, um sich zum dritten Mal in Folge den Titel des Deutschen Meisters zu erkämpfen.
Prost!
# Prost!
Max Hartenstern, der neue Deutsche Meister im Downhill!
# Max Hartenstern, der neue Deutsche Meister im Downhill!

Bad Tabarz hat wieder einmal ein unglaubliches Rennen geliefert. Die Deutsche Meisterschaft ist immer etwas Besonderes und an Spannung wohl kaum zu überbieten. Somit bleibt zu hoffen, dass die Tradition in diesem beschaulichen Thüringer Ort weiterhin fortgeführt wird und das Jahr für Jahr sich die vielen Freiwilligen zusammentun, um auf das nächste Jubiläum zuzusteuern. Weiter geht die Serie nun in der nächsten Woche im schweizerischen Wiriehorn.

Das sind die Sieger des Wochenendes!
# Das sind die Sieger des Wochenendes!

Was sagt ihr zur diesjährigen Deutschen Meisterschaft in Bad Tabarz?

Infos und Bilder: Pressemitteilung Racement

Rennbericht – 3 Länder Enduro: Schottische Bedingungen am Reschenpass

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Mein erstes Mountainbike-Rennen überhaupt fuhr ich letzten November. In den schottischen Highlands, bei drei Grad, knietiefen Sümpfen und Schnee auf den Berggipfeln. Das Kinlochleven Enduro Race war ein ungewöhnlicher Einstieg ins Renngeschehen, aber kaum hatte ich die letzte Stage hinter mir, war klar, dass ich bald wieder am Start stehen wollte, um mein bestes zu geben und mit Freunden gemeinsam eine coole Zeit zu verbringen. Und welches Rennen könnte dafür besser geeignet sein als das 3 Länder Enduro in den Alpen?

Hier gibt’s den Rennbericht unserer Gastautorin Saskia Bauer.

Mein Freund Hans war das 3 Länder Enduro schon mal mitgefahren und seitdem ich ihn kenne erzählt er mir immer wieder, wie genial das war. Also beschlossen wir, uns für die nächste Ausgabe anzumelden. Außerdem schlug Hans ein paar unserer Freunde vor, sich ebenfalls anzumelden und mit einer großen Gruppe nach Nauders zu fahren. Als dann die Anmeldung im Januar öffnete, waren Hans und ich zum Biken auf der Insel El Hierro um Punkt 17:55 Uhr klingelte der Wecker, der uns daran erinnerte, uns einen der begehrten Startplätze zu sichern.

Panorama auf den Transfers
# Panorama auf den Transfers

Als sich das Rennwochenende dann endlich näherte, waren wir voller Vorfreude auf drei geniale Tage in den Alpen. Noch schnell Ersatzbremsbeläge im Bikeladen um die Ecke geholt und schon packten Hans, Andy und ich unsere drei Bikes ins Auto, dazu gesellten sich jede Menge Werkzeug und vor allem warme Klamotten die Wettervorhersage versprach trotz des bis dahin ungewöhnlich heißen Sommers nichts Gutes: Schnee und niedrige Temperaturen. Aber das sollte uns nicht stören. Ein Enduro-Rennen mit Schnee auf den Berggipfeln hatten wir schließlich in Schottland schon erlebt.

Perfekt gebaute Northshore-Elemente
# Perfekt gebaute Northshore-Elemente
Querwurzeln gab es genug
# Querwurzeln gab es genug
Hans auf der ersten Stage
# Hans auf der ersten Stage

Am Freitag ging es im Training auf die Trails, um die Gegend ein bisschen kennenzulernen. Nachdem wir uns unsere Startnummern geholt hatten, fingen wir das Training mit Stage 8 an, ein flowiger Trail, der ein bisschen an Bikepark-Strecken erinnert. Das war der perfekte Einstieg, um warm zu werden. Wir waren nur zu dritt unterwegs, da Flo mit seiner Freundin schon ein paar Tage in der Gegend verbracht hatte und die Trails bereits alle kannte. Ihn trafen wir nachmittags zum Prolog, wo wir auf einem kurzen Kurs über einen Wiesenabhang das erste Mal beweisen konnten, was wir drauf haben.

Ich fahre erst seit zwei Jahren Mountainbike, seitdem aber immer mit den Jungs. Das ist einerseits total cool, weil ich viel lerne und schnell unterwegs sein muss, um mithalten zu können. Andererseits bin ich manchmal auch ganz schön frustriert, weil ich oft das Gefühl habe, voll an mein Limit zu gehen, während die anderen scheinbar easy und ohne Probleme die steilsten und technischsten Trails herunterjagen. Dann ist es gut, wenn mich Hans manchmal daran erinnert, dass ich noch nicht lange fahre und dafür verdammt schnell unterwegs bin. Am Trainingstag war ich zwischendurch aber trotzdem ganz schön desillusioniert und hatte wenig Spaß. Zu schwer kam mir alles vor, zu ungewohnt. Es ist eben doch was anderes, auf seinen Hometrails wie der Freiburger Borderline zu fahren, oder in einem Gebiet, in dem man noch nie war.

Ganz schön lange Stagezeiten
# Ganz schön lange Stagezeiten
Ruppige Trailstücke
# Ruppige Trailstücke
Sonnen am Sonntag
# Sonnen am Sonntag
Hans auf seiner Lieblingsstage 9
# Hans auf seiner Lieblingsstage 9

Als ich am Samstag aufwachte, war ich ganz schön nervös. Mir war schlecht, ich konnte und wollte nichts essen und am liebsten hätte ich die anderen einfach nur vom Streckenrand aus angefeuert. Aber da ich gleichzeitig auch ganz schön ehrgeizig bin, war das natürlich keine Option und eine Stunde später stand ich am Start in Nauders und rollte gemütlich mit den anderen Fahrern unserer Startgruppe zum ersten Sessellift. Als wir dann aber oben ankamen, erreichte meine Nervosität ihren Höhepunkt und es fühlte sich genau so an, wie damals vor der Mathematik-Abitur-Prüfung. Seit sechs Jahren hatte ich dieses Rumoren im Bauch nicht mehr erlebt. Aber Hans und ich waren als Team angemeldet und so hatte ich keine andere Wahl, als einfach direkt hinter ihm in die erste Stage des 3 Länder Enduros zu fahren. Und kaum waren meine Füße auf den Pedalen, war ich voll konzentriert und vergaß mit einem Mal, dass dies ein Rennen war. Dass wir die Stage schon am Tag zuvor gefahren sind, war super hilfreich, denn so wussten wir genau, was auf uns zukommen würde. Trotzdem kamen die beiden kurzen Gegenanstiege dann doch etwas überraschend und ich musste ärgerlicherweise kurz runter vom Bike und im Vollsprint den Trail rauf. Abgesehen davon war die erste Stage der Hammer. Ich war zu hundert Prozent fokussiert und hatte ein super Gefühl auf dem Bike. Leider verloren wir durch einen Sturz direkt vor uns etwas Zeit, aber der Spaß war endlich zurück und ich kam mit einem riesigen Grinsen direkt hinter Hans aus dem Trail geschossen.

Im Grunde wiederholte sich das auf allen weiteren Stages des Rennens. Ich war immer etwas angespannt, aber auch voller Vorfreude, wenn wir am Start standen, kaum war ich jedoch auf dem Bike, war alles wie weggeweht und es war einfach ein geniales Feeling, Hans hinterherzujagen und gemeinsam die bestmögliche Zeit zu fahren. Besonders die Trails, die mir vom Freitag sehr schwierig in Erinnerung geblieben sind, wurden meine Lieblings-Stages und ich hatte das Gefühl, dass wir bergab ganz schön schnell unterwegs waren. Wenn da nicht diese beiden fiesen Gegenanstiege in Stage 4 und 5 gewesen wären. Rückblickend wünsche ich mir, wir hätten doch wenigstens ein bisschen für dieses Rennen trainiert. Vielleicht hätte der ein oder anderen Bergsprint oder ein paar Intervall-Sessions geholfen. So kroch ich trotz größter Anstrengung den Berg nur langsam hoch zumindest fühlte es sich so an. Hätten wir etwas mehr Kraft und Kondition gehabt, hätten wir wohl noch besser abgeschnitten.

So viel höher ist die Schneefallgrenze gar nicht
# So viel höher ist die Schneefallgrenze gar nicht

Hans und ich hatten allerdings im Vergleich zu unseren Freunden Andy und Flo richtig viel Glück, denn wir hatten weder Defekte innerhalb der Stages, noch irgendwelche ernsteren Stürze und konnten so immer Vollgas fahren. Selbst als es anfing zu schütten und die Temperatur auf sechs Grad fiel, war unsere Stimmung gut. Und so kam es, dass das glitschige Wurzelfeld in Stage 5 voll mein Ding war. Mittlerweile mag ich es, wenn es rutschig ist, wenn man nicht unerwartet mit seinem Vorderrad irgendwo stecken bleibt, sondern kontrolliert rutscht. Und wäre in der Stage nicht ein kurzes Tretstück gewesen ich bin mir sicher, wir wären vielleicht die beste Zeit innerhalb unserer Wertung gefahren!

Volle Punktzahl für die grandiose Kulisse
# Volle Punktzahl für die grandiose Kulisse
Nur wenige Höhenmeter musste man selber hochtreten
# Nur wenige Höhenmeter musste man selber hochtreten
Immer der Reschensee im Hintergrund
# Immer der Reschensee im Hintergrund
Andy gibt Vollgas beim Prolog
# Andy gibt Vollgas beim Prolog

Andy und Flo hatten leider etwas Pech. Andy, ein sehr erfahrener Masters-Fahrer, der oft Rennen im Elsass fährt, hatte zwei Platten und deshalb trotz vollen Einsatzes leider keine Chancen mehr auf seine eigentlich verdiente Top-Platzierung. Davon ließ er sich den Spaß aber nicht verderben, flickte seine Platten und gab weiter Vollgas. Flo hatte leider ebenfalls Pech und stürzte am ersten Tag so unglücklich, dass er am Sonntag wegen eines geschwollenen Fußes nicht mehr in seine Klickschuhe passte. Deshalb tauschte er seine Klick-Pedale gegen die Flat-Pedale seiner Freundin, was jedoch dazu führte, dass er erneut stürzte und zusätzlich zu dem dicken Fuß nun auch eine geschwollene rechte Hand hatte. Nach einer Stunde Pause ging er dann aber doch noch als letzter Fahrer in die vorletzte Stage und beendete sein erstes Enduro-Rennen. Wenn es nach ihm ginge, bliebe es auch bei diesem einen Rennen, aber ich vermute, wir werden ihn überzeugen, nächstes Jahr wieder gemeinsam mit uns an den Start zu gehen. Die entsprechende Whatsapp-Gruppe haben wir bereits in 3 Länder Enduro 2019 umbenannt …

Gespanntes Warten auf das Ergebniss
# Gespanntes Warten auf das Ergebniss
Ganz schön schlammig
# Ganz schön schlammig
Die Jungs von Bike-Components können definitiv backen!
# Die Jungs von Bike-Components können definitiv backen!

Das gesamte Wochenende hat einfach richtig viel Spaß gemacht. Noch jetzt, einige Tage später, erinnere mich an das berauschende Gefühl auf dem Bike und tagträume von diesen endlos langen Stages, die alles mit sich brachten, was man als Mountainbiker so liebt. Eines ist sicher: Wir werden wiederkommen. Dann jedoch hoffentlich ohne Platten und Stürze, dafür aber mit einer besseren Vorbereitung, damit wir diese grandiosen Trails noch mehr genießen können.

Sasi glücklich nach einem erfolgreichen Rennen
# Sasi glücklich nach einem erfolgreichen Rennen

Text: Saskia Bauer | Bilder: Manfred Stromberg

MTB 3 Nations Cup 2019 Solingen: Über die Freude, Rennen zu fahren

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Unsere Bloggerin Theresia Schwenk war beim MTB 3 Nations Cup 2019 in Solingen am Start. In ihrem Rennbericht über ihren Saisoneinstand macht sie sich Gedanken über Frauen im Radsport und was wir Rennfahrer im Allgemeinen von anderen Nationen lernen können.

Angemeldet bin ich – also wird das C3-Rennen in Solingen mein erstes Rennen der Saison 2019 werden. Ein sehr guter Einstand, habe ich doch an Solingen und an die Strecke dort nur gute Erinnerungen. Zum einen macht es unheimlich viel Spaß, die Strecke zu fahren – was auch an der einwandfreien Organisation des Rennens liegt –, zum anderen konnte ich eben auf dieser Strecke im Jahr 2017 den Titel der Deutschen Hochschulmeisterin XCO gewinnen. Gute Voraussetzungen also, die Saison 2019 zu beginnen.

Die Vorfreude wächst, als ich einen Blick auf die Meldeliste werfe. Bereits zwei Wochen vor dem Rennen sind 22 Teilnehmerinnen gemeldet und es wäre das am besten besetzte C3-Rennen meiner Karriere, alleine der Glaube daran will sich nicht so recht einstellen. In Solingen angekommen, gehe ich immer noch davon aus, dass die Ankündigung eines so gut und zahlreich besetzten Starterfeldes wohl ein vorgezogener Aprilscherz sein soll. Aber ich täusche mich: Insgesamt 24 Teilnehmerinnen Elite, 13 Juniorinnen und 20 U17-Fahrerinnen stehen mit mir an der Startlinie und warten auf den Startschuss.

Die Rennsaison kann kommen! Unsere Bloggerin Theresia Schwenk ist beim MTB 3 Nations Cup in Solingen an den Start gegangen und hat sich dort erstmals in dieser Saison mit der XC-Konkurrenz gemessen.
# Die Rennsaison kann kommen! Unsere Bloggerin Theresia Schwenk ist beim MTB 3 Nations Cup in Solingen an den Start gegangen und hat sich dort erstmals in dieser Saison mit der XC-Konkurrenz gemessen. - Foto Naima Wieczorreck
Diashow: MTB 3 Nations Cup 2019 Solingen: Theresia Schwenk über die Freude, Rennen zu fahren
Der Großteil der Strecke befindet sich im Wald!
Der Start war ganz schön schnell, es wurde direkt attackiert
Fully focused
In Gedanken schon im Uphill
Ich blicke auf ein tolles Rennwochenende zurück und freue mich schon auf die nächsten Rennen des 3 Nation Cups!
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Der MTB 3 Nations Cup erfreut sich als internationale Rennserie großer Beliebtheit. Besonders fällt auf, dass die TeilnehmerInnen aus den Niederlanden in großer Anzahl vertreten sind. Die Antwort auf die Frage nach dem Warum erschließt sich mir auf dem Weg zu meinem Auto. Zum einen wird in vielen Ländern eine gänzlich andere Radkultur gelebt, als dies bei uns der Fall ist – so auch in den Niederlanden. Ein Rennwochenende ist nicht nur die „Jagd” nach einer guten Platzierung. Es ist auch Campingwochenende mit der ganzen Familie, bei dem auch der Kontakt zu befreundeten FahrernInnen und zu deren Familien gepflegt wird. Die Gemeinsamkeit steht im Vordergrund: es wird zusammen gekocht, gegessen und gelacht. Natürlich ist es am Ende des Wochenendes nicht egal, welche Platzierungen sich die Athleten erkämpft haben. Aber es hat nicht den alles dominierenden Stellenwert, den ich bei meinen deutschen Mitstreitern all die Jahre erlebt habe und bis heute immer wieder erlebe. Vielmehr stehen die Freude und die Leidenschaft für den Mountainbike-Sport im Vordergrund. Es wird sich mit- und auch füreinander gefreut und der verbissene Kampf um Platzierungen und Erfolge tritt dahinter zurück. Gerade aufgrund dieses Flairs macht mir das Rennen in Solingen immer wieder unheimlich viel Spaß.

Für ein Fahrerfeld dieser Größe verläuft der Start des Rennens verhältnismäßig ruhig. Auf den Einsatz von Ellenbogen wird weitestgehend verzichtet und es kommt zu keinen Stürzen. So richtet sich mein Fokus auf den Kampf um die Top 5 und ich merke ein weiteres Mal, wie viel Spaß es mir macht, Rennen zu fahren.

Der Start war ganz schön schnell, es wurde direkt attackiert
# Der Start war ganz schön schnell, es wurde direkt attackiert - Foto Naima Wieczorreck

Die Strecke in Solingen bietet das komplette Repertoire eines XCO-Rennens: Enge Kurven, die unter der Belastung des Rennens erhöhte Anforderungen an das Gleichgewicht stellen, kleine Sprünge, das Steinfeld und ein Uphill, der den Puls bis an die Belastungsgrenze treibt. In der ersten von sieben Runden kann ich Platz 5 noch behaupten, werde dann aber bis auf Platz 7 durchgereicht. Ich merke, wie mein Körper den Wettkampfmodus annimmt, aber an den Steigungen fehlt mir noch der letzte Punch, um ein paar Radlängen zwischen mich und meine Konkurrentinnen aus den Niederlanden zu bringen.

Der Großteil der Strecke befindet sich im Wald!
# Der Großteil der Strecke befindet sich im Wald! - Foto Naima Wieczorreck
Enge Kurven
# Enge Kurven - Foto Naima Wieczorreck
Fully focused
# Fully focused - Foto Naima Wieczorreck

Die letzte der sieben Runden wird dann nochmals richtig spannend. Immer noch auf Platz 7 liegend, fährt die Niederländerin Didi De Vries auf mich auf und setzt sich in meinem Windschatten fest. Mir ist sofort klar, dass es mir nicht gelingen wird, De Vries davonzufahren und dass sich der Kampf um Platz 7 im Zielsprint entscheiden wird. Auch der Versuch, an der letzten Steigung vor dem Ziel nochmals zu attackieren, schlägt fehl. De Vries bleibt an meinem Hinterrad und zieht aus dem Windschatten heraus den Zielsprint an. Die ersten Meter kann ich mitgehen, auf den letzten 50 Metern ist de Vries einfach stärker und gewinnt den Sprint und damit auch Platz 7 mit einer Radlänge Vorsprung.

Immer wieder Tempowechsel, auch in den Abfahrten
# Immer wieder Tempowechsel, auch in den Abfahrten - Foto Naima Wieczorreck
Die Beine brennen und die Lunge brennt
# Die Beine brennen und die Lunge brennt - Foto Naima Wieczorreck
Ab übers Steinfeld! Auch wenn es nur sehr kurz ist, kann man hier sehr gut erkennen, mit wie viel Leidenschaft die Strecke in Solingen gebaut wurde!
# Ab übers Steinfeld! Auch wenn es nur sehr kurz ist, kann man hier sehr gut erkennen, mit wie viel Leidenschaft die Strecke in Solingen gebaut wurde! - Foto Naima Wieczorreck
Technische und schnelle Abfahrten: so mag ichs am liebsten!
# Technische und schnelle Abfahrten: so mag ichs am liebsten! - Foto Naima Wieczorreck
In Gedanken schon im Uphill
# In Gedanken schon im Uphill - Foto Naima Wieczorreck

Ein fairer Schlusssprint. Noch während wir uns auf dem Lenker liegend und nach Luft ringend abklatschen und uns für den fairen Sprint bedanken, sehen wir schon die ernsthaft besorgten Gesichter unserer Betreuer. Genauso schnell wie unsere Betreuer zur Stelle waren, genauso schnell kommt der Atem zurück und mir wird ein weiteres Mal bewusst, weshalb ich diesen Sport so liebe. Natürlich könnte man sagen, ich habe den Sprint verloren, aber das wäre nur die halbe Wahrheit. Denn ich habe unheimlich viel Motivation für die Saison 2019 aus diesem ersten Rennen mitgenommen.

Über die wettkampffreie Zeit hatte ich fast völlig vergessen, wie sehr ein XC-Rennen wehtun kann. Ich habe vergessen, wie es ist, wenn einem die Luft wegbleibt und man nach Atem ringt, wie die Beine brennen, wenn man am Berg das Letzte aus sich herausholt. Und ich habe vor allem vergessen, wie schön es, ist diesen Sport auf höchstem Niveau ausüben zu können.

Ich blicke auf ein tolles Rennwochenende zurück und freue mich schon auf die nächsten Rennen des 3 Nation Cups!
# Ich blicke auf ein tolles Rennwochenende zurück und freue mich schon auf die nächsten Rennen des 3 Nation Cups! - Foto Naima Wieczorreck

Danke Solingen für ein tolles Rennen, eine Organisation, die keine Wünsche offen gelassen hat und einen Apfelkuchen nach dem Rennen, der alleine es schon Wert ist, im nächsten Jahr wiederzukommen – wir sehen uns im nächsten Jahr!

Mit welcher Einstellung fahrt ihr zu einem Rennen? Lieber den Fuß verrenken als Schwung verschenken oder zählt das gemütliche Zusammensein mit den Kontrahenten und Kumpels?

Text: Theresia Schwenk / Bilder: Naima Wieczorreck

Nina Hoffmann erkundet Sheffield: Auf Spurensuche mit Steve Peat

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Denkt man an legendäre Mountainbike-Regionen, dann würde einem eine britische Großstadt, die jahrzehntelang für ihre Metallindustrie weltbekannt war, nicht sofort in den Sinn kommen. Doch Sheffield zählt dank toller Trails, großen Mountainbike-Persönlichkeiten und Events wie dem Howard Street Dual Slalom zu einem der absoluten Fahrrad-Hot Spots. Die schnelle Rennfahrerin Nina Hoffmann war zu Gast in Sheffield und hat sich selbst ein Bild von der britischen Fahrrad-Hochburg gemacht. 

Sheffield, Großbritannien. Ein Ort, an dem Mountainbike-Sport ganz großgeschrieben wird – unter anderem, weil Steve Peat hier seine Wurzeln hat. Und ich hatte dieses Jahr die Möglichkeit die Stadt, ihre Trails und Peaty kennenzulernen!

Ein Donnerstag Ende März, 4:20 Uhr, mein Wecker klingelt. Nicht unbedingt meine gewohnte Aufstehzeit … Aber gut, kurz schütteln und in den Gang kommen. Warum krieche ich an diesem Morgen so zeitig aus den Federn? Meine Reise nach Sheffield steht an! Und der Gedanke an die kommenden Tage lässt mich sofort wach werden. 
Erster Stopp Erfurt Hauptbahnhof, von dort mit Sack und Pack im Zug nach Frankfurt, von wo aus der Flieger nach Manchester geht. Am Flughafen angekommen, laufe ich direkt Fabio Schäfer über den Weg, der ebenfalls die Reise nach Sheffield antritt – ein Glück, denn ich bin noch nicht so routiniert was Fliegen und Fahrrad und und und angeht. Zusammen geht es also weiter nach Manchester. Dort warten auch schon Jasper, der aus München geflogen kam, und unsere Gastgeber Joe Bowman und Bibi Boes, auf uns. Eine Stunde Autofahrt gilt es jetzt noch zu meistern bis zum Ziel. Es ist mittlerweile 3 Uhr Nachmittag und meine Beine sehnen sich dringend nach Bewegung. Deshalb schlüpfen wir auch direkt nach Ankunft im Airbnb in unsere Radklamotten und machen uns auf zu einer ersten kleinen Tour. Bibi und Joe werden uns die nächsten Tage guiden und entführen uns heute auf die Lady Cannings-Trails – ein legales Trailnetz, welches mittels Crowdfunding errichtet wurde. Das erste, was Jasper und Fabio natürlich auspacken, sind ihre Kameras: „Jo Leute, was geht?“. Damit werde ich den nächsten Tagen wohl noch öfter konfrontiert werden und auch den ein oder anderen Kamerakontakt erleben.

Nina Hoffmann ist die derzeit wohl schnellste deutsche Downhill-Fahrerin
# Nina Hoffmann ist die derzeit wohl schnellste deutsche Downhill-Fahrerin - letztes Jahr ist sie erstmals im World Cup an den Start gegangen und konnte direkt mehrfach in die Top 10 fahren. Nun hat sie gemeinsam mit einigen Berühmtheiten die britische Mountainbike-Hochburg Sheffield erkundet. © Dan Hearn
Nina war gemeinsam mit Jasper Jauch und Fabio Schäfer unterwegs
# Nina war gemeinsam mit Jasper Jauch und Fabio Schäfer unterwegs - die deutsche Reisegruppe sollte aber noch den ein oder anderen bekannten Local kennenlernen … © Dan Hearn
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# outdoorcity H1D5723
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# outdoorcity H1D5410
Diashow: Nina Hoffmann erkundet Sheffield: Auf Spurensuche mit Steve Peat
Dieser junge Mann hat in den Wharncliffe das Mountainbiken gelernt
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Wenn DER Steve Peat auf seinen Hometrails am Start ist, dann darf die Kamera natürlich nicht fehlen
Jasper konnte sich auf Platz 2 qualifizieren, musste sich dann jedoch nach einem Torfehler in einem der Rennläufe geschlagen geben.
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Schon die erste kleine Runde hier in Sheffield zeigt, wie sich die Region für den Mountainbike-Sport einsetzt. Ausgewiesene Strecken mit Flowtrail-Charakter bereiten uns riesigen Spaß und die ersten witzigen Momente. 
Doch der Abend sollte noch lustiger werden! Bibi und Joe haben nämlich einen Besuch in einer Indoor Skatehalle mit uns geplant und so geht es nach gutem britischem Abendessen zum BMX fahren – genau mein Ding, haha! Etwas skeptisch betrachten wir zuerst die Halle, malen uns aus, wie wir hier gleich herumsteuern werden und sind heilfroh, dass niemand weiter am Start ist …dachten wir zumindest. Klamotten gewechselt, Bike ausgesucht, ab in die Halle und plötzlich fliegen dort fünf, sechs Mann, einer besser als der andere über die Rampen. Überhaupt nicht eingeschüchtert, gewöhne ich mich super schnell an die winzigen Laufräder und die Hinterradbremse auf der linken Seite … Nicht! Aber wenigstens tut sich Fabio genauso schwer, überhaupt erst einmal über die Sprünge zu kommen. Jasper rettet dann unsere Ehre, indem er zumindest ein paar kleine Tricks raushaut – mit 360s, Backflips und Superman Seatgraps können wir zwar nicht mithalten, dafür war der Spaßfaktor umso größer. Todmüde fallen wir schließlich um halb 12 in unsere Betten – Energie tanken für den nächsten Tag, denn morgen ist ein ganzer Tag auf dem Rad geplant, inklusive Biken mit Steve Peat!

Für jeden Fahrer ist etwas dabei: Egal, ob flach und flowig, steil und wurzelig oder verblockt und technisch – kein Wunder, dass die Briten alle so schnell Fahrrad fahren können!

Freitag! Und los geht’s und zwar nach Wharncliffe zu Steve Peats Hometrails und den Ort, wo einige der berühmten 50:01-Videos gedreht wurden! Ich muss sagen, mein Körper fühlt sich nach allem anderen an, aber nicht nach Radfahren. Der gestrige Tag steckt ganz schön in den Beinen, obwohl ich fast den ganzen Tag nur saß. Aber irgendwie sind solche Reisen doch anstrengender als man denkt. Naja, die Vorfreude auf die Strecken lässt mich motiviert in den Tag starten und Jasper und Fabio verbreiten auch gute Laune – also ab auf die Räder! Angekommen in Wharncliffe geht’s zum Einrollen zunächst auf die andere Hangseite – in die Grenoside Woods. Hier befindet sich die Strecke, auf der jährlich Steve Peats Steel City DH Race ausgetragen wird. Eine etwa 1:30 Minuten lange, flowige und spaßige Piste mit kleinen Sprüngen und schnellen Kurven. Es fetzt auf jeden Fall richtig, wir knipsen ein paar geile Fotos, Jasper und Fabio quatschen in ihre Kameras und ich genieße einfach den Tag!

Von schnell und flowig bis steinig und verblockt hat das ausgiebige Trail-Netzwerk rund um Sheffield praktisch alles zu bieten
# Von schnell und flowig bis steinig und verblockt hat das ausgiebige Trail-Netzwerk rund um Sheffield praktisch alles zu bieten - kein Wunder, dass die Briten alle so schnell sind! © Dan Hearn
Dieser junge Mann hat in den Wharncliffe das Mountainbiken gelernt
# Dieser junge Mann hat in den Wharncliffe das Mountainbiken gelernt - er heißt Steve Peat und man munkelt, dass er den ein oder anderen Erfolg vorzuweisen hat. © Dan Hearn
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Wenn DER Steve Peat auf seinen Hometrails am Start ist, dann darf die Kamera natürlich nicht fehlen
# Wenn DER Steve Peat auf seinen Hometrails am Start ist, dann darf die Kamera natürlich nicht fehlen - und auch der Schnurrbart sitzt perfekt. Im World Cup ist Jasper Jauch schon häufiger gegen Steve Peat angetreten, und doch ist es ein besonderes Erlebnis, Peaty auf seinen Hometrails zu treffen. © Dan Hearn
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# outdoorcity H1D5630
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# outdoorcity H1D5354

Nachdem wir uns eingefahren haben, wechseln wir die Hangseite – auf in die Wharncliffe Woods. Und jetzt ist es endlich auch soweit, ich schiebe mit Jasper wieder den Hang hoch und wer steht dort plötzlich? Steve Peat! Sau cool! Also verbringen wir den restlichen Tag zusammen mit einem sehr sympathischen Peaty auf seinen Hometrails. Am Ende des Tages komme ich aus dem Staunen kaum mehr heraus. Wie viele Trails wir gefahren sind (und wie viele wir nicht geschafft haben zu fahren!), ist unglaublich. Für jeden Fahrer ist etwas dabei: Egal, ob flach und flowig, steil und wurzelig oder verblockt und technisch – kein Wunder, dass die Briten alle so schnell Fahrrad fahren können! Wer also mal eine Reise in das Vereinigte Königreich plant: Wharncliffe Woods sind Pflichtprogramm! 
Wir lassen den Tag schließlich bei einem Bier im Pub ausklingen. Das weitere Abendprogramm fällt eher spärlich aus. Nach 8 Stunden auf dem Bike, braucht jeder von uns Erholung und so fallen wir recht zeitig in die Betten.

Ich muss sagen: Nicht schlecht, Herr Specht, was die Sheffielder mit dem Howard Street Dual Race für ein Event auf die Beine gestellt haben.

Samstag! Und das bedeutet: Renntag!!! Aber bevor in der City von Sheffield scharf geschossen wird, machen Jasper und ich einen kleinen Stadtrundgang – ein bisschen Kultur schadet ja bekanntlich nie. Um 14 Uhr geht es dann allerdings wieder auf die Bikes. Track Walk, Riders Briefing und Trainingsläufe. Ich muss sagen: Nicht schlecht, Herr Specht, was die Sheffielder mit dem Howard Street Dual Race für ein Event auf die Beine gestellt haben. Nicht nur, dass die Strecke und der Charakter des Dual Rennens unheimlichen Spaß machen, auch die Zuschauer sind Bombe und es gibt sogar eine Liveübertragung! Nach einem Qualilauf starten die besten 32 Männer und 16 Frauen in die Finalläufe. Jede Runde wird 2x ausgetragen, sodass die eventuellen Vor- oder Nachteile der beiden Kurse nicht zum Tragen kommen. Bei den beiden Jungs läuft es verschieden gut. Während Jasper in der Quali souverän Platz 2 belegt, muss Fabio bis zum Ende hoffen, um dann doch vom letzten Fahrer aus den Top 32 gekickt zu werden. Schade, aber da bleibt mehr Zeit zum Filmen :D Jasper gewinnt seine ersten Läufe, muss sich nach einem Torfehler dann aber mit Platz 8 zufriedengeben. Und bei mir läuft es mehr als gut. Ich kann jeden meiner Läufe gewinnen und habe einen Heidenspaß, die Strecke gegen die anderen Mädels zu heizen. Was ein cooles Feeling, was ein geiles Event.

Mit Mach 10 durch die Straßen Sheffields
# Mit Mach 10 durch die Straßen Sheffields - der Howard Street Dual Slalom war der eigentliche Anlass für die Reise in den Westen Englands. Dass eine Großstadt mal eben ein Dual-Rennen quer durch die Stadt genehmigt, ist keine Selbstverständlichkeit und zeigt den Stellenwert, den Mountainbiker in Sheffield haben. © Sam McQueen
Gemeinsam mit Jasper und Fabio hat Nina die Linien ausgecheckt
# Gemeinsam mit Jasper und Fabio hat Nina die Linien ausgecheckt - das sollte sich später noch auszahlen. © Sam McQueen
Mountainbiker haben in der Stadt nichts verloren?
# Mountainbiker haben in der Stadt nichts verloren? - Die zahlreichen Zuschauer sehen das definitiv anders. © Sam McQueen
Jasper konnte sich auf Platz 2 qualifizieren, musste sich dann jedoch nach einem Torfehler in einem der Rennläufe geschlagen geben.
# Jasper konnte sich auf Platz 2 qualifizieren, musste sich dann jedoch nach einem Torfehler in einem der Rennläufe geschlagen geben. - © Sam McQueen
Für Nina lief es deutlich besser: Sie ließ ihren Konkurrentinnen nicht den Hauch einer Chance!
# Für Nina lief es deutlich besser: Sie ließ ihren Konkurrentinnen nicht den Hauch einer Chance! - © Sam McQueen
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# 78-howardst-DSCF1048

Sonntag! Und das bedeutet auch schon wieder Abreisetag. Doch den Vormittag wollen wir noch nutzen, auch wenn die allgemeine körperliche Verfassung etwas zu wünschen übrig lässt. Der gestrige Abend wurde dann doch etwas länger und alkoholreicher als gedacht. Aber eine lockere Runde kann ja nicht schaden, um den Kater aus dem Körper zu schütteln. Und so laden wir die Bikes ein letztes Mal ins Auto: es geht auf den Berg, an welchem Steve Peats Line aus dem Film „Gamble“ gebaut wurde. Auch hier befinden sich wieder überall kurze, flowige Strecken mit Aussicht auf Sheffield und sogar ein kleiner Dual Kurs, auf dem Fabio und ich uns am Ende noch ein sehr witziges Duell liefern. Peatys Gamble-Line ist allerdings nicht mehr fahrbar. Aus Sicherheitsgründen wurden alle Absprünge und Landungen mit riesigen Steinen versehen und auch der berühmte Container am Ende der Strecke existiert nicht mehr. Dennoch ist es sau cool, die Strecke einmal anzugucken und hier gewesen zu sein! 
Gegen Mittag heißt es denn allerdings Bikes in die Taschen packen und die Rückreise antreten. Bibi und Joe bringen uns wieder nach Manchester zum Flughafen und ab geht’s. Im Flugzeug habe ich dann endlich Zeit, die ganzen Eindrücke der letzten Tage zu verarbeiten, und ich muss mir zusammenfassend sagen: Mega, was du gerade alles erlebt hast – Sheffield ist für jeden Mountainbiker eine Reise wert!

Sheffield hat Unmengen an Trails, freundliche Locals und motivierte Mountainbiker zu bieten
# Sheffield hat Unmengen an Trails, freundliche Locals und motivierte Mountainbiker zu bieten - eine Reise dorthin lohnt sich also allemal! © Dan Hearn
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# 1-howardst-DSCF0486

Traumhafte Trails, lebende Legenden und viele Pubs: Würde es euch reizen, mal nach Sheffield zu reisen? 

Downhill Europameisterschaft 2019: Rennbericht vom Carbocage Factory Team

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Vor einer Woche fand im portugiesischen Örtchen Pampilhosa da Serra die europäische Downhill-Meisterschaft statt. Auch wenn das Rennen in der Öffentlichkeit trotz seiner Bedeutung leider weniger Aufmerksamkeit erhielt als ein World Cup oder iXS European Downhill Cup, kam ein starkes internationales Fahrerfeld zusammen. Aus Deutschland reiste neben Sandra Rübesam, Katharina Klos und Silas Grandy das Carbocage Factory Racing Team, bestehend aus Simon Maurer, Julian Steiner und Maximilian Jakubowski, an. Wie das Rennen für die drei Jungs lief, erfahrt ihr in ihrem spannenden Rennbericht!

Rennbericht des Carbocage Factory Teams

01:00 Uhr, Mittwoch der 1. Mai. Während anständige Leute gerade das vierte Bier öffnen oder sich um den Maibaum schwindlig tanzen, knallt bei uns der Kofferraumdeckel ins Schloss und müde Gestalten bewegen sich in ein nur Stunden zuvor gepacktes Auto. Der Grund für diesen „frühen“ Start in den Tag: die kommende Europameisterschaft und ein besonders günstiger Flug von Frankfurt nach Lissabon. Nach einigen hundert Kilometern Autobahn und kurzen Scharmützeln an der Gepäckabgabe ist das Team wenige Stunden später vollständig an Bord der 6:00 Uhr Maschine.

In Lissabon angekommen durften wir zunächst feststellen, dass a) unser Mietwagen doch deutlich kleiner als erwartet war und b) sich aber bei sonnigen 20° C um 10:00 Uhr morgens für alles eine Lösung finden lässt. Also sechs Fahrradkartons ausgepackt, den Inhalt, unser Gepäck und zu guter Letzt die zusammengefalteten Kartons irgendwie in den mickrigen Peugeot gepresst und ab ins Inland. Nachdem die EM letztes Jahr noch auf der berühmten Strecke in Lousa ausgetragen wurde, ging es diesmal noch 100 km tiefer in die portugiesische Provinz in das uns gänzlich unbekannte Pampilhosa da Serra.

Foto: © Yasmeen Green
# Foto: © Yasmeen Green
Diashow: Downhill Europameisterschaft 2019: Rennbericht vom Carbocage Factory Team
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Foto: © Yasmeen Green
Foto: © Yasmeen Green
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Foto: © Yasmeen Green
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Die Strecke vor Ort war über den Portugal Cup bereits rennerprobt und für uns Fichtenslalomspezialisten eine ziemliche Herausforderung – keiner war nämlich so richtig auf derartige Mengen an Staub und losem Boden vorbereitet. Im Training hintereinanderfahren, um Lines zu testen? – Fehlanzeige. In zwei Runs komplett dieselben Linien fahren – unmöglich. Durch die dicke Staub- und Gesteinsschicht auf weiten Teilen der Strecke wurde das meist unterentwickelte Improvisationstalent aller Fahrer immer wieder benötigt: Mal, um eine weggebrochene Kurven doch noch irgendwie zu fahren, mal, um Steinen auszuweichen oder auch einfach nur um sicher in einer dichten Staubwolke abzubremsen, wenn der Vordermann etwas zu langsam war.

Im Gegensatz zu den meisten anderen Rennen gibt es bei der Europameisterschaft ganze vier Tage Training. Für uns war das etwas Neues und Grund für tiefgreifende trainingsphilosophische Diskussionen: Lieber viele Läufe am ersten Tag, um dann vielleicht am Renntag wieder etwas regeneriert zu sein oder doch bis zum Rennen hin steigern. Am Ende war das alles etwas überflüssig, denn die Shuttle-Situation drängte uns alle zu etwa vier Läufen pro Tag. Apropos Shuttle-Situation, wer denkt, dass die Shuttle-Jungs beim iXS Cup in Ilmenau Gas geben, war noch nie in Portugal! Quietschende Reifen in jeder Kurve und das auf einem Bergsträßchen mit entsprechendem Abgrund daneben – da wird die Fahrt bergauf schnell anstrengender als die bergab! Bereits am zweiten Trainingstag hatte sich eine schöne Routine herauskristallisiert. Als Pit diente eine eine nette, kleine Parkanlage mit mehren Bänken und Tischen, die wir uns mit Team Austria, bestehend aus Mister Kolb & Mister Trummer, teilten. Während des Trainings ging es dann für uns Fahrer im 45-Minuten-Takt auf den Berg, während die Mechanikerbande, bestehend aus Kulike und Jensen, in der Zwischenzeit und je nach Tageszeit den Espresso- oder Bierstand konsultierte.

Foto: © Yasmeen Green
# Foto: © Yasmeen Green

Ein weiterer Unterschied zum klassischen Downhill-Rennen ist der Ablauf des Rennens selbst. Bei der EM verzichtet man auf einen Seeding oder Quali-Run, hat dafür samstags aber die Möglichkeit einer Timed Training Session, die allerdings keine Auswirkungen auf das eigentliche Rennen sonntags hat. Gesagt, getan: Am späten Nachmittag ging es also das erste Mal auf so richtig auf Zeit den Berg hinab. Zabjek, Pierron, Coulanges … die Startliste las sich ähnlich der eines iXS EDC und um jeden der üppigen UCI-Punkte wurde hart gekämpft. Knapp dreieinhalb Minuten später ist der Spuk für uns alle vorbei. Team Österreich ist mit Plätzen 3 und 4 sehr zufrieden, Deutschland nicht ganz so sehr. Simon fährt mit einem soliden Lauf auf 23, Julian auf 36, Silas Grandy schiebt sich mit gerissener Kette auf Platz 25 und ich beende den Tag als 52ster. Keiner ist so richtig happy, also zurück auf die Strecke, wo die Suche nach den fehlenden Sekunden von neuem losgeht. Tatsächlich wird die folgende Stunde nicht nur einen der produktivsten Trackwalks überhaupt abgeben, es ist auch einer der heißesten der letzten Jahre. Mit improvisiertem Kopftuch und wie ein Kamel mit Wasser bepackt, finden wir zunächst kaum etwas, doch ab Mitte der Strecke beginnt das fröhliche Linienändern. Augenscheinlich gibt es oftmals nur einen halben Meter Mainline, doch im Gebüsch daneben finden wir Linien, die Kurven etwas aufmachen und mehr Geschwindigkeit erlauben oder Inside-Lines, die einige Meter Weg sparen.

Foto: © Yasmeen Green
# Foto: © Yasmeen Green
Foto: © Yasmeen Green2
# Foto: © Yasmeen Green2
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Mit diesen Änderungen geht es sonntags ins Training und die GoPro-Analyse nach dem ersten Run sieht vielversprechend aus. Jeder fährt direkt schneller und nicht zuletzt auch runder – bei einer Strecke von über drei Minuten nicht zuletzt ein wichtiges Kriterium, um Kraft zu sparen. Kaum hatte sich der Staub nach unserer Trainingssession gelegt, begann das Damen-Rennen. Mit Sandra Rübesam und Katha Klos standen sogar zwei deutsche Starterinnen auf der Liste. Am Vortag hatte die Italienerin Eleonora Farina die Timed Session mit Abstand gewonnen, im Finale konnte sie diese Leistung jedoch nicht abrufen. Gewinnen sollte dann am Ende die Schweizerin Camille Balanche, nur ein paar Hundertstel vor Monika Hrastnik, ihrerseits nur knapp vor Vero Widmann. Sandra beendete den Tag unzufrieden auf Platz 10, Katha Klos konnte in ihrem Race-Comeback auf P17 fahren. So knapp das Damenfinale war, so dramatisch erlebten wir das Herrenfinale. Verletzungsbedingt hatte ich meine Punkte ab Mitte letzten Jahres graduell verloren und durfte also als einer der Ersten starten. Hochmotiviert, mit gefühlt 1.000 Watt aus dem Starthaus, alle Lines erwischt – der Run läuft gut! Dementsprechend kann ich es kaum glauben, als ich mich im Ziel umdrehe und eine im Vergleich zu Samstag langsamere Zeit sehe … sogar die Trainingsläufe waren deutlich schneller. Verwirrt fahre ich zurück ins Pit. Jetzt heißt es Daumen drücken für den Rest der Jungs.

Foto: © Yasmeen Green
# Foto: © Yasmeen Green

Als nächstes ist Julian an der Reihe. Bei der Zwischenzeit hat er sich bereits um 2 Sekunden auf den Vortag verbessert und scheint auf Top20-Kurs zu sein, als ihm ein dicker Stein in einer der Ruts am Ende der Strecke alle Hoffnungen zunichtemacht. Beim Versuch auszuweichen kommt er ins Rutschen und nimmt eine klassische Bodenprobe. Silas schafft es, seine Kette an Ort und Stelle zu belassen, macht dafür aber nach eigener Aussage einige Fehler im Verlauf der Strecke, dennoch eine sehr starke Zeit für ihn und ein zweiter Platz zu dem Zeitpunkt. Simon hingegen kann sein Programm wie geplant abspielen: In der Zwischenzeit ist er nur knapp hinten und kommt mit der neuen zweitbesten Zeit ins Ziel. Wie sich zeigt, besteht diese eine ganze Weile und nach kurzer Zeit wird klar, dass er wohl eine Podiumsplatzierung in der U23-Wertung erzielt hat. Noch ist das Rennen allerdings nicht vorbei.

Auch unsere Nachbarn aus Österreich liefern AUF der Strecke beide richtig gut ab. Weshalb das großgeschriebene AUF? Naja, Andi Kolb war wohl etwas zu motiviert und stürzte im wahrsten Sinne des Wortes aufgrund eines durchdrehenden Hinterreifens aus dem Starthaus heraus. Trotzdem Platz 14 für ihn, Kollege Trummer vertritt Österreich auf dem 3. Platz – herzlichen Glückwunsch! Simon wird am Ende der Vize-Europameister in der U23-Kategorie und insgesamt 11., Silas belegt den 12. Platz direkt hinter ihm. Bei der aktuell bestechenden Form der Franzosen ist es kein Wunder, auch bei der EM zwei Franzosen ganz oben stehen zu sehen. Vize ist nun Benoit Coulanges und Europameister darf sich der älteste der drei Pierron-Brüder, Baptiste, nennen. Nachdem die Familie nun den World Cup-Gesamtsieger und den Europameister stellt, darf man gespannt sein, mit welchem Titel der Jüngste, Antoine, nun nachzieht.

Foto: © Yasmeen Green
# Foto: © Yasmeen Green

Vollständige Ergebnisse

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Was sagt ihr zum Rennen – seid ihr schonmal in so staubigen Bedingungen gefahren?

Text: Maximilian Jakubowski | Bilder: Yasmeen Green

Trans Madeira 2019 – Tag 1: Tagesausflug um die Welt

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Trans Madeira 2019 Tag 1: Mit 53 km erwartet uns direkt der Tag mit den meisten Kilometern. Heute soll es eine kleine Weltreise sein: Nahezu alle Untergründe und Vegetationszonen werden heute vorkommen.

Urwald, heimischer Wald, rote Erde, sandig, felsiges Gelände. Heute sollen wir all das im Rennmodus bekommen. Nach einer Busfahrt auf 1500 Meter erwarten uns 53 km und 1445 Höhenmeter bergauf treten. Auf Zeit fahren wir auf insgesamt sieben Stages. Ankommen sollen wir wieder direkt am Strand. Klingt vielversprechend. Los gehts mit der Trans Madeira 2019!

Los gehts mit dem spannenden Mehrtages-Rennen auf der traumhaften portugiesischen Insel.
# Los gehts mit dem spannenden Mehrtages-Rennen auf der traumhaften portugiesischen Insel.

Stage 1

Nach dem Bus-Shuttle am Morgen starten wir auf der Hochebene Coao da Lagoa in den Tag. Nach den Men 40 gehen die Damen ins Rennen, dann die Men 30- und die Men-Klasse. Chri und ich haben beide sehr niedrige Startnummern und starten spät ins Rennen. Es gibt ein kleines Stück zum Warmwerden, dann Stau vor Stage 1. Mit 3,2 km und 354 Tiefenmetern ist sie direkt die längste des Rennens und komplett offen einsehbar.

Ich bin an der Reihe, los geht es mit etwas treten, bevor es in zentimetertiefen Staub geht. Einige Anlieger später geht es über ein paar offene Kurven, es braucht wieder etwas Pedal-Einsatz. Der Fahrer hinter mir hat etwas aufgeschlossen, ich versuche also ein bisschen schneller zu fahren. So ganz bei der Sache bin ich aber noch nicht, mache einen blöden Fehler und rutsche auf dem staubigen Boden weg. Aufgesprungen, Lenker gerade gestellt, währenddessen werde ich überholt. Weiter gehts. Kurze Zeit später mache ich einem pfeilschnellen Norweger Platz. So gut läuft das noch nicht, mein Bike habe ich nicht so wirklich unter Kontrolle, die Bedingungen sind extrem unberechenbar und das mit dem nach vorne schauen klappt auch noch nicht so ganz.

Superstaubige Trails sorgen für spektakuläre Fotos, das Grip-Level lässt dadurch jedoch zu wünschen übrig, wie Chris schmerzhaft erfahren musste.
# Superstaubige Trails sorgen für spektakuläre Fotos, das Grip-Level lässt dadurch jedoch zu wünschen übrig, wie Chris schmerzhaft erfahren musste.
TransMadeira19 DP Day1-00576
# TransMadeira19 DP Day1-00576
TransMadeira19 DP Day1-00630
# TransMadeira19 DP Day1-00630

Stage 2

Mit Vorjahressieger Emanuel Pombo fahren wir den Transfer zu Stage 2. Sie soll kürzer sein, könnte stellenweise nass werden und uns erwartet technischeres Gelände mitten im Wald. Die 1,25 km und 249 Tiefenmeter fühlen sich ewig an. Der Trail ist gespickt mit steilen, technischen Kurven, ich versuche rund zu fahren und es geht in den meisten Kurven auch ganz gut auf.

Die zweite Wertungsprüfung wartet mit eher technischem und steinigem Gelände auf.
# Die zweite Wertungsprüfung wartet mit eher technischem und steinigem Gelände auf.

Im unteren Teil wird es sehr loose und steinig. Ich sehe einen Fahrer vor mir, hinter mir naht schon wieder der schnelle Norweger, der wieder nach mir gestartet ist. Perfekt passend sind wir alle drei gleichauf, wir lassen den Norweger vor, ich überhole den Fahrer vor mir und versuche am Hinterrad zu bleiben. Er nimmt mir noch einige wenige Meter bis ins Ziel. Ein cooler Trail, wenn auch etwas stressig auf Sicht und im Rennmodus.

SNeedham TransMadeira Day1  22
# SNeedham TransMadeira Day1 22
SNeedham TransMadeira Day1  44
# SNeedham TransMadeira Day1 44
TransMadeira19 DP Day1-01512
# TransMadeira19 DP Day1-01512

Stage 3

Wieder geht es mit Pombo bergauf zu Stage 3, bis er zum Interview angehalten wird. Vorher verrät er uns aber noch: Hier gibt es wohl zwei Gegenanstiege, in Summe etwa eine Minute Uphill auf der Stage. 2,3 km und 235 Tiefenmeter gilt es zu bewältigen.

Der Trail an sich ist spaßig, zwischen mannshohen Büschen schlängelt er sich entlang. Viele Möglichkeiten zur Linienwahl gibt es nicht. Irgendwann kommt dann der Gegenanstieg auf der Forststraße. Er ist kürzer als erwartet, es geht schnell wieder in den Wald. Weiter geht es auf einem ganz frischen Trail. Die staubigen Anlieger halten nicht viel, trotzdem macht es Spaß in die kleinen Rinnen zu fräsen. Ein bisschen sketchy ist es. Kurz darauf wird es wieder etwas steiniger, die Arme fangen an zu pumpen. Endlich kann man bei den Linien kreativ werden, aber ein paar Kurven später ist der Trail schon zu Ende.

Chris fräst durch die staubigen Ruts von Stage 3.
# Chris fräst durch die staubigen Ruts von Stage 3.

Stage 4

Die vierte Stage des Tages erreichen wir ohne viel Aufwand. Vom Ende der dritten Stage rollen wir entspannt zum Start der 1,8 km langen und mit 185 hm recht flachen Wertungsprüfung. Während ich noch die GoPro festzurre, fährt Chri schon los und zieht um die offenen Kurven. Ich folge kurz darauf, offene Kurven stehen bei mir hoch im Kurs und ich lasse eine Dreckfontäne Richtung Foto/Videoteam aufsteigen.

SNeedham TransMadeira Day1  41
# SNeedham TransMadeira Day1 41
SNeedham TransMadeira Day1  39
# SNeedham TransMadeira Day1 39

Der Trail geht größtenteils durch den Wald, viele Offcamber-Linien und Wellen laden dazu ein, das Rad aktiv über die Strecke zu steuern. Das macht Bock! Inzwischen fühle ich mich auf meinem Rad wieder zu Hause und lasse es in den einen oder anderen Anlieger schön reinknallen. Geil!

TransMadeira19 DP Day1-01028
# TransMadeira19 DP Day1-01028

Stage 5

Auf dem langen Weg zu Stage 5 geht es zum ersten Mal an den Levadas entlang, den Wasserkanälen, die die ganze Insel durchziehen. Zwischendurch kommen wir an der Feedzone vorbei, dann geht es aber noch ein gutes Stück weiter. Hier sieht plötzlich alles aus, wie im Dschungel und wir erarbeiten uns Höhenmeter um Höhenmeter auf einem schmalen Trail. Irgendwann sieht der Wald dann aus wie zu Hause. Beeindruckend, diese Vielfalt an Vegetationszonen.

Bananen liefern die nötige Energie.
# Bananen liefern die nötige Energie.

Am Start von Stage 5 ist nur ein kurzer Stau, vor uns heißt es: Steil und schnell. Das hört sich verdammt gut an. Auf 1,6 km vernichten wir 385 Höhenmeter. Chri lässt mich vorfahren, ich gebe Gas und stolpere in die erste Kurve etwas rein. Danach geht mir aber das Meiste gut auf und hey, hier bin ich mal der Fahrer, der gleich zwei Andere überholt. Auch wenn ich mir vorgenommen habe, mein Ego in die Ecke zu stellen und mich in Demut zu üben, fühlt sich das verdammt gut an. Steil und lose geht es fast bis in Ziel. Unten wird es etwas flacher und man kann die Bremsen fast komplett offen lassen. Stellenweise beängstigend, aber cool.

Madeira wartet mit absoluten Traumtrails auf.
# Madeira wartet mit absoluten Traumtrails auf.

Stage 6

Die legendäre Stage 6 steht an. 2,3 km, 405 Tiefenmeter und traumhafter Ausblick. Vermutlich kennt jeder das Foto von der steil abfallenden Wand, nur wenige Meter neben dem Trail. Genau da fahren wir jetzt hin. Aber erst müssen wir wieder nach oben. Der Uphill geht über Treppen und einen extrem steilen Forstweg. Fahren? Nö. Wir tragen und schieben, dann geht es noch eine Weile rollend zum Start von S6. Ich bin gespannt, Chri lässt mich wieder vorfahren.

Das absolut spektakuläre Standard-Madeira-Foto.
# Das absolut spektakuläre Standard-Madeira-Foto.

Bis zur Klippe muss man aber arbeiten: Staubige, steile Spitzkehren stehen auf dem Programm, zwischendurch immer wieder flowige Abschnitte. Abgesehen von einer Kehre, über deren Absperrung ich fast drüber fahre, komme ich gut durch und wähle nicht zu viele blöde Linien. Leider hängt eine dicke Wolke vor der Klippe, aber ich versuche mich eh nicht ablenken zu lassen und das gute Gefühl ins Ziel zu bringen. Nach vielen Kurven kommt es dann endlich in Sicht. Das war der Hammer. Was ein geiler Trail!

TransMadeira19 DP Day1-00513
# TransMadeira19 DP Day1-00513

Stage 7

Einige wenige Höhenmeter und etwa 5 km müssen wir noch bis zu Stage 7 fahren. Chri kennt die Stage: Er war vor drei Wochen bei der EWS als Mechaniker des Specialized-Teams dabei und konnte den Trail ablaufen. Irgendwo soll eine knackige Felsabfahrt kommen und der Trail bietet wohl ein extremes Plattenrisiko. Kurzerhand entschließe ich mich einfach direkt Chri zu folgen. Auf den restlichen Trails des Tages war das aufgrund des Staubes unmöglich, hier könnte es klappen.

Die felsige Stage birgt ein hohes Plattenrisiko.
# Die felsige Stage birgt ein hohes Plattenrisiko.

Los gehts. Die Akustik meiner Felge untermalt die Erzählungen von Chri. Ding Ding Ding. Zum Glück bleibt die Luft im Reifen. Nach 50 km ist die Stage echt hart: Technisch hoch anspruchsvoll, weil extrem steinig und viel Gras die Sicht einschränkt, außerdem gibt Chri ein krasses Tempo vor. Ich bin etwas zu stark auf meinen Kumpel fixiert, mache Fehler, er gewinnt etwas Abstand. Nach zwei Anliegern, die ich perfekt treffe, habe ich ihn wieder. Dann kommt eine kurze Tretpassage. Ich schätze sie falsch ein, schalte wieder hoch und zack, hinter der nächsten Kurve geht es weiter bergauf. Ich springe vom Rad, laufe Chri hinterher. Dann geht es genau so weiter wie es angefangen hat, schnell und steinig. Ich versuche auf dem Rad zu bleiben und bin froh als wir durchs Ziel rollen.

TransMadeira19 DP Day1-00356
# TransMadeira19 DP Day1-00356
SNeedham TransMadeira Day1  24
# SNeedham TransMadeira Day1 24

Antonio hatte uns am Ende der siebten Stage eine Überraschung versprochen. Anstatt wieder über den Hügel zurück zum Basecamp zu fahren, geht es mit dem Boot zurück. Ein solider Abschluss von einem anstrengenden, aber gelungenen Tag.

Nach getaner Arbeit geht es mit dem Boot zurück zum Zeltplatz.
# Nach getaner Arbeit geht es mit dem Boot zurück zum Zeltplatz.

Zwischenergebnisse: Trans Madeira 2019 – Tag 1

Nach Tag 1 liegt Chri vor mir auf Platz 11, ich bin etwas weiter hinten auf Platz 18. Mein Sturz hat mich etwas Zeit gekostet und der ein oder andere Steher war natürlich auch nicht ideal.

Local Emanuel Pombo konnte zwar bisher nicht alle Stages für sich entscheiden, führt aber aktuell.

Fazit: Trans Madeira 2019 – Tag 1

Puh, anstrengend. Aber spaßig! In Summe ein gelungener Tag mit coolen Stages. Nach kleiner Bodenprobe ist das Feeling am Bike wieder gut und ich freue mich auf den zweiten Tag auf der Überraschungsinsel. Was wird es morgen für uns geben?

Nach einem spannenden ersten Renntag können sich die Teilnehmer das wohlverdiente Bier schmecken lassen.
# Nach einem spannenden ersten Renntag können sich die Teilnehmer das wohlverdiente Bier schmecken lassen.

Würdet ihr euch zutrauen, bei einem Etappenrennen an den Start zu gehen?


Alle Artikel zur Trans Madeira 2019 gibt es hier:

Fotos: Sam Needham

Trans Madeira 2019 – Tag 2: Frühling, Sommer und Herbst kombiniert!

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Trans Madeira 2019 Tag 2: Nach einem langen ersten Tag erwartet uns heute etwas weniger Programm: 40 km und 5 Stages gilt es zu bewältigen. Kräfte sparen für Tag 3 ist angesagt. Ob das bei nassen und rutschigen Trails funktionieren wird?

Tag 2 der Trans Madeira startet, wie auch der erste Tag direkt am Strand. Unser Campingplatz in Machico ist nur etwas 15 Meter Luftlinie vom Meer entfernt. Heute heißt es aber Taschen packen, Zelt leer räumen, Frühstücken und dann fertigmachen für die Abfahrt vom Bus. Mein Wecker klingelt um 6:30 Uhr. Nach dem anstrengenden ersten Tag sind die Muskeln beim Aufstehen noch etwas müde, der kurze Spaziergang zum Frühstücks-Zelt tut aber gut, mein Körper fühlt sich wieder normal an. Antonio warnt uns noch vor – heute sollte man die Regenjacke auf jeden Fall einpacken. Kurz darauf ist alles vorbereitet, Regenjacke eingepackt und auf geht’s zum Bus.

Noch schnell frühstücken und schon gehts los, der zweite Tag der Trans Madeira 2019 wartet.
# Noch schnell frühstücken und schon gehts los, der zweite Tag der Trans Madeira 2019 wartet.
Diashow: Trans Madeira 2019 Tag 2: Frühling, Sommer und Herbst kombiniert
Noch schnell frühstücken und schon gehts los, der zweite Tag der Trans Madeira 2019 wartet.
Mit Vollgas durch den Dschungel.
Die staubtrockene Stage 10 ist eine Mischung aus den Freiburger Trails Canadian und Borderline.
Glücklich, aber müde und in freudiger Erwartung auf den nächsten Tag.
SNeedham TransMadeira Day2  24
Diashow starten »

Stage 8

Wir starten am gleichen Punkt wie gestern. Heute ist der Himmel aber bewölkt, der Wind bläst ordentlich und die Temperatur ist ein gutes Stück gefallen. Es gibt heute keine Startreihenfolge mehr, wir sehen also zu, dass wir in die Gänge kommen, um nicht festzufrieren.

Wir fahren den gleichen Transfer wie gestern, rollen ein Stück auf Stage 1 entlang, bis der Weg abzweigt. Etwa 30 bis 40 Minuten geht es jetzt entlang von Levadas, durch einen abgebrannten Wald und durch die Büsche, bis wir am Start der Stage ankommen. Abenteuerlich war es jetzt schon und wir konnten uns bereits ein bisschen mit den Bedingungen vertraut machen: Es ist extrem rutschig.

Der neblige, abgebrannte Wald ist eine außergewöhnliche und schöne Kulisse.
# Der neblige, abgebrannte Wald ist eine außergewöhnliche und schöne Kulisse.

Passenderweise ist die 1,5 km lange Stage 8 mit 303 Tiefenmetern technisch und nass. Ich bin ein bisschen nervös, weil ich mich eigentlich nicht ablegen will. Nach dem Start geht es direkt sehr technisch los, die Steine bieten null Halt. Ich versuche rund und flüssig zu fahren. Mein erster Fehler führt direkt zum Stillstand in einer steinigen Passage. Nach einiger Zeit nimmt der Trail dann etwas mehr Schwung auf, ist weniger steil und nicht mehr ganz so herausfordernd wie zuvor. Aber irgendwann kommt man wieder in ein Meer aus Steinen und Wurzeln, ich komme wieder irgendwo zum Stehen, weil ich eine blöde Linie gewählt habe und denke laut: „How should i ride this?“. Der Streckenposten, der an dieser Schlüsselstelle wartet antwortet schmunzelnd: „Welcome to Madeira“. Danach wird es wieder flowiger. Ein paar geile Kurven, die noch nicht ganz durchgeweicht sind, beenden die Stage. Davor kann ich aber noch einen Fahrer überholen.

Nass und rutschig geht es in den Tag, eine flüssige Linie zu finden ist die Devise.
# Nass und rutschig geht es in den Tag, eine flüssige Linie zu finden ist die Devise.
SNeedham TransMadeira Day2  24
# SNeedham TransMadeira Day2 24
SNeedham TransMadeira Day2  15
# SNeedham TransMadeira Day2 15

Das war ganz schön krass. Bei diesen Bedingungen ist der Trail eine echte Herausforderung – vor allem auf Sicht und im Renntempo!

Stage 9

Den Trail „Ratboy“ muss man hart sich erarbeiten. Etwa 500 Höhenmeter Transfer auf einer steilen Asphaltstraße müssen wir zurücklegen, bevor wir in die nächste Stage fahren. Wir schließen uns einer kleinen Gruppe an: Mit Cri und Benny, beides Grazer, haben Wahl-Grazer Chri und Ex-Wahl-Grazer Chris viel zu quatschen. Der Uphill ist zwar anstrengend, aber wir haben eine gute Zeit.

Die Stage ist 1,25 km lang, wir legen 249 Tiefenmeter zurück. Auch hier hat der Boden ordentlich Wasser abbekommen und es ist ziemlich rutschig. Ich komme nicht so wirklich gut in dem Flow und bin vorsichtig, weil immer wieder steinige Passagen auftauchen, die die Reifen gern aus der Bahn werfen. Durch Anlieger, über ein paar Sprünge und Wellen geht es schließlich ins Ziel.

Mit Vollgas durch den Dschungel.
# Mit Vollgas durch den Dschungel.
TransMadeira19 DP Day2-02059
# TransMadeira19 DP Day2-02059

Wir brechen in Richtung Stage 10 auf, es geht die letzten Meter des gleichen Uphills wieder bergauf. In einer Kehre entdecken wir Flatterband im Wald. Zusammen mit Pombo gehen wir ein paar Fahrern zuschauen. Wir kommen genau richtig, um einem Spektakel zuschauen zu können. Von einem anderen Weg kommt plötzlich eine riesige Schafherde und läuft auf die Stage. Emanuel Pombo versucht die Schafe davon abzuhalten auf den Trail zu laufen, aber es gelingt nicht. Die Vierbeiner laufen einfach zwei Meter später auf „Ratboy“. Nicht optimal für die folgenden Fahrer, für uns aber ein amüsantes Schauspiel.

Stage 10

Gut gelaunt geht es wieder auf die Asphaltstraße. Wir kurbeln nach oben, zweigen in eine andere Richtung ab und stehen 50 Meter später vor der Feedstation. Chri kennt als EWS-Mechaniker natürlich Gott und die Welt, unter anderem auch den Brasilianer Andre, der nach Tag 1 auf Platz 3 liegt.

Für die Verpflegung der Rennfahrer ist bestens gesorgt, die Energie wird jedoch auch bitter benötigt.
# Für die Verpflegung der Rennfahrer ist bestens gesorgt, die Energie wird jedoch auch bitter benötigt.

Zusammen mit ihm rollen wir ein paar Meter von der Feedstation zum Start der zehnten Wertungsprüfung. „Mushrooms“ ist wieder ein bisschen länger: 2,95 km und 287 Tiefenmeter. Im Dreier-Train fahren wir in die Stage. Ich bin Schlusslicht. Der Charakter des Trails erinnert an eine Kreuzung aus Canadian und Borderline in Freiburg, ist überraschenderweise staubtrocken und lädt zum Heizen ein. Chri fährt völlig entfesselt und versucht mit Andre mitzuhalten. Geil! Ich verliere die beiden recht schnell und fahre meinen Speed.

Die staubtrockene Stage 10 ist eine Mischung aus den Freiburger Trails Canadian und Borderline.
# Die staubtrockene Stage 10 ist eine Mischung aus den Freiburger Trails Canadian und Borderline.

Nach vielen Anliegern, Wurzelpassagen und dem ein oder anderen Sprung wird der Trail plötzlich tretintensiver. Ein bisschen was geht noch bei mir und ich kann ein paar Fahrer überholen, bevor ich ins Ziel rolle. Madeira ist abgefahren. Stage 9 und 10 sind Luftlinie nicht weit voneinander entfernt, Boden und Charakter aber komplett unterschiedlich. Ich bin gespannt, wie es weiter geht.

Stage 11

Der zweite lange Uphill des Tages steht an. Es geht wieder zurück zur Feedstation, jeder fährt sein Tempo, oben treffen wir aber alle wieder. Zusammen genießen wir das gute Mittagessen und einen schnellen Koffeinschuss, bevor wir wieder geschlossen weiterfahren. Es geht Richtung Startpunkt, der letzten zwei Tage, diesmal kurbeln wir aber noch etwas weiter hoch. Kalte Windböen und Nebel begleiten uns. Dann geht es weiter ins nächste Tal, wir verschenken zwar ein paar Tiefenmeter auf Asphalt, aber plötzlich ist es wieder warm und sonnig. Eine rumpelige Forststraße bringt uns zum Start der letzten Stages.

Die kennen wir bereits von Gregor: Eigentlich handelt es sich nur um einen Trail, dieser ist aber in zwei Stages aufgeteilt. Warum? Alleine Stage 11 vernichtet schon 398 Höhenmeter auf 2,55 km. Und es scheppert so richtig. Zum ersten Mal an diesem Tag fahren wir fast nur auf Wiesen, hochalpiner Flair kommt auf. Der Ausblick ist genial, wirklich genießen kann man ihn aber nicht. Stage 11 ist extrem fordernd für die Arme. Steine, offene Kurven, dann wieder komplett tiefe staubige Böden. Bei dem abwechslungsreichen Untergrund muss man extrem konzentriert bleiben. Ich bleibe sauber, fahre aber vorsichtig. Der Trail schlängelt sich den Hang entlang und macht Spaß, aber ich bin froh, als ich meine Arme im Ziel wieder etwas ausruhen kann.

Stage 11 führt über ein offenes Gelände und bietet ein unglaubliches Panorama
# Stage 11 führt über ein offenes Gelände und bietet ein unglaubliches Panorama - leider bleibt dank vielen Steinen und wechselnden Untergründen wenig Zeit die Aussicht zu genießen.

Stage 12

Der bislang kürzeste Transfer ist etwa 100 Meter lang und führt uns zur letzten Wertungsprüfung des Tages. Wären wir direkt weiter gefahren hätte ich die minimal kürzere (2,5 km), dafür aber etwas tiefere Stage 12 (424 hm) wohl nicht am Stück geschafft. Zwar sorgen hier weniger Steine für Armpump, aber es gibt jede Menge Bremswellen in den Anliegerkurven. Der Trail ist etwas steiler, kurze flache Passagen erlauben aber immer wieder, die Arme ein bisschen auszuruhen.

SNeedham TransMadeira Day2  61
# SNeedham TransMadeira Day2 61
TransMadeira19 DP Day2-02050
# TransMadeira19 DP Day2-02050
SNeedham TransMadeira Day2  45
# SNeedham TransMadeira Day2 45

Irgendwo auf der Stage steht auch mal ein Fan und feuert mich an. Mit den letzten Kraftreserven ziehe ich mit etwas Style über die Welle, an der er mit dem Smartphone lauert. Dann ist der staubige Trail aber auch schon vorbei. Im Ziel steht die Vespa des Zuschauers. Er ist die nach der Stage folgende „Madeira-Massage“ damit rauf gefahren. Krass. Extrem kleine, hochfrequente Schläge begleiten uns jetzt ein Stück, bis wir danach auf Asphalt zum neuen Campingplatz rollen. Heute schlafen wir auf einer kleinen Farm, mitten in Funchal.

In Summe haben wir heute 40 km zurückgelegt und sind 1330 Meter bergauf und 2615 Meter bergab gefahren.

Zwischenergebnisse: Trans Madeira 2019 – Tag 2

In der Wertung bin ich einen Platz weiter nach vorne gerutscht und aktuell auf der 17. Chri hat konstant weiter gemacht und liegt noch immer auf dem 11. Platz. Die vollen Ergebnisse nach Tag 2 gibt’s hier:

01_overall_results_after_day_2

Fazit: Trans Madeira 2019 – Tag 2

Tag 2 war der Hammer. Die Trails waren allesamt technisch fordernd und kein Kinderspiel, trotzdem haben die meistens wirklich Spaß gemacht. Unsere heutige Reisegruppe war zudem super: spaßige Gespräche, gute Stimmung und keine Defekte! So kann es gerne weitergehen, bitte nur etwas wärmer!

Glücklich, aber müde und in freudiger Erwartung auf den nächsten Tag.
# Glücklich, aber müde und in freudiger Erwartung auf den nächsten Tag.

Seid ihr schon auf Madeira unterwegs gewesen? Welche Ecke der Insel war euer Favorit?


Alle Artikel zur Trans Madeira 2019 gibt es hier:

Fotos: Sam Needham

Trans Madeira 2019 – Tag 3: Tunnel, Traumtrails, tolle Aussicht

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Trans Madeira 2019 Tag 3: Adventure day! Heute gibt es zwar nur vier Stages, uns wurde aber ein langer Tag versprochen. Der Plan ist, die Insel von unserem Camp in Funchal nach Norden hin zu überqueren. Wer schon einmal auf Madeira war weiß, dass die Insel von tiefen Tälern durchzogen ist – uns erwarten 46 km, 1680 Höhenmeter und 2880 Tiefenmeter.

Tag 3 der Trans Madeira beginnt etwas anders als die letzten beiden Tage. Wir haben auf einer kleinen Farm in Funchal übernachtet und nachdem wir uns aus dem Zelt wälzen, haben wir einen super Ausblick auf die Stadt und das Meer. Etwas früher sollen wir heute starten, um rechtzeitig beim Bus zu sein. Die Schlange vor den Toiletten zwingt uns umzudisponieren: Nach dem Frühstück packen wir schnell unsere Sachen, machen die Bikes fertig und kehren am Weg zum Bus noch in einem Café ein.

Heute geht es früh los.
# Heute geht es früh los.
Diashow: Trans Madeira 2019 Tag 3: Tunnel, Traumtrails, tolle Aussicht
Stage 15 ist ein absoluter Traum.
Heute geht es früh los.
Into the Dark – hier gehts lang.
Trans Madeira 2019 Day3  26
Eine lange Menschenkette zieht sich den Hang hinauf.
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Mit dem Bus geht es durch Funchal wieder in Richtung des Startpunkts von Renn-Tag 1 und 2. Wir fahren heute aber ein Stück weiter hoch, auf den zweithöchsten Gipfel der Insel. Hier war gestern auch ein Stück des Transfers zu den letzten beiden Stages des Tages – gestern reichte die Sicht gerade mal 15 Meter, heute kann Madeira wieder mit unglaublichen Ausblicken punkten. Oben angekommen geht es los in Richtung Stage 13.

Mit dem Bus geht es von Funchal aus zum Startpunkt der heutigen Tour.
# Mit dem Bus geht es von Funchal aus zum Startpunkt der heutigen Tour.

Stage 13

Vom Gipfel müssen wir schieben und tragend ein gutes Stück zurücklegen, bis wir am Start der Stage angekommen sind. Die erste Kurve ist einsehbar, weiter unten kann man den Trail auch wieder erspähen. Er soll vom Charakter Stage 11 ähneln: Schnell, staubig, lose, und mit vielen spitzen Steinen gepflastert. 2,25 km lang, 325 Tiefenmeter geht es über die baumfreien Hänge bergab.

Trans Madeira 2019 Day3  04
# Trans Madeira 2019 Day3 04

Während wir auf unseren Start warten, sehen wir den ganzen anderen Fahrern zu, wie sie Kurve 1 nehmen. Vom viel zu schnellen Antritt über rund und schnell bis hin zum Sturz – alles ist dabei. Wir sind dran. Der Trail ist weniger steil als Stage 11, aber ähnlich anstrengend zu fahren. Ich komme recht gut durch. Vor den zwei Gegenanstiegen kann man das Rad jeweils ordentlich laufen lassen und Schwung mitnehmen. Meiner Felge gefällt das nicht so, immer wieder beschwert sie sich mit einem klangvollen „Ding“. Komplett staubig sind die letzten, recht engen Kurven des Trails. Irgendwas fühlt sich seltsam an, entweder es ist der Staub oder mein Reifen hat etwas abbekommen. Ich rolle ins Ziel und steige vom Rad: Mein Reifen hat gut Luft verloren.

Trans Madeira 2019 Day3  26
# Trans Madeira 2019 Day3 26

Schnell entdecke ich auch warum. In die Lauffläche habe ich ein kleines Loch gestanzt. Zum Glück habe ich einen Plug und kann das Loch stopfen.

Stage 14

Der Transfer ist nur knappe 5 Minuten lang, mein Reifen wird auf der Asphaltstraße aber mit jedem Meter lauter. Am Start checke ich: Wieder Luft verloren. F***. Ich will ungern mit Schlauch fahren, inspiziere den Reifen also nochmal. Der Plug scheint reingerutscht zu sein. Rucksack auf, weitere Reifensalamis rausgezogen, gestopft, Rad angedreht – zwei Plugs huschen durchs Bild. Ah.

An Tag 1 habe ich mich vertan. Nicht die erste, sondern die vierzehnte Stage ist die längste. Gute vier Kilometer ist sie lang, knapp 600 Tiefenmeter sollen wir zurücklegen. Meine Arme sind nach zwei Tagen und Stage 13 nicht mehr ganz frisch, ich lasse es also entspannt angehen, um nicht schon nach wenigen Kurven voll mit Laktat zu sein. Recht bald kann ich den ersten Fahrer überholen, der in den staubigen Rinnen sichtliche Schwierigkeiten hat. Auch ich kämpfe stellenweise, der Trail macht aber Spaß. Weniger steinig als auf Stage 13, dafür mit vielen tiefen, staubigen Rinnen geht es das erste Stück entlang. Einmal wirft es mich fast über den Lenker – die Rinne in einer Kurve ist so tief, dass ich mit den Pedalen an den Rändern aufsetze. Irgendwann geht es in den Wald, der Boden bleibt aber staubig und lose. Ich kann zwei weitere Fahrer überholen, beim zweiten Überholmanöver lege ich mich aber fast auf die Nase – der Vorfahrer fährt an den Rand, im letzten Moment sehe ich, dass ein blinder Sprung kommt, werfe den Anker und schlage einen Haken. Das war knapp. Mein Körper verkraftet die Stage gut, ich bin überrascht, als ich durchs Ziel fahre. Ich hätte noch mit etwas mehr gerechnet.

Staubiger Untergrund macht den Fahrern das Leben schwer.
# Staubiger Untergrund macht den Fahrern das Leben schwer.

Adventure Stage

Die Adventure Stage ist eigentlich keine Stage, sondern der Transfer von Stage 14 zu Stage 15. Aber dieser Transfer ist episch. Nach Stage 14 geht es bergauf, dann gibt es eine 400 Tiefenmeter Madeira-Massage. Auf einem für uns gesperrten Wanderweg geht es über eine Million kleiner Treppenstufen ins Tal, wo die Feedstation auf uns wartet. Alle haben uns gewarnt: Es dauert lange bis zum nächsten Essen! Wir essen ein bisschen, füllen die Wasservorräte auf und packen Nahrung für unterwegs ein.

Eine lange Menschenkette zieht sich den Hang hinauf.
# Eine lange Menschenkette zieht sich den Hang hinauf.

Wenige Minuten, nachdem wir die Feedzone im Nonnental verlassen haben, geht es dann auch ordentlich bergauf. Die ersten Meter lassen sich noch fahren, dann schieben wir nur noch. Vor uns liegt ein hoher Berg, den wir erklimmen sollen. Nach der Madeira-Massage und den Downhill-Stufen gibt es jetzt die Madeira-Wanderung mit vielen Stufen bergauf. Ich erinnere mich an Gregors Bericht aus dem letzten Jahr, es soll weit und lange bergauf gehen, dann bergab und dann nochmal bergauf. In Erwartung einer anstrengenden Wanderung versuche ich ein konstantes Tempo zu finden und auf meinen Körper zu hören. Es gelingt gut, irgendwann brauche ich aber doch eine kurze Pause. Kurz nach meiner Pause ist ein Ende in Sicht. Ich traue dem Frieden nicht, während sich alle abfahrts-fertig machen, rolle ich um die Ecke und einfach weiter. Es geht noch eine Ewigkeit auf einer Mauer mitten am Berg entlang. Der Weg ist teilweise so stark zugewachsen, dass man kaum mehr als zwei Meter weit sieht. Spannend, denn man hat nicht viel Platz. Rechts ist der Berg, links hört die Mauer/Weg irgendwann auf und dann muss man beten, dass einen die Fauna auffängt, bevor man weit abstürzt.

Ziemlich schweißtreibende Angelegenheit.
# Ziemlich schweißtreibende Angelegenheit.

Irgendwann wird der Trail wieder natürlicher, wir treffen auf die Grazer Connection und fahren wieder gemeinsam. Kurz vor der Feedstation brauchen Chri und ich eine Pause, um nicht komplett im Unterzucker zu versinken. Etwa 6:30 h sind wir inzwischen unterwegs. Angekündigt waren auch Tunnels, diese sollen nach dem Essen kommen. Wir kurbeln an Levadas entlang, bis irgendwann der erste Tunnel ansteht. Die Lampen haben wir schon während der Pause montiert, also starten wir direkt in die Dunkelheit. Kalt ist es und nur ein schmaler Steig führt an dem Wasserlauf im Berg entlang. Dann geht es wieder an Levadas entlang. Der Schwede vor mir will sich einmal unabsichtlich ins Nass stürzen, wir erreichen aber alle trocken den zweiten Tunnel.

Into the Dark – hier gehts lang.
# Into the Dark – hier gehts lang.
Trans Madeira 2019 Day3  65
# Trans Madeira 2019 Day3 65

Unser sympathischer brasilianischer Begleiter Andre fährt seit Tag 1 ohne Rucksack. Eigentlich ist es keine Überraschung, dass er auch keine Lampe dabei hat. Chri fährt vor, dann folgt Andre, ich mache das Schlusslicht. Irgendwann schaltet meine Lampe auf Dimmstufe, ich schicke ein Stoßgebet Richtung Himmel, dass der Akku noch bis zum Ende reicht. Das Ende naht, kurz darauf stehen wir endlich am Start von Stage 15.

Stage 15

„Des war meine Lieblingsstage letztes Jahr“ sagt Cri. Wir sind alle müde, der Boden sieht aber vielversprechend aus und nachdem Cri gestartet ist und Chri nicht vor mich will, starte ich als Nächstes.

Alle Mühen des Tages sind vergessen. Wie sieht der perfekte Trail aus? Zwei Faktoren spielen meiner Meinung nach eine wichtige Rolle: Streckenführung und Bodenbedingungen. Wenn nur eines der Beiden gut ist, hat man zwar einen guten Trail, aber keinen perfekten. Wenn alles zusammen passt, schafft ein perfekter Trail es, seinen Fahrer komplett in seinen Bann zu ziehen. Genau so geht es mir auf diesem Trail. 2,3 km und 395 Tiefenmeter Tunnelblick. Ich fahre wie entfesselt, der Trail kurvt mit endlosem Grip durch den Eukalyptus-Wald. Der Wahnsinn. Ich werfe mein Rad von Kurve zu Kurve und kann gar nicht so richtig glauben was abgeht. So einen geilen Trail bin ich noch nie gefahren. Kurz vor dem Ziel sind zwar ein paar Zuschauer auf der Strecke, aber sie machen mir Platz und ich kann mit einem riesigen Grinsen durchs Ziel sprinten.

Stage 15 ist ein absoluter Traum.
# Stage 15 ist ein absoluter Traum.

Stage 16

Nach meinem Akku-Ausfall schaue ich ganz schön blöd aus der Wäsche, als kurz nach Stage 15 ein weiterer Tunnel ansteht. Diesmal fahre ich zwischen Cri und Chri, um etwas zu sehen. Kurz darauf holen wir Andre wieder ein. Er hat sich auf Stage 15 das Schaltwerk zerstört, wir versuchen ihn zu zweit vor uns herzuschieben, irgendwann zweigt der Transfer aber auf eine ruppige Forststraße ab und wir schieben mit ihm weiter. Zum Glück ist es nicht weit bis zur 1,55 km langen Stage mit 430 Tiefenmetern. Am Vorabend hieß es noch, dass diese eventuell nass sein könnte. Das Gegenteil ist der Fall – der Boden ist ähnlich gut wie auf S15, der Trail etwas technischer und nicht ganz so flüssig, aber trotzdem extrem spaßig gen Tal.

Trans Madeira 2019 Day3  84
# Trans Madeira 2019 Day3 84
Trans Madeira 2019 Day3  87
# Trans Madeira 2019 Day3 87
Trans Madeira 2019 Day3  69
# Trans Madeira 2019 Day3 69

Kurz vor dem Ziel wird es noch richtig spannend: Steil und extrem schnell geht es die letzten Meter bergab. Stehenbleiben ist nicht drin. Zum Glück halten die Kurven und man kann ordentlich reinknallen! Ein weiteres Highlight dieses geilen Tages. Von hier geht es auf Asphalt zurück ans Meer, alle sind gut gelaunt, nach 9:37 h auf Rad kommen wir beim neuen Camp an.

Zwischenergebnisse

Auf die Ergebnisse achte ich gar nicht mehr so wirklich. Auf Stage 15 konnte ich Chri aber zum ersten Mal in diesem Rennen abhängen!

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Fazit: Trans Madeira 2019 – Tag 3

Was für ein Tag. Epischer Start, epische Wanderung und unfassbare Trails am Abend. Auch wenn es heute physisch anstrengend war und ich mit einem kleinen Defekt zu kämpfen hatte, heute war der Hammer. Trailfeuerwerk, gute Zeit mit guten Freunden und eine reibungslose Organisation.

Abends steht wieder entspannen auf dem Zeltplatz auf dem Programm.
# Abends steht wieder entspannen auf dem Zeltplatz auf dem Programm.

Auf Sicht oder mit ausreichend Training, welcher Rennmodus ist euch am liebsten?


Alle Artikel zur Trans Madeira 2019 gibt es hier:

Fotos: Sam Needham

Trans Madeira 2019 – Tag 4: Achterbahnfahrt durch Matsch und Staub

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Trans Madeira 2019 Tag 4: Gleichauf mit Tag 1 gilt es heute ganze sieben Stages zu bewältigen. Mit dem Bus soll es morgens nach oben gehen, dann drei kurze Stages. Weiter mit dem Bus in Richtung Westen und hier noch weitere vier Stages. All das auf nur 35 km und 1250 Höhenmetern. Eigentlich ein kurzer Tag, hier auf Madeira

…wäre da nicht das Wetter. Ich wache Nachts mehrmals auf, Regen prasselt auf die Zeltplane. Zum Glück habe ich gestern Abend noch alle meine Sachen ins Zeltinnere geholt und nichts zum Trocknen draußen gelassen. Ich schlafe wieder ein, wache gegen 6 Uhr ein weiteres Mal auf. Mein Zelt hängt etwas durch. Ich drücke die Plane nach oben, damit das Wasser ablaufen kann. Sie bewegt sich zurück in ihre Ursprungsposition. Als ich die Augen etwas weiter öffne, fällt mir siedend heiß ein, dass ich mein Handtuch draußen am Zelt abgelegt hatte, nachdem ich gestern erst super spät duschen konnte. An der Situation jetzt etwas zu ändern ist sinnlos, ich verstecke mich also noch eine halbe Stunde im warmen Schlafsack, bis der Wecker klingelt.

Es gibt schöneres, als bei Regen in einem Zelt ohne Vorzelt aufzuwachen?
# Es gibt schöneres, als bei Regen in einem Zelt ohne Vorzelt aufzuwachen? - Nach dem Adventure Day hat es die Nacht über geregnet, Planänderung oder ziehen wir das Protokoll durch? Fragezeichen in vielen Gesichtern am Morgen.

Meine Motivation aufzustehen hält sich in Grenzen. Meine Regenjacke ist noch im Rucksack von Chri, also im Zelt nebenan. Mein Schlafsack spendet Wärme. Ein paar Minuten später raffe ich mich dann doch auf, schreibe Chri per WhatsApp, ob er wach ist. Prompt kommt zurück: „Ja, aber ich will nicht aufstehen!“. All das hilft nix, also stehe ich irgendwann auf, schlüpfe in meine Schlappen und hole mir bei Chri die Regenjacke ab. Beim Frühstück gibt es heute nur Filterkaffee, der fad schmeckt, überall wird gemunkelt, ob der Tagesplan fürs Rennen nicht geändert wird. So wirklich in die Gänge kommt auch niemand, die Abfahrt um 8:30 Uhr naht. Antonio gibt dann bekannt, dass wir den Plan durchziehen, die Trails sollen wohl fahrbar sein. Plötzlich bricht Hektik aus, als alle ihre Taschen packen und sich fahrfertig machen.

Eine halbe Stunde später sind wir mit dem Bus irgendwo in den Weiten Madeiras, als mir auffällt, dass ich in der Hektik meinen Timing-Chip beim Wechsel auf die lange Hose vergessen habe. Ich Genie. Zum Glück gibt es extra Chips und ich kann mitfahren. Als der Bus hält, regnet es draußen wieder ordentlich. Heute zeigt sich die Insel wirklich von einer einladenden Seite. Naja, raus, ab in den Regen, ist ja eigentlich eh mein Wetter.

Stage 17

André schlägt deswegen ein hohes Tempo an, das Chri und ich mitgehen. Irgendwann wird es mir zu viel, das war etwas zu viel fürs warm werden. Im Stau stehen wir trotzdem. Niemand weiß wie lang die Stages am Vormittag sein werden, der Transfer hat uns nur einen Vorgeschmack auf den Boden gegeben. Lehm, wie zu Hause. Schön aufgeweicht. Das wird witzig.

Als vor mir immer weniger Fahrer stehen, lässt sich wieder beobachten, wie die meisten das Rennen angehen: Voll rein treten, dann auf Höhe der Startlinie den Trail einsehen können und voll in die Eisen. Ich nehme weniger Anlauf, rolle in die Stage rein, muss nicht bremsen und treffe die erste Rinne gut. Danach versuche ich mich einfach nur irgendwie auf dem Rad zu halten. Der Boden ist schmierig, der Trail gespickt mit Offcamber-Sektionen und offenen Kurven. Auch wenn ich schwer am Kämpfen bin, habe ich Spaß. Ein kleiner Gegenanstieg folgt, danach geht es steil zurück in den Trail. Ich ziele und treffe gut, kann bald darauf auch jemanden überholen. Der Tanz geht weiter, ich kann wieder jemanden überholen, der mich aber auf eine Offcamber-Linie zwingt, die nichts hält – den Vorfahrer rasiere ich fast mit meinem Hinterrad, kurz darauf komme ich wieder an jemandem vorbei, der sein Hinterrad befreien will.

Trans Madeira 2019 Tag 4
# Trans Madeira 2019 Tag 4 - Es fängt im nahezu unfahrbaren Matsch an
Hier galt es vor allem am Rad zu bleiben
# Hier galt es vor allem am Rad zu bleiben - ...bis zur Tretpassage, bei der man Schieben musste

Meines dreht sich auch nur noch widerwillig, ich bleibe kurz stehen, versuche es zu befreien, fahre weiter, springe ab und sprinte. Ein paar Kurven bergab sind es dann noch ins Ziel, die ich wieder schön treffe. So bekloppt die Stage war, so viel Spaß hat sie auch gemacht. In den Augen der Fahrer, die bereits im Ziel sind, steht eher blankes Entsetzen.

Stage 18

Der Weg zu Stage 18 ist wieder mehr Spaziergang als fahrbarer Transfer, auf dem Weg treffen wir ein paar Fahrer, die schon auf der nächsten Stage waren. Es soll kein Kampf werden, wie auf S17. Der Transfer ist auch recht kurz und wir stehen bald am Start. Wir werden gewarnt: Die ersten paar Kurven sollen noch extrem steil werden.

Ich fahre in den Trail, die ersten Kurven sind extrem steil, ich komme aber halbwegs gut durch. Dann nimmt der Trail Fahrt auf, matschig eingefahrene Anlieger fangen einen auf, wenn man sich traut sich reinzuwerfen. Einmal bin ich etwas zu übermütig und lande danach fast in einem Baum, komme aber noch zum Stehen. Für den folgenden Uphill fehlt aber Schwung und mein Hinterrad mag schon wieder nicht mitmachen. Ein paar Meter sprinte ich wieder, überhole Alfonso, der seit Anfang der Stage schiebt, springe wieder aufs Rad, weiter gehts. Der gebaute Trail macht viel Spaß, ins Ziel fliege ich aber fast, die Kurve davor ist super rutschig. Am Ende der Stage schaue ich in mehr freudige Gesichter als zuvor, aber auch hier waren viele überfordert.

War die erste Stage des Tages noch ein absoluter Kampf, ging es auf S18 wieder flüssiger zur Sache
# War die erste Stage des Tages noch ein absoluter Kampf, ging es auf S18 wieder flüssiger zur Sache - Auch S18 war eine matschige Rutschbahn

Stage 19

Mein Rad wiegt gefühlte 20 kg, wir schieben also mehr, als dass wir fahren. Stage 19 soll vom Transfer zu S18 starten. Als wir dort ankommen heißt es: „die Zeitnahme wird hier gestrichen, zu gefährlich der Trail“. Fahren sollen wir ihn trotzdem. Die Organisatoren haben eine verdammt gute Entscheidung getroffen, der Trail ist nämlich extrem knackig und stellenweise sehr schwer zu fahren. Nachdem wir das Ziel erreicht haben, rollen wir Richtung Bus/Feedstation und schaffen es unterwegs noch unsere Bikes vom Schlamm zu befreien.

Während dem Mittagessen wird dann verkündet, dass nur zwei der geplanten vier Nachmittags-Stages gefahren werden. Mit dem Bus geht es wieder quer durch Madeira. Unser Busfahrer kennt sich wohl nicht wirklich gut aus, denn aus der einstündigen Busfahrt wird eine zweistündige. Wir steigen aus dem Bus, es ist A*****kalt. Zum Glück ist die nächste Stage nur wenige Meter entfernt und es klart etwas auf.

Schwierige aber gute Entscheidung der Organisation: Streichen von S19
# Schwierige aber gute Entscheidung der Organisation: Streichen von S19 - Abgerollt sind wir den Trail trotzdem, bei Renntempo wäre es hier extrem gefährlich geworden
Nach dem Matsch-Vormittag hieß es wieder die Trucks beladen
# Nach dem Matsch-Vormittag hieß es wieder die Trucks beladen - Im Bus konnte man sich ausruhen, bei der Abfahrt wurde uns noch gesagt, dass zwei weitere Stages gestrichen werden. Zwei Stages am Nachmittag stehen also noch an.

Stage 22

Einen komplett frischen Trail hatte Antonio uns angekündigt. So ist es auch – wieder offen, staubig und weit einsehbar. Die Navigation fällt trotzdem extrem schwer, nur ein paar gelbe Fahnen weisen den Weg. Irgendwann fahre ich mitten durch einen Busch, weil ich die Kurve nicht sehe. Die Busch-Linie ist eingefahrener als der eigentliche Trail. Dann führt der Trail in einen Eukalyptus-Wald und wird ruppiger. Staubige Anlieger führen bis ins Ziel. Ein kompletter Kontrast zum Vormittag. Abgefahren!

Navigationsprobleme auf Stage 22
# Navigationsprobleme auf Stage 22 - Nebel bei den ersten Startern machte es noch schwieriger, denn der komplett frische Trail war nur mit wenigen Fahnen ausgewiesen
Zurück im Staub
# Zurück im Staub - Ähnlicher Flow im Eukalyptus Wald, wie schon zuvor, aber eine gewaltige Umstellung zum Matsch am Vormittag

Stage 23

Ein kleiner Uphill und ein kurzes bergab Stück auf einer staubigen Forststraße trennen uns von Stage 23. Es gibt wieder eine kleine Schlange am Start. Der Trail soll ähnlich wie der letzte Teil von S22 sein, führt wieder durch Eukalyptus-Wald und soll mit ein paar Sprüngen gespickt sein. Ich finde meinen Flow und komme gut durch. Irgendwann geht es aus dem Wald, ein paar enge Kurven zwingen zum Treten. Dann wird es richtig steil und staubig, bevor man über ein paar kleine Rampen geschossen wird. Der Trail ist recht plötzlich zu Ende und war weniger lang als S22. Das wars dann auch schon.

Sprünge und Anlieger auf Stage 23
# Sprünge und Anlieger auf Stage 23 - Ein gelungener Tagesabschluss
Über die Levada
# Über die Levada - Etwas kürzer als Stage 22, dafür aber schnell!

Zwischenergebnisse

Heute konnte ich Chri etwas Zeit abnehmen, in der Tageswertung sind wir auf Platz 20 und 21 gelandet, in der Gesamtwertung bin ich auf Platz 16, Chri auf Platz 14.

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Wer sein Rad nicht schon unterwegs entschlammt hatte, musste sich in die lange Bikewash-Schlange einreihen
# Wer sein Rad nicht schon unterwegs entschlammt hatte, musste sich in die lange Bikewash-Schlange einreihen - Festgebackener Schlamm, garniert mit Staub machte die Räder um einiges schwerer.
Einmal noch Schlafen, dann haben wir es geschafft
# Einmal noch Schlafen, dann haben wir es geschafft - Zurück am Strand werden die Zelte wieder aufgeschlagen und wir hoffen auf eine trockene Nacht

Fazit Trans Madeira 2019 Tag 4

Heute war ein etwas anderer Tag. Nach dem langen Ausflug gestern wurde der heutige Tag durch die zweite Busfahrt etwas unterbrochen. Physisch waren die ersten beiden Stages extrem anstrengend, aber spaßig. Am Nachmittag dann das volle Kontrastprogramm: T-Shirt statt Regenjacke, kurze Hose statt langer Hose, Staub statt Matsch. Auch heute hat Madeira wieder Vielseitigkeit bewiesen: Diesmal aber emotionaler Art. Von Frustration, über Wut, bis hin zu ausgezeichneter Laune, war meinen Mitstreitern heute alles anzusehen.

Würdet ihr bei solchen Startgebühren einmal an einem Etappenrennen teilnehmen?

Alle Artikel zur Trans Madeira 2019 gibt es hier:

Fotos: Sam Needham & Duncan Philpott

Trans Madeira 2019 – Tag 5: Arm-Weichspüler zum Abschluss – das Finale!

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Trans Madeira 2019 Tag 5: Nach dem verregneten Vormittag und staubigen Trails am Nachmittag von Tag 4 kommen wir wieder am Strand an, wo es noch einmal heißt: Essen was geht, früh ins Bett und ausruhen für den fünften und letzten Tag der Trans Madeira. Mit 43 km und 1350 Höhenmetern soll dieser noch ein letztes Mal die Fitness und die Konzentration auf die Probe stellen, bevor wir wieder Abschied von der Blumeninsel nehmen werden.

Wie jeden Tag steht auch heute früh wieder ein Reisebus für uns bereit, der uns auf den Berg bringt. Unten ist bestes Wetter, die Vorhersage hatte Sonne versprochen. Ich verzichte heute auf die Regenjacke. Je näher wir unserem Startpunkt kommen, desto nebeliger wird es draußen. Es sieht windig und etwas feucht aus.

Ein letzter Frühstart in einen langen Tag: Wir sollen heute noch einmal 43 km zurücklegen
# Ein letzter Frühstart in einen langen Tag: Wir sollen heute noch einmal 43 km zurücklegen - Vor 8:30 Uhr wird also wieder gefrühstückt, gepackt und das Rad aufgeladen.
Diashow: Trans Madeira 2019 – Tag 5: Arm-Weichspüler zum Abschluss – das Finale!
Nach dem Forstweg geht es in einen schnellen Hohlweg
Nach der After Race Party ging es dann früh zum Flughafen
Ein letzter Frühstart in einen langen Tag: Wir sollen heute noch einmal 43 km zurücklegen
Stage 25 startet flowig im Wald
Franck Kirscher siegt in der Men30 Kategorie vor Leo Kokkonen und Anders Skarstein
Diashow starten »

Chri und ich haben unsere Bikes heute etwas später auf die LKWs geladen, dementsprechend bekommen wir sie etwas früher und haben einen zeitigen Start. Wir fahren über eine Kuppe, dann liegt direkt schon die erste Stage des Tages vor uns.

Stage 24

Am Start werden wir noch von zwei Briten nach vorne gelassen. Alle sind noch relativ kalt und versuchen sich direkt vor der Stage aufzuwärmen. Zum Glück soll sie nur recht kurz sein: 1,65 km und 255 Tiefenmeter gilt es zurückzulegen. Ich starte vor Chri, trete an und rolle in den Trail.

Der Trail erinnert etwas an Tag 1: Zwischen Büschen geht es recht eng über viele Steine und steinige Kurven bergab. Meine Konzentration ist heute noch nicht am Höhepunkt, ich kämpfe noch ein bisschen mit mir selbst und finde erst auf den letzten Metern der Stage meinen Flow. Ein knackiger Start in den Tag. Nach diesem Trail sollte eigentlich jeder wach sein.

Stau am Start, wenn 140 Fahrer gleichzeitig aufbrechen wollen
# Stau am Start, wenn 140 Fahrer gleichzeitig aufbrechen wollen - Zum Glück haben wir heute einen sehr frühen Start erwischt

Stage 25

Den Transfer zu Stage 25 legen wir zu großen Teilen schiebend zurück. Mein Körper fühlt sich für das Programm der letzten vier Tage eigentlich noch ganz gut an. Einzig die wenig ausgeprägten Waden brennen inzwischen ein bisschen, auf der steilen Forststraße wird das Schieben schon etwas anstrengend.

Am Start fragt mich der Marshall, ob ich weine. Schon seit heute früh juckt mein rechtes Auge, mehrmaliges Spülen hat bisher nicht geholfen. Vielleicht war Stage 24 deswegen auch noch etwas verschwommen. Ich verneine, erkläre kurz, was los ist und der Marshall zeigt mir einen kleinen Trick: Er massiert mein Augenlid, bis mein Auge komplett tränt. Tatsächlich fühlt es sich danach viel besser an und ich starte kurz nach Chri in die Stage.

Stage 25 startet flowig im Wald
# Stage 25 startet flowig im Wald - Ein Stück später geht es aber über einen Forstweg
Nach dem Forstweg geht es in einen schnellen Hohlweg
# Nach dem Forstweg geht es in einen schnellen Hohlweg - Leider verfahren sich hier einige und die Stage wird gestrichen

Es geht weniger ruppig zur Sache, spaßige Anlieger und eine schwungvolle Streckenführung sorgen für Fahrspaß. Irgendwann wechselt der Trail auf eine Forststraße, ich sehe Chri vor mir und lasse die Bremse offen. Als es wieder kurviger wird, verliere ich die Sicht auf meinen Kumpel, ich bin aber motiviert und lasse die Bremse weiter offen. Es geht in einen lehmigen Hohlweg, der immer wieder mit kleinen Stufen und harten Kurven begeistern kann. Dann plötzlich wieder Eukalyptus-Wald und zerbombte Anlieger. Ich fahre so viele Inside-Linien wie möglich und stehe nach 2,1 km und 315 Tiefenmetern kurz nach Chri im Ziel. Geiler Trail, das hat richtig Spaß gemacht!

Stage 26

Der Weg zu Stage 26 führt uns das erste Mal an der Feedstation vorbei und zieht sich dann lang über Asphalt dahin. Am Ende von S25 war es noch schön warm, wir sind aber zurück in den eiskalten Wolken. Chri und ich haben noch recht gute Beine und können bergauf recht viele erschöpfte Fahrer überholen, am Start der Stage haben wir auch die Graz-Connection wieder eingeholt.

Über dem Start von S26 reißt der Himmel weder auf. Das ist die längste Stage des Tages und Pombo meinte, sie wird eine der härtesten des Rennens. Auf 3,2 km vernichten wir 520 Tiefenmeter. Nachdem der Großteil der Grazer Runde, Pombo und Andre gestartet sind, stehen Benny, Chri und ich noch am Start. Benny will uns vorlassen, Chri muss noch kurz Wasser lassen, also starte ich direkt.

Auf rutschige Steine folgt wieder staubiger Eukalyptus-Wald
# Auf rutschige Steine folgt wieder staubiger Eukalyptus-Wald - Stage 26 ist lang und geht in die Arme

Nasse, ausgewaschene Steinformationen in einem Hohlweg machen den ersten Teil des Trails zur Mutprobe: Schnell fahren und den ein oder anderen Rutscher hinnehmen oder vorsichtig abrollen? Ich fahre zügig durch, mein Rad tänzelt zwar ein, zweimal, aber ich bleibe drauf. So schlängelt sich der Trail entlang, wird irgendwann etwas offener und weniger steinig, meine Arme können den Lenker aber noch halten. Als es in den Wald geht, kann ich gleich eine ganze Menge Fahrer überholen, die mich aber teilweise auf riskante Linien zwingen. Inzwischen komme ich mit dem Boden aber gut klar, ich bin recht entspannt auf dem Rad und komme gut durch die technischen Sektionen. Wie meistens im Eukalyptus-Wald geht es etwas flowiger zur Sache als oben in den offenen Stellen. Immer wieder eine gute Mischung, wenn die Arme zum Stage-Ende weich werden!

Stage 27

Wieder geht es bergauf, diesmal aber nur etwa 20 Minuten, dann stehen wir schon am Start der 2,05 km langen Stage 27. Wir sind inzwischen sehr weit vorne, laut dem Marshall am Start sind bisher nur 2–3 Fahrer an ihm vorbei gekommen. Nachdem ein paar schnelle Jungs gleichzeitig mit uns ankommen, gehe ich nach wenigen Sekunden Pause direkt zum Start und fahre los. Mit ähnlichem Charakter wie S26, aber wenig steinig geht es los und der Trail fängt diesmal schon in der offenen Sektion an schnell und flowig zu werden. Der Starter hatte gesagt, dass es in Summe weniger ruppig sei als auf der Stage davor. Im Wald ist die Strecke aber diesmal hart: Ausgebombt, wurzelig, eine weitere Herausforderung für die Arme. Auch hier treffe ich aber meine Linien meist gut und versuche den Löchern weitestgehend auszuweichen.

Stage 27 sollte weniger ruppig sein, der Trail ist aber sehr ausgebombt und deswegen auch hart für die Arme
# Stage 27 sollte weniger ruppig sein, der Trail ist aber sehr ausgebombt und deswegen auch hart für die Arme - Chri hat sich hier einmal in die Sträucher geworfen, ich bin sauber durchgekommen

Am Ende kommen noch ein paar sehr steile, enge Kurven. Ich kann sehr hoch anfahren und komme mit Schwung durch. Chri kommt etwas nach mir ins Ziel und hat Dreck am Jersey, er ist gestürzt und will etwas pausieren. Wir beobachten etwa die nächsten zehn Fahrer, wie sie sich die engen Kurven runterstürzen. Ein paar ziehen schön sauber durch das steile Schlussstück, einige gehen es vorsichtig an, einer fährt gerade über eine Kurve und landet kopfüber im Busch. Sofort wird er angefeuert sein Rad wieder auf die Strecke zu heben. Es bleibt beim Versuch, er purzelt direkt nochmal zwei Meter weiter nach unten.

Als wir Richtung letzte Stage aufbrechen, kündigt lautes Krachen den Führenden Pombo an. Ich drehe mich gerade noch rechtzeitig um und sehe ihn aus dem Augenwinkel, wie er mit ordentlich Gewalt in die Anlieger scheppert. Geil!

In den letzten steilen Kurven konnten wir alles beobachten: von schnell und flüssig bis Purzelbaum ins Gebüsch
# In den letzten steilen Kurven konnten wir alles beobachten: von schnell und flüssig bis Purzelbaum ins Gebüsch - Zum Ende hin waren viele schwer motiviert

Stage 28

Fast ein bisschen wehmütig sind wir – nur noch eine Stage und die ist mit 1,15 km auch noch echt kurz. Wir treten Richtung Start, wieder sind es etwa 20 Minuten Transfer, diesmal auf Asphalt. Die Stage geht durch Eukalyptus-Wald, ich stelle mich auf Flow und Kurvenrutschen ein und bekomme zum Abschluss genau das noch einmal serviert. Ein kleiner Steher ist zwar nicht ganz ideal, aber ansonsten kann der wellige und kurvige Trail durchaus bespaßen. Die Arme sind fast schon ausgeruht, weil es nicht ruppig ist und der Trail ist schneller vorbei als ich es mir wünsche!

Eine Mischung aus verschiedensten Gefühlslagen überkommt mich. Ich freue mich, das Rennen abgeschlossen zu haben, ohne mich in ernsthafte Schwierigkeiten gebracht zu haben und ohne große Probleme mit dem Material. Aber irgendwie ist es auch schade, dass es schon vorbei ist. Abgesehen von meinen Waden fühle ich mich noch fit genug, um noch mehr von Madeiras feinen Trails zu befahren, ob auf Zeit oder nicht ist eigentlich egal.

Wir machen keine lange Pause, klatschen nur ab und fahren dann an der letzten Levada entlang zu unserer letzten Madeira-Massage. Langsam schleicht sich eine Zufriedenheit ein und die negativen Emotionen werden ausgeblendet. Was für eine coole Woche.

Eine letzte Eukalyptus-Stage trennt uns vom Ziel
# Eine letzte Eukalyptus-Stage trennt uns vom Ziel - Diese ist jetzt wirklich flowig und nicht ausgebombt, leider etwas kurz

Ergebnisse

Heute gibt es einen Hotel-Aufenthalt, die Räder werden für die morgige Abreise gepackt und natürlich werden die Pokale verteilt. In den Klassen Men40 und Men30 ging es bis zur letzten Stage um den Sieg. Die Men40 kann Cri Maierhofer wieder für sich entscheiden. Ein mehr als verdienter Sieg – kaum jemand war so gut drauf wie der Österreicher und hat permanent für gute Stimmung bei allen gesorgt! Gratulation Cri!

Bei den Damen und den Herren konnten die Favoriten ihren Rollen gerecht werden: Local Emanuel Pombo fährt zum zweiten Mal auf den ersten Platz, Noga Korem ist unangefochten die schnellste Frau. Nachdem unser brasilianischer Freund Andre Bretas gestern wegen der Matsch-Stages etwas zurückgefallen ist, konnte er sich heute noch den dritten Platz sichern.

Hier steht niemand unverdient auf dem Podium, besonders freuen mich aber die Platzierungen von Cri, Pombo und Andre. Pombo hatte während dem Rennen immer wieder allen möglichen Fahrern geholfen, ob bei Defekten, bei dem Versuch die Schafe von der Strecke zu halten oder bei vergessenen Timing Chips. Ein wahrer Sportsmann und ein großartiger Vertreter für die Insel!

Chri Maierhofer gewinnt vor Antti Laiho und Mark Wilcox
# Chri Maierhofer gewinnt vor Antti Laiho und Mark Wilcox
Franck Kirscher siegt in der Men30 Kategorie vor Leo Kokkonen und Anders Skarstein
# Franck Kirscher siegt in der Men30 Kategorie vor Leo Kokkonen und Anders Skarstein
Die Damen-Wertung entscheidet Noga Korem für sich und landet vor Nathalie Schneitter und Julie Baird
# Die Damen-Wertung entscheidet Noga Korem für sich und landet vor Nathalie Schneitter und Julie Baird
Local Emanuel Pombo gewinnt zum zweiten Mal, Matt Lombardi und Andre Bretas konnten sich Plätze auf dem Podest sichern
# Local Emanuel Pombo gewinnt zum zweiten Mal, Matt Lombardi und Andre Bretas konnten sich Plätze auf dem Podest sichern
Alle „Madeira First Timer“ auf einem Foto!
# Alle „Madeira First Timer“ auf einem Foto!

Ich finishe auf dem 16. Platz, Chri liegt zwei Plätze vor mir. Leider wurde Stage 2 heute gestrichen, weil sich einige Fahrer verfahren haben. Zufrieden? Angesichts der Tatsache, dass ich versucht habe, nicht allzu oft Bodenproben zu nehmen und nicht zu viel zu riskieren, bin ich ziemlich zufrieden damit, wie ich gefahren bin und mir meine Kraft eingeteilt habe. Das Ergebnis ist mir nicht so wichtig und ich freue mich viel mehr darüber, eine gute Woche im Kreis einer lustigen und motivierten Truppe gehabt zu haben. Außerdem war ich echt viel auf dem Rad und konnte einige Weltklasse-Trails fahren.

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Fazit: Trans Madeira 2019 – Tag 5

Tag 1 fühlt sich extrem weit entfernt an, kaum zu glauben, dass die Zeit so schnell vorbeigezogen ist. Abschließend kann man sagen: Madeira hat abgeliefert. So richtig! Eine derartig große Vielfalt habe ich bisher noch nirgends erlebt. Von tiefen Staub-Rinnen, über staubig, steinig, loses Geläuf, bis hin zu tief braunem Loam, haben die Organisatoren uns alles präsentiert, was die Insel so zu bieten hat. Der Sonnenaufgang am Meer oder der Farm oberhalb Funchals hat den Tag jedes Mal ordentlich eingeläutet. Mit gemütlicher, lockerer Stimmung und reibungsloser Organisation konnte das Rennen bei mir punkten. Eine Antwort zu meiner anfangs gestellten Frage habe ich auch gefunden: Man muss kein Vollblut-Rennfahrer sein, um hier Spaß zu haben. Wer sich seiner Grenzen bewusst ist, seine Kräfte einteilen kann und in technischem Gelände nicht aufgeschmissen ist, kann bei der Trans Madeira eine wirklich gute Zeit haben, Gleichgesinnte treffen und im rundum organisierten Rahmen genießen. Bei mir hat das Rennen einen bleibenden Eindruck hinterlassen.

Zum Abschied wurden Fahrer und Organisatoren gefeiert
# Zum Abschied wurden Fahrer und Organisatoren gefeiert
Nach der After Race Party ging es dann früh zum Flughafen
# Nach der After Race Party ging es dann früh zum Flughafen
Tschüss Madeira, es war der Wahnsinn!
# Tschüss Madeira, es war der Wahnsinn!

Wie haben euch Chris‘ Rennberichte gefallen?

Alle Artikel zur Trans Madeira 2019 gibt es hier:

Fotos: Sam Needham, Duncan Philpott

Rennbericht Grand Junction Off-Road: Falscher Abzweig zum Zweikampf deines Lebens

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„Did we make another wrong turn?“, frage ich den ausgezehrten Lycra-Racer neben mir. Er zuckt mit den Schultern. Wir starren verwirrt auf die rote Ampel, vor der wir stehen und halten Ausschau nach den pinken Streckenmarkierungen. Im nächsten Moment kracht es neben mir und der CC-Racer ist komplett eingeklinkt umgefallen. „Are you ok?“ Er berappelt sich und lacht. Es wird grün. Ich sprinte los. Wird dieser kleine Vorsprung reichen? Zeit für den maximalen Showdown bei meinem ersten Rennen seit Jahren.

Eigentlich fahre ich schon lange keine Wettkämpfe mehr. Zum einen ist die Zeit auf der Strecke an einem Rennwochenende begrenzt, man ist an einem bestimmten Ablauf gebunden und vom Trainingszustand mit Familie will ich gar nicht erst anfangen mit Jammern. Im Zuge von Presselaunches wird man dann aber hin und wieder ohne eigenes Zutun registriert. Manchmal kann das auch die EWS in Whistler sein. Gemischte Gefühle folgen und dann Zack – ein Schalter im Kopf springt um und da ist es wieder: Das Rennfieber.

So lief es bei der Vorstellung des neuen Pivot Mach4 SL in Grand Junction, Colorado. Es wurden drei Distanzen angeboten. 15, 30 und 50 Meilen. Wer schonmal in dieser Gegend mit dem Rad unterwegs war weiß, dass die Strecken von sehr flowig bis hin zu sehr anspruchsvoll, gespickt mit technischen Kletterpassagen und knackigen Abfahrten variieren. Dementsprechend kann eine Ausfahrt von 30 km entweder 1,5 oder auch gerne mal 3 Stunden dauern. Also Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste, dachte ich mir und so bat ich um die 15 Meilen-Option.

Um ein wirkliches Ergebnis ging es nicht, ich kannte die Strecke nicht und so tauschte ich die Klickpedale der Haupttesttage gegen Flats. Etwas Mimimi oder der kühle Wetterwechsel ließ mich zu warmen Beinen via Knieschonern greifen. So gerüstet fand ich mich plötzlich in der Startgruppe eines wild gemixten Fahrerfelds. Neben komplett austrainierten Lycraträgern auf CC-Rennhardtails, standen auch Leute mit Goggles und Enduro-Bikes neben mir. Immerhin fiel ich in meinem Aufzug nicht weiter auf, während aus den Lautsprechern der Rennsprecher die Menge anheizte, die Musik dröhnte und vor den Fahrern ein Fan eine überdimensionale Amerikafahne schwenkte.

5!
4!
3!
Two!
One!
GO!

Wir setzten uns unter dem Gejubel der Fans in Bewegung. Angeführt von einem Polizeimotorrad pedalierten wir durch die Stadt, um das Feld von 108 Fahrern auseinander zu ziehen. Im Pulk fahren ist nicht unbedingt nach meinem Geschmack und so nahm ich den Schwung durch die Kurven fleißig mit und zog an den Außenseiten des Feldes vorbei. Nach kurzer Zeit erreichten wir die Stadtgrenze und ich fand mich in der vierköpfigen Spitzengruppe wieder.

Vor mir ein schlaksiger Enduropilot mit Goggle. Seine Knieschoner baumelten direkt über den Schuhen. Ein recht junger Fahrer mit viel zu großem Bike trat hochfrequent und keuchend neben mir. Er würde das Tempo vermutlich nicht lange halten. Ganz vorn wechselte ein neongelber mit etlichen Sponsoren bedruckter CCler von den Griffen runter auf die Gabel. In dieser Aeroposition senkte er den Hammer und zog völlig mühelos davon. Soviel zum kurzen Aufflammen einer Hoffnung, diese Position im Rennen zu halten.

Sollten die sich da vorne doch alleine ihren Laktat-Flash holen!

Kurz darauf bogen wir in den Trail ein und ich ließ vorher noch einen weiteren schwer motivierten Fahrer passieren. Sollten die sich da vorne doch alleine ihren Laktat-Flash holen. Auf einem sehr sandigen und flowigem Trail, der jeden Bikeparkbetreiber neidisch gemacht hätte gewannen wir langsam an Höhenmetern. Die Motivation des Fahrers vor mir schien allerdings nicht mit dem Vertrauen in seine Reifen gleichgesetzt. Vor jeder Kurve nahm er soweit den Druck raus, dass ich in die Bremsen greifen müsste, um ihm nicht ins Hinterrad zu fahren. Wollte ich meine ganze Energie auf diese Weise schon am Anfang verbraten? Als der Trail breiter wurde, zog ich mit einem „on your right“ vorbei und fand mich an dritter Position wieder. Der Endurolocal cruiste in einem ähnlichen Tempo wie ich zirka 50 Meter vor mir. Mr. Neongelb blitzte weit in der Ferne hin und wieder zwischen hohem Gras hervor und bog bald nach links ab. Mein Blick folgte dem Trail, welcher den ersten ernsthaften Anstieg einleiten sollte. Das Streckenprofil im Kopf, stellte ich mich auf die da kommende Schmach ein, in den technischen schmalen Passagen den Locals Platz machen zu müssen.

Aufstehen, Kopf runter und gib ihm. Ganz so billig wollte ich mich natürlich nicht verkaufen und so sprintete ich in die erste Rampe. Es waren nur wenige „Powermoves“ zu absolvieren – wie sie die Biker im Südwesten der USA nennen. Die kleineren Feldplatten konnte man mit etwas Schwung und einem leichten Zug am Lenker noch relativ leicht überrollen. Wir arbeiteten uns über den sandigen Boden und durch einige Spitzkehren nach oben. Nach zirka 1 km und 80 Höhenmeter wendete sich der Trail zurück. Mein Blick richtete sich zurück ins Tal, aus dem wir aufgestiegen waren. Das komplette Starterfeld befand sich auf der anderen Hangseite. Direkt vor mir kam der CC-Fahrer im Neon-Jersey auf mich zugefahren. Wir waren falsch abgebogen! Alle hatten uns überholt und wir waren komplett hinten!

Wir waren falsch abgebogen! Alle hatten uns überholt und wir waren komplett hinten!

Was für eine Schmach. Dachte ich mir und drehte mein Bike um. Da fährst du einmal wieder ein Rennen mit und versaust es dermaßen. Kopfschüttelnd und fluchend rollte ich den Trail wieder hinunter und zurück zur Kreuzung, an der wir nicht in den ersten Uphill, sondern in den letzten Downhill abgebogen waren.

Zumindest die Strecken wollte ich gesehen haben und so begab ich mich in den ersten – richtigen – Uphill. Es dauerte nicht lange und ich schloss wieder zum Rest der Fahrer auf. An mehreren Stellen gab es verschiedene Linienoptionen und ich konnte einige Fahrer passieren. Als das Gelände steiler wurde, dämmerte mir, worauf ich mich eingelassen hatte. Sprintstärke und viel Praxis im technischen Uphill waren gefragt. Zu meiner Demotivation durch meinen Umweg kam somit noch die mangelnde Erfahrung in dieser Art Gelände hinzu. Als der Trail derart steil wurde, dass wirklich alle Biker schoben oder sogar ihr Bike schulterten, war ich etwas milder gestimmt. Scheinbar ist das nicht für jeden hier einfach und ich fuhr ja eh nur zum Spaß mit.

Ihr kennt das, wenn ihr euch zwischen Luft bekommen und Hydration entscheiden müsst? Genau so ging es mir.

Nach der Tragepassage ging es meinen Beinen erstaunlicherweise sehr gut. Zirka 10 Kilometer hatten wir bis jetzt zurückgelegt und so langsam schienen sie warm geworden zu sein. So schraubte ich meine Kadenz nach oben und konnte an den breiteren Stellen wieder ein paar Plätze gut machen. Es wäre aber wohl kein so eindrückliches Rennen gewesen, wenn nicht die nächste Schwierigkeit auf mich gewartet hätte. Auf der Hochebene angekommen drehte sich der Wind gegen mich und zwang mich selbst im Flachen, hart für meine Geschwindigkeit arbeiten zu müssen. So blieb mir kaum Luft, um auch nur genügend Wasser zu trinken. Ihr kennt das, wenn ihr euch zwischen Luft bekommen und Hydration entscheiden müsst? Genau so ging es mir.

Nach dem Passieren der ersten Versorgungsstation standen die ersten Tiefenmeter auf dem Programm. Nichtsahnend nahm ich meinen vollen Schwung der letzen schnellen Tretpassage mit und schoss über die Kante. Dann hielt ich mich mit sehr großen Augen sehr fest am Lenker. Woher zur Hölle kam plötzlich dieses Enduro-Gelände? Ein schnelles Auge war gefragt, als ich mit meinem CC-Bike über die Felsbrocken schoss. Spalten und unüberrollbare Steine konnten ein schnelles Rennende durch einen Sturz oder Plattfuß bedeuten. Mit einem lauten „Wuuuuhuuuuu!“ ließ ich den Felsgarten hinter mir und attackierte den direkt anschließenden Gegenanstieg. Hey – vielleicht konnte ich immer so viel Schwung mitnehmen und mir die restlichen Gegenanstiege alle auf diese Art und Weise leichter machen? In jedem Fall war ich sehr froh über meine Entscheidung, Knieschoner angezogen zu haben. Meinen Hauptkontrahenten schienen Gedanken über potenziellen Knie-Steinkontakt nicht zu plagen. Das gelbe Trikot zog im nächsten breiten Uphill mühelos an mir vorbei und davon. Ihn schien unser Umweg nicht gebremst zu haben. Wenn der so weiter treten würde, dann holt der sich trotzdem wohl noch den ersten Platz.

Über der Kante war ich wieder dem Wind ausgesetzt. In weiter Ferne sah man, wie sich ein Gewitter entlud. Hoffentlich würde es nicht in unsere Richtung ziehen. Ich senkte den Kopf und konzentrierte mich auf die konstante Abgabe von möglichst viel Leistung, ohne dabei meine Beine zu übersäuern. Als ich meinen Blick zwischendurch in den Wind hob um zu sehen, was mich nicht nur unmittelbar in den nächsten Metern erwartete, wurde ich überrascht. Komplett abgehängt hatte mich Mr. Neongelb noch nicht. Wie zu Beginn blitzte sein grelles Trikot zwischen den Büschen hervor. Immerhin stand er wie ich alleine und voll im Gegenwind.

Hart buckelnd gab mir dies zusätzliche Motivation. Immerhin den Anschluss an ihn wollte ich nicht ganz verlieren. Auf den nächsten Kilometern schlängelte sich der Trail durch eine wunderbare Landschaft. Leicht eingefahren in den harten Boden boten die Kurven eine Menge Unterstützung, um alles ohne Bremse fahren zu können. Zwischendurch hier und da ein paar Pedalumdrehungen einbringen und den Fluss genießen. Die offene Landschaft erzeugte in mir mehr das Gefühl zu fliegen als zu fahren.

Das ist meine Chance! Ohne zu bremsen nahm ich die Außenlinie und flog an ihm vorbei. „Huck to flat“ hätte als Beschreibung aber besser gepasst.

Eine enge Durchfahrt durch zwei Felsen ließ mich aus meinen Flow-Träumen erwachen und das war gut so. Der Trail entschied sich wieder mehr von seiner felsigen Seite zu zeigen. Schläge hämmerten auf das 120/100 mm Fahrwerk ein und so gut es ging machte ich mich leicht, um nicht vom Plattfuß heimgesucht zu werden. In einer leichten Linkskurve sah ich plötzlich meinen Kontrahenten vor mir. Neben dem Bike. Schiebend oder eher kletternd halb nur auf dem Trail, welcher über eine irrwitzige Felsformation führte. Das ist meine Chance! Ohne zu bremsen nahm ich die Außenlinie und flog an ihm vorbei. „Huck to flat“ hätte als Beschreibung aber besser gepasst. Es muss spektakulär ausgesehen haben. Von hinten kam ein „Yeah man! Pin it bro!“

Den Respekt, den ich meinem Duellanten gegenüber hatte, schien ich nun auch von seiner Seite zu bekommen zu haben. Über beide Reifen driftete ich um die nächste Kurve an einem Streckenposten vorbei. Solange man nicht bremste, waren solche Manöver auf dem sandigen Untergrund extrem gut zu kontrollieren. „Hoffentlich kommt nicht nochmal ein harter Gegenanstieg! Sonst holt er mich sofort wieder ein.“ War der einzige Gedanke in meinem Kopf und so versuchte ich all meine Fähigkeiten für die Abfahrt einzusetzen, um meinen Vorsprung möglichst weit auszubauen. Aus einer reinen Spaßveranstaltung wurde es dann doch ernst und ich fokussierte mich auf das Gelände. Mit seinem minimalen Gefälle und der Möglichkeit es weit einzusehen gab ich mich mit allen Fingern am Lenker dem puren Geschwindigkeitsrausch hin. Fuhr ich hier Achterbahn oder Fahrrad?

Als das Gelände zuerst flacher wurde und dann die Steigung wieder leicht zunahm, blickte ich zurück. Wie lange würde der heraus gefahrene Vorsprung reichen? Und überhaupt – wo befanden wir uns eigentlich gerade innerhalb des gesamten Feldes? Egal – Zurück auf die Tretmühle und so gut es geht an der anaeroben Schwelle entlang kratzen und nicht mit Laktat volllaufen war die Devise.

Im schlängelnden Uphill hatte man immer wieder Sicht zurück auf den Trail, den man gerade hinter sich gebracht hatte. Wer sich vorstellen möchte, wie man sich in dieser Verfolgten-Situation fühlt, kann diesen Track abspielen. Anstatt einer Rückenfinne blitzte wieder das grelle Neon auf. Verdammt. Nicht loszuwerden. Ein Streckenposten konnte Zeuge werden von unserem Duell und im Vorbeifahren fragte ich außer Atem: „How many upfront?“ „Two!“ – Völlig ungläubig bedankte ich mich und versuchte zu realisieren was wir in der letzten Stunde geleistet hatten. Sind wir in unserem motivierten Zweikampf wirklich am kompletten Feld vorbeigezogen?

Kurz darauf fingen wir einen der beiden Fahrer ein. Er strauchelte an einer technischen Passage und hob sein Bike auf die Seite. Immer noch ungläubig bedankte ich mich. Das bedeutete aktuell wohl die zweite Position. Selbst, wenn mein Kontrahent mich einholen würde. Bedeutete das immer noch einen Podiumsplatz! Dass er seinen Platz gerne vor mir einnehmen würde, bestätigte mein Verfolger mit einem lauten Schaltvorgang wenige Meter hinter mir. Nimmt dieser Uphill denn gar kein Ende mehr, dachte ich und musste stoppen. Der Trail war zu Ende. Ein Blick nach oben und ich musste laut lachen. Mehrere Felsstufen von jeweils zirka 80 cm Höhe lagen vor mir und oben flatterte eine der Streckenmarkierungen im Wind. Mit geschultertem Bike sprang ich los und auch mein Kontrahent musste lachen. War das auch über diesen Streckenabschnitt oder weil er mich gleich kassieren würde?

Oben angekommen schwang ich mich zurück auf den Sattel und sprintete los. Gib alles. Gib einfach alles! An mehr versuchte ich nicht zu denken und brachte meine verfügbaren Watt auf den felsigen und stufigen Boden. Erstaunlicherweise schien es zu reichen um nicht überholt zu werden. Blicke für die wunderbare Landschaft mit den Felsformationen hatte ich keine mehr. Mit brennenden Beinen setzte ich mit einem halben Bunnyhop über ein paar Felsen hinweg. Vor mir plötzlich der Enduro-Fahrer, mit dem wir die erste Gruppe angeführt hatten. Allerdings eben dem Bike – erschöpfter Gesichtsausdruck – schiebend. „How many are in the front?“ „I’m last.“ Mir verschlug es die Sprache. Belegte ich hiermit wirklich in diesem Moment den ersten Platz?

Egal was es bedeutete – meine Beine meldeten, dass da schon noch etwas möglich wäre. Sehr gut. Packen wirs an!

Nach etlichen Kilometern mit zehrendem, konstant und leicht technischem Uphill tat sich eine Rampe vor mir auf. Einige Zuschauer säumten die Passage und ich ging in den stehenden Sprint, um möglichst viel Schwung mitzunehmen. Unter jeder Menge akustischer Motivation der Fans und der Streckenposten glückte mir ein technisches Manöver über einen großen Fels kurz vor der Kuppe und oben war ich. Ein „Yeah man!“ eines Fotografen gab mir zusätzlichen Schub und mit Schwung überquerte ich die Straße zurück in den Trail. Links im Augenwinkel erkannte ich die erste Versorgungsstation wieder. Ein Orientierungspunkt. Das bedeutete, wir waren quasi fast fertig! Ich trat vor mich hin und bald stellte sich ein Déjà Vu ein. „Diesen Trail bin ich doch schonmal gefahren?“ – Das war richtig. Zu Beginn des Rennens, als ich falsch abgebogen war.

Ein hastiger Blick zurück. Meinen Verfolger schien ich zumindest für den Moment abgehängt zu haben. Bremsen auf uns los. Auf der Straße zurück nach Grand Junction würde er definitiv der stärkere Fahrer sein. Das schien wohl eine extrem knappe Geschichte werden. Ich würde jeden Meter, den ich nun in der letzten Abfahrt herausfahren konnte brauchen.

Die Menge der Zuschauer nahm zu und das gab mir zusätzliche Motivation als ich die Stelle passierte an der ich vor gut 1,5 Stunden eine sehr schlechte Entscheidung getroffen hatte. Viel Flow boten die letzten Meter Trail. Nur der Genuss wollte sich nicht mehr so richtig einstellen. Trail, Holzbrücke, Teer. Zurück war ich auf der Straße und der Wind ebenso. Na prima. Kopf runter. Hände auf die Gabelholme und treten was geht. Hey! Das hatte Mr. Neon ja auch geholfen, oder?

Daaaaadum. Daaaadum. Dadum. Dadum. Düdeldidüüüü. Neongelbes Trikot. Herannahend. Schnell.

Mein trockener Mund verlangte nach Wasser und ich griff in Richtung Flaschenhalter – ins Leere. Die große Flasche schien wohl in Kombination mit den ruppigen Abschnitten wohl zu viel Angriffsfläche für die Gravitation geboten zu haben. Kein Wasser also. Kurz bevor ich von der Hauptstraße abbiege und der Streckenmarkierung folge, blicke ich zurück. Daaaaadum. Daaaadum. Dadum. Dadum. Düdeldidüüüü. Neongelbes Trikot. Herannahend. Schnell. „Ich werde dieses Ding doch nicht auf den letzten Metern auf Teer verlieren?!“

Gehetzt mit wiederholtem Blick über die Schulter versuchte ich ein Ideal auf dem Bike zu finden. Stehend einen harten Gang sprinten oder doch besser im Sitzen spinnen? Alles begleitet mit dem konstanten Gedanken, dass das doch einfach nicht wahr sein konnte. Ein letzter Streckenposten. Wir werden angefeuert. Vor mir tat sich eine große, stark befahrene Straße auf. Die Ampel war rot. WAS ZUR HÖLLE? Wenige Sekunden später steht mein Duellant neben mir und wir sind da, wo wir in diesem Bericht angefangen haben.

„KRABUMMS!“

Ich sprinte los. Vor mir taucht wieder eine der rosanen Streckenmarkierungen auf. Ich scheine noch auf dem richtigen Weg zu sein. Meine Reifen surren pulsierend im Wiegetritt. Ich stehe und hänge trotzdem tief über dem Lenker. Ein zweites, sehr viel schnelleres, pulsendes Surren kommt hinzu. Mit der Stirn fast auf dem Vorbau seh ich am Rande meines Gesichtsfelds: Lycra in Neon.

So gut es ging, hämmere ich in die Pedale. Das Surren unserer Reifen summiert sich zu einem schlecht gelaunten Bienenschwarm, als wir um die letzten beiden Kurven schießen. „Wo bleibt die verdammte Lichtschranke!?“, schreit es in meinem Kopf. Seite an Seite fliegen wir unter dem Start-Zielbogen hindurch. Um uns Gejohle. Völlig außer Atem drehen wir im Zielbereich einige Kreise. Wo waren alle anderen? Hatte ich jetzt wirklich allen Ernstes den ersten Platz geholt? Als wir einigermaßen zu Atem gekommen sind, umarmen Mr. Neon und ich uns. „What a good fight all the way!“

Am Ende trennten uns laut Uhr eine Sekunde. Die Ernüchterung kam kurz darauf. Trotz dass wir das gesamte Feld überholt hatten, waren vor uns trotzdem noch zwei Ausreißer. Platz drei und vier, also für uns. Enttäuschung? Absolut nicht. Es war ein Rennen, dass wir vermutlich sehr lange nicht vergessen werden.

Eine Zusammenfassung des Rennens 2018 gibt es hier:

World Games of Mountainbiking in Saalbach: Rennbericht – Marathon macht allen Spaß?

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Zum 21. Mal fanden Anfang September die „World Games of Mountainbiking“ in Saalbach-Hinterglemm statt. Und zum ersten Mal in meinem Leben stand ich am Start eines Mountainbike-Marathons – der Disziplin, die medial am wenigsten Beachtung erfährt und doch stets die größten Starterfelder hat. Was eine seltene Krankheit und ein zu spät geliefertes Test-Bike damit zu tun haben, erfahrt ihr in diesem Rennbericht. Viel Spaß.

Zum 21. Mal hat Saalbach-Hinterglemm die World Games of Mountainbiking in diesem Jahr beheimatet. Für mich ist es der erste Marathon meines Lebens gewesen.
# Zum 21. Mal hat Saalbach-Hinterglemm die World Games of Mountainbiking in diesem Jahr beheimatet. Für mich ist es der erste Marathon meines Lebens gewesen. - © Sportograf

21. World Games of Mountainbiking – Marathon-Rennbericht

Nach gut 800 Höhenmetern Anstieg tauchen wir in die Wolken ein, doch der Regen lässt nach. Dennoch sind es noch gut 250 Höhenmeter bis hinauf zum Gipfel des Schattberg-Ostgipfels in Saalbach-Hinterglemm. Die Temperatur ist inzwischen auf nur noch 3 °C gesunken und ich bereue, dass ich mit kurzer Hose unterwegs bin. Dass ich keine Überschuhe für meine leichten Rennschuhe besitze. Dass ich überhaupt am Start diese Marathons bin. Aber irgendwas in mir hat immer noch Lust darauf, in die Pedale zu treten und diesen Gipfel zu erklimmen. Und irgendwann muss es ja auch wieder runter gehen!

Warum ich als eher abfahrtsorientierter Biker bei einem Marathon am Start bin? Die Begründung liefern meine Freundin und der gute Zweck. Zum 21. Mal haben dieses Jahr die World Games of Mountainbiking stattgefunden und während die Schnellsten um den Sieg fahren, gibt es eine Sonderwertung, in der es um Spenden geht. Unter dem Titel „Biking 4 Butterfly Children“ werden Spenden für Kinder und Jugendliche gesammelt, die unter einer seltenen Hautkrankheit leiden. Schmetterlingskinder. Epidermolysis bullosa (EB) nennt sich die genetisch bedingte Hautkrankheit, für die es derzeit keine Heilung gibt. Der Begriff Schmetterlingskinder steht symbolisch dafür, dass die Haut dieser Kinder ähnlich einem Schmetterlingsflügel sehr leicht verletzlich ist. In Österreich forscht der Verein DEBRA Austria an Behandlungs- und Heilungsmöglichkeiten und sammelt seit Jahren im Rahmen der World Games in Saalbach-Hinterglemm Spenden für diesen guten Zweck. So kommen jedes Jahr mehrere 1.000 € an Spenden zusammen. Auf einem Firmentreffen vor einigen Monaten hört meine Freundin von der Veranstaltung und kurzerhand ist sie angemeldet. Sie hat noch nie einen Marathon gefahren – geschweige denn bei einem MTB-Rennen die Startlinie überquert. Eines Abends darauf kommt die Frage an mich: Fährst du auch mit? Und welches deiner Bikes kann ich haben?

Biking 4 Butterfly Children: Von ihren Arbeitgebern gesponsert gehen diese Starterinnen und Starter für den guten Zweck an den Start
# Biking 4 Butterfly Children: Von ihren Arbeitgebern gesponsert gehen diese Starterinnen und Starter für den guten Zweck an den Start - Teilnahmegebühren und eine Kilometerpauschale werden für die Erforschung von Heilungsmöglichkeiten für Schmetterlingskinder gespendet. Eine großartige Aktion!

Eigentlich ist das Wochenende vom 07.09.2019 bereits mit der Knödeljagd der Rasenmäher in Gröden / Wolkenstein verplant gewesen. Doch als sich in den nächsten Wochen herausstellt, dass Stefanus ohnehin keine Zeit für das rasende Bruder-Team hätte, bin ich dabei. Meinen ersten Marathon fahren? Warum eigentlich nicht. Ich fange an, mich umzuhören, und stelle schnell fest, dass Marathon wohl das Format für alle Mountainbiker ist. Zumindest für diejenigen, die nicht üblicherweise im Bike-Park unterwegs sind. Gefühlt ist jeder schon solch ein Rennen gefahren und während die wenigsten meiner Bekannten die „großen Distanzen“ fahren, hatten sie doch alle irgendwie Spaß dabei.

Ein Blick auf die bekannteren Rennen zeigt dann schnell: Marathons sind die absoluten Massenveranstaltungen auf dem Mountainbike. Mehr Starterinnen und Starter gehen kaum an den Start und vermutlich ist es lediglich die große Renndauer, die die mediale Vermarktbarkeit etwas einschränkt. Ich fahre also meinen ersten Marathon und reihe mich ein zwischen denen, die gar nicht genug Strecke im Sattel verbringen können. Kurz überlege ich, ein gezieltes Training vorzubereiten, doch dieser Gedanke verfliegt so schnell wie er gekommen ist. Ich fahre weiter schnelle aber kurze Feierabendrunden an der Isar (mit Fokus auf Pumptrack und die wenigen vorhandenen Abfahrten). Ich gehe in die Berge und den Bike-Park. Einmal fahre ich auch nach Saalbach-Hinterglemm, doch das Merida One-Twenty Testrad sehnt sich eher nach Hacklberg- und Bergstadl-Trail oder der X-Line als nach 1000 Höhenmetern hinauf auf den Schattberg. Oder ist es mein innerer Schweinehund? Die eigentliche Marathonstrecke oder ähnliche Distanzen fahre ich jedenfalls nie. Ich Ich entscheide: Richten werden es mein Wettkampfgeist und das Material.

Stichwort Material. In den vergangen Jahren habe ich mit dem Scott Spark RC und dem Specialized Epic World Cup wohl zwei der am häufigsten gefahrenen Bikes für diesen Einsatzbereich getestet. In diesem Jahr sollte es ein etwas ausgefalleneres Rad werden. Bereits für die 24h von Finale Ligure hatte ich daher ein Orbea Oiz angefragt, doch bis das offizielle Testrad in der Redaktion war, musste eine Händlerleihgabe ihren Dienst tun. Drei Tage vor den World Games dann die Erlösung: Das offizielle Testrad von Orbea wird schlussendlich geliefert. So kommt es, dass ich die Frage meiner Freundin nach dem passenden Rad denkbar einfach beantworten kann – wir fahren beide ein Orbea Oiz. Perfekte Testbedingungen für das neue Rad, denke ich mir. Mit 100 mm Federweg, knapp über 10 kg Gesamtgewicht und einer vortriebsorientierten Geometrie sollte die Basis gelegt sein. Zwei Tage vor dem Rennen wird das neue Rad schlauchlos umgerüstet, ein Flaschenhalter montiert. Einen Tag vor dem Rennen folgen dann Startnummern und Matschschützer an der Gabel – wir sind inzwischen in Saalbach-Hinterglemm angekommen und passend zu den World Games of Mountainbiking stehen für das Wochenende Earth Days of Niederschlag auf dem Programm.

Der morgendliche Blick aus dem Hotelzimmer verheißt nichts Gutes...
# Der morgendliche Blick aus dem Hotelzimmer verheißt nichts Gutes...
... irgendwo dort oben muss ein Gipfel sein, über den wir auf den drei langen Runden fahren müssen
# ... irgendwo dort oben muss ein Gipfel sein, über den wir auf den drei langen Runden fahren müssen
Die Ruhe vor dem Sturm? Schon am Morgen hängen die Wolken tief im Tal. In der Nacht hat es viel geregnet
# Die Ruhe vor dem Sturm? Schon am Morgen hängen die Wolken tief im Tal. In der Nacht hat es viel geregnet - © Sportograf

Während die Stimmung im Firmen-Team meiner Freundin bestens ist, trifft die Wettervorhersage wie erwartet ein. Starker Regen die Nacht über, trocken von 9 bis 11 und dann Regen, Regen, Regen. Oder Schnee, denn die Schneefallgrenze wird irgendwo knapp über 2.000 m erwartet. Zwei Stunden werden mir zwar nicht ganz reichen, doch ich bin guter Dinge, ein vernünftiges Rennen fahren zu können. Um 8:45 Uhr reihen wir uns weit hinten im Startblock ein. Um den Sieg wird keiner von uns mitfahren können und bei der zu überwindenden Distanz wird ohnehin am Ende abgerechnet. Wen interessiert da der schnelle Startkilometer? Hinzu kommt, dass ich die gesamte vorige Woche krank gewesen bin. Die Nase läuft und der Puls ist schon jetzt viel zu hoch… aber der Wille ist da. Um 8:55 Uhr fliegt der Helikopter des Film-Teams über uns hinweg. Die Stimmung im hinteren Ende des Feldes ist hervorragend, denn gewonnen hat hier ohnehin schon jeder. Unterwegs werden wir uns für eine von fünf verschiedenen Distanzen entscheiden müssen: 21 km (880 Hm), 31 km (1.160 Hm), 42 km (1.980 Hm), 58 km (2.920 Hm) und 78 km (3.678 Hm) stehen zur Wahl. Mein Plan ist es, gemeinsam mit meiner Freundin zumindest die 31 km zu fahren. An sich will ich aber die 42 machen, denn die sind von den Höhenmetern her eine ganz andere Nummer und bieten eine gute Abfahrt mehr. Irgendwie reizen mich auch die 58 km … bei gutem Wetter wären wohl tatsächlich auch die längeren Distanzen drin, sage ich mir. Aber erst mal kleine Brötchen backen – entschieden wird unterwegs.

Da gehöre ich hier und heute definitiv nicht dazu: Start Block 1 ist reserviert für die schnellen Fahrerinnen und Fahrer
# Da gehöre ich hier und heute definitiv nicht dazu: Start Block 1 ist reserviert für die schnellen Fahrerinnen und Fahrer - © Sportograf
Die schnellen Jungs und Mädels vor dem Start
# Die schnellen Jungs und Mädels vor dem Start - © Sportograf
Der Regen setzt passend zum Start leicht ein, doch echte Mountainbiker schreckt das wenig
# Der Regen setzt passend zum Start leicht ein, doch echte Mountainbiker schreckt das wenig - © Sportograf
Bunt gemischt: Jeder hat so seine eigene Strategie, um mit dem feuchten und kühlen Wetter umzugehen. Ich entscheide mich für lang / kurz
# Bunt gemischt: Jeder hat so seine eigene Strategie, um mit dem feuchten und kühlen Wetter umzugehen. Ich entscheide mich für lang / kurz - © Saalbach-Hinterglemm
Guter Style? Wie immer die halbe Miete!
# Guter Style? Wie immer die halbe Miete! - © Sportograf
Der Start rückt näher
# Der Start rückt näher - auch im hinteren Teil des Feldes ist die Stimmung bestens. Hier geht es eher um das Durchkommen, als das schnell sein. Keine schlechte Attitüde!
Bis zum ersten Anstieg hinein geht es kontrolliert hinter dem Begleitfahrzeug, dann wird das Rennen freigegeben
# Bis zum ersten Anstieg hinein geht es kontrolliert hinter dem Begleitfahrzeug, dann wird das Rennen freigegeben - © Saalbach-Hinterglemm

Um Punkt 9 Uhr fällt der Startschuss und – es passiert erst mal nichts. Während die Topfahrerinnen und -fahrer an der Spitze davonpreschen, bleiben wir wie bei Starts dieser Größenordnung üblich erst mal stehen. Dann rollte das Feld langsam los und irgendwann überqueren wir die Startlinie. Mit steigendem Tempo geht es die Hauptstraße entlang und schon nach wenigen Metern spüre ich, wie sich das von den Reifen aufgeworfene Wasser seinen Weg durch meine Hose sucht. Immerhin habe ich das kleine Schutzblech an der Front montiert, so dass ich zumindest vorerst von vorne halbwegs sauber bleibe. Meine Beine fühlen sich gut an und nach wenigen Minuten geht es in den ersten Uphill zum Spielberghaus. Ich hatte schon spritzigere Tage, doch den Anstieg kenne ich und teile mir meine Kräfte gut ein. Ich überhole einige andere Teilnehmer. Um mein Tempo zu zügeln und nicht zu viele Körner zu früh zu verfüttern, spreche ich andere Leute auf ihre Bikes an. Ein wunderschönes Specialized Stumpjumper in Troy Lee Sonderedition? Wieder 50 Höhenmeter weg. Ein Kollege meiner Freundin – zack, die nächsten. So arbeite ich mich im Pulk hinauf zur Panoramaalm und bin nach knapp über 600 Höhenmetern guter Dinge. Das kann heute etwas werden!

Es geht los: Gut zwei Minuten nach Start habe ich die Startlinie passiert. Die Uhr tickt
# Es geht los: Gut zwei Minuten nach Start habe ich die Startlinie passiert. Die Uhr tickt - © Sportograf
Mit Vollgas geht es die schnellen Schotterpisten hinab...
# Mit Vollgas geht es die schnellen Schotterpisten hinab... - © Sportograf
... für manch einen etwas zu schnell
# ... für manch einen etwas zu schnell - © Sportograf

Mit Volldampf geht es in die erste Abfahrt und während zahlreiche Mitstreiter mit platten Reifen zum Flicken anhalten müssen, reiße ich den Gashahn auf und lasses es laufen. Aber so richtig. Mein Vorsatz: Wenn schon wegen mangelnder Fitness und angeschlagener Gesundheit bergauf nicht so viel drin ist, gebe ich bergab alles. Bremsen auf, tief ducken und treten. Der Druck auf meinen Ohren ist sowohl Zeichen der Erkältung als auch der Geschwindigkeit. Die GPS-Daten zeigen später mehr als 80 km/h Höchstgeschwindigkeit. Auch wenn es vielleicht im Rahmen der Messungenauigkeit nur 70 waren: ich habe meinen Spaß. Und das Orbea mit den leichten Shimano XTR Scheibenbremsen gibt eine Kostprobe dessen, was auf aktuellen XC-Bikes möglich ist. Bevor es auf den Monti-Trail geht, versuche ich so viele Plätze gut zu machen wie möglich. Doch die Wahrheit ist: Bei so vielen Starterinnen und Startern gibt es für mich kein Land zu sehen. Aber wer hier vor mir ist, war schneller oben. Oder einfach weiter vorne im Startblock. Auf jeden Fall aus einem guten Grund vor mir. Also übe ich mich in Geschwindigkeitserhaltung und kurve wie auf Schienen den Flowtrail hinab. Ehe ich mich versehe, bin ich im Tal. Über matschige Wiesen und vorbei an zwei Verpflegungsstationen geht es nun zum Schattberg.

Jetzt steht die Entscheidung an: 31 oder 42? Der Ehrgeiz siegt und ich fühle mich gut. An der Weggabelung versorge ich mich mit Riegel und Banane, versuche viel trinken. Denn jetzt geht es in den Uphill zum Schattberg. 1.044 hm und weniger als 10 km liegen vor mir – danach noch der Anstieg vom Ost zum Westgipfel. Ich will gar nicht nachdenken. Inzwischen bin ich weitestgehend durchnässt. Auf den schnellen Schotterabfahrten (wir fahren leider nicht den Panorama-Trail und im Anschluss den Monti-Trail) hat auch das vordere Schutzblech nichts mehr retten können. Hinzu kommt leichter Regen von oben. In meinen Schuhen steht das Wasser, denn was an heißen Sommertagen ein Traum ist, wird jetzt gerade zum Schwimmbecken.

Den Schattberg-Anstieg kenne ich noch nicht und versuche mich einmal mehr zu bremsen. Das scheint ohnehin das Motto des Tages zu sein: Der Rennfahrergeist in mir will aufs Gas drücken, doch das kleine bisschen Verstand, das noch da ist, interveniert und zügelt das Tempo. Den Rest erledigt der Berg. Schnell ist der kleinste Gang eingelegt, ab jetzt muss es die Muskelkraft retten. Weiter beobachte ich die Bikes und laufe auf ein schickes anderes Orbea auf. Nummer 299 hat sich sein Rad selbst aufgebaut und muss von mir in der Abfahrt von der Panorama Alm überholt worden sein. Auf jeden Fall wundert er sich nicht, als ich durchblitzen lasse, dass ich eher bergab als bergauf fokussiert bin.

Langsam aber beständig arbeiten wir uns den Berg hinauf, doch meine Beine werden schwerer. Jetzt schon? Wir haben kaum die 1.000 Höhenmeter Gesamtanstieg durchbrochen und irgendwie beschleicht mich der Verdacht, dass nicht alles an meinem fehlenden Training und der Gesundheit liegt. Der Grund für die Herausforderung bergauf scheint auch am Fahrrad zu liegen. Ich beobachte meine Mitstreiter. Beobachte, wie sie treten. Analysiere ihre Kurbeln und Kassetten. Irgendwann fällt es mir wie Schuppen von den Augen: Ich habe ein 34er Blatt an der Front. In Kombination mit 29“ bin ich das noch nicht gefahren und an diesen Berg gehört es für mich auf keinen Fall. Zumindest erklärt es meine Situation.

Doch da ist immer noch der Orbea-Kollege mit Nummer 299. Wir philosophieren weiter über die Gewichtsunterschiede unserer Bikes, wo man gute und günstige Carbon-Laufradsätze kaufen kann (im Bikemarkt!) und so weiter und so fort. Von hinten holt uns Nummer 246 ein, der noch mehr Körner im Körper zu haben scheint. Er hört sich unser Gerede einige Meter an, teilt uns dankenswerterweise mit, dass wir kaum die Hälfte des Anstiegs geschafft haben und entfernt sich dann langsam. In Richtung Gipfel. Wir passieren die erste und einzige Verpflegungsstation und treten ruhig weiter. Mein Magen verdaut intensiv das eben eingeflossene Gel … ein weiteres Novum für mich. Doch ich hatte zu viel Angst, jetzt wirklich schlapp zu machen.

Gut 200 Höhenmeter unterhalb des Gipfels ist es so weit: Wir kommen in den Wolken an. Ich bin vollständig durchnässt und die letzte Rampe meint es nochmals ernst. Ein kurzer Blick zur Seite und es wird klar: wir schieben. Das hilft auch meinen angefrorenen Füßen. Die sind immer noch komplett nass und über die Cleats gelangt die Kälte schön mittig in den Fuß. Überschuhe hatte ich ja keine, isolierte Einlegesohlen auch nicht. Und die Temperatur ist inzwischen auf 3 °C gesunken. Hinzu kommt: Im Schieben sind wir nicht wirklich langsamer. Ab Sattel zwischen den Schattberggipfeln satteln wir wieder auf und die Streckenposten tun ihr Übriges, uns die letzten Meter den Berg hinaufzuklatschen. Aus den Wolken taucht endlich die Bergstation auf, einige Zuschauer haben sich an den Streckenrand gesellt. Geschafft – zumindest den ersten Gipfel. Wir stärken uns an der Verpflegungsstation, bevor es mit Volldampf in die Abfahrt geht. Fast erfrieren mir Hände und Füße, doch nur wenige Sekunden später geht es schon wieder in den letzten Anstieg des Tages.

Früher habe ich hier schon geschoben: Der Anstieg zum Schattberg-Westgipfel ist einfach zu steil. Doch das war mit dem Enduro und trotz 34er Blatt kann ich es mir irgendwie noch vorstellen. Ich spreche mit einem Kollegen (Scott Spark RC), der mit seinen Freunden extra aus Dresden angereist ist. In Anbetracht des Wetters hat ein Teil der Gruppe jedoch direkt vor dem Start die Fahnen eingeholt und gönnt sich die Wellness-Behandlung im Hotel. Auf die freue ich mich auch, und mittlerweile ist wirklich nicht mehr viel Strecke vor mir. Während ich das so denke, steige ich ab. Es hat auch einfach keinen Sinn. Ein Fahrer probiert es, er schnauft wie eine Dampflok. Doch absetzen kann er sich nicht.

Noch vor dem Ende des Anstiegs habe ich ihn eingeholt und gebe auf den letzten Metern vor dem Einstieg in den Hacklberg-Trail alles. Anders als auf dem Monti-Trail ist das Feld hier schon deutlich ausgedünnt und ich kann es richtig laufen lassen. Glaube ich zumindest. Mit freundlichem Nachdruck passiere ich drei weitere Marathonisti und habe dann endlich freie Fahrt. Die Leistungsunterschiede in der Abfahrt sind jedoch wirklich enorm und ich bin dankbar für die freie Sicht. Ohne Rücksicht auf Verluste lasse ich es laufen. Der Matsch spritzt nur so, doch der Grip ist erstaunlich gut. Zwar lasse ich die Sprünge aus und kämpfe mit der Kontrolle in meinen erfrierenden Fingern, doch das Tempo stimmt. Strava wird später sagen, dass dies meine zweitbeste Zeit jemals auf dem ersten Stück bis zur Alm gewesen ist. In den Top 10 des Tages. Sauber!

Spätestens in der Abfahrt vom Hacklberg-Trail erwischt es dann jeden: sauber und trocken bleibt an diesem Tag niemand
# Spätestens in der Abfahrt vom Hacklberg-Trail erwischt es dann jeden: sauber und trocken bleibt an diesem Tag niemand - © Saalbach-Hinterglemm
Den Talschluss erreicht nur die längste Runde. Für mich ein andermal vielleicht?
# Den Talschluss erreicht nur die längste Runde. Für mich ein andermal vielleicht? - © Saalbach-Hinterglemm

Nur wenige Meter später steht die finale Entscheidung an: weiter in Richtung 58 km oder zurück zum Start mit 42? Die 2.000 Höhenmeter habe ich in der Tasche, Füße und Hände sind gefühlt kurz vor dem Erfrieren. Hinzu kommen die schweren Beine. Nochmals gut 700 Höhenmeter treten? Kann ich mir gerade nicht vorstellen. Mit leicht schwerem Herzen, aber irgendwie auch befreit, biege ich rechts ab in Richtung Tal. Während wir leider den restlichen Teil des Hacklberg-Trails links liegen lassen, schieße ich schon über die Schotterpiste hinab ins Tal. In Kombination mit meinem ohnehin schon kalten Gesamtzustand eine echte Herausforderung. Aber egal. Ich gebe nochmal alles, bewältige die tiefe Wiesenquerung vor dem Ziel und rolle nach 3:22 h ins Ziel. Mir wird eine Holzmedaille umgehängt, ich lächle in eine Kamera. Ich zittere, doch nicht aus emotionalen Gründen. Mir ist einfach unfassbar kalt. Kurz hinter mir kommt Andreas ins Ziel, der im Rahmen der Aktion Bikinig 4 Butterfly Kids gestartet ist. Bei ihm wird jeder gefahrene Kilometer von seinem Arbeitgeber als Extraspende für die Schmetterlingskinder belohnt. Gemeinsam schieben wir ab in Richtung Bike-Wash und direkt weiter ins Hotel: Aufwärmen ist angesagt!

Gleich gibt es freie Fahrt...
# Gleich gibt es freie Fahrt... - © Sportograf
... zumindest für einige Meter
# ... zumindest für einige Meter - © Sportograf
Die Abfahrt auf dem Hacklberg-Trail macht mit dem XC-Bike im Regen richtig Freude. Nur die erfrierenden Hände und Füße schmälern den echten Mountainbike-Spaß an diesem Tag
# Die Abfahrt auf dem Hacklberg-Trail macht mit dem XC-Bike im Regen richtig Freude. Nur die erfrierenden Hände und Füße schmälern den echten Mountainbike-Spaß an diesem Tag - © Sportograf
Schlussspurt...
# Schlussspurt... - © Sportograf
... und Zieleinfahrt
# ... und Zieleinfahrt - © Sportograf
Geschafft: Im Ziel warten für alle Finisher gelaserte "World Games of Mountainbiking" Medaillen
# Geschafft: Im Ziel warten für alle Finisher gelaserte "World Games of Mountainbiking" Medaillen - © Sportograf

Gefühlt eine halbe Stunde stehe ich unter der Dusche. Erst, um den Dreck aus meinen Klamotten und Schuhen zu waschen. Dann, um wieder auf Temperatur zu kommen. Ich denke nach. Werde ich es wieder tun? Eigentlich nein, denn ich fahre am liebsten auf Trails ins Tal. Aber irgendwie auch ja, denn nach dem kühlen und krankheitsgeschwächten Auftakt habe ich mit dem Thema Marathon noch eine Rechnung offen. Die kleine Stimme in meinem Kopf sagt, dass ich einmal die lange Distanz fahren will. Und, dass es in Saalbach-Hinterglemm dafür eigentlich die richtigen Berge gibt. Im nächsten Jahr also wieder ein Marathon, doch dann bei gutem Wetter und fit über die große Distanz? Wir werden sehen!

Neues Test-Bike, ungefahren, bereit eingesaut zu werden
# Neues Test-Bike, ungefahren, bereit eingesaut zu werden
Zum Glück war es nicht nur nass, sondern auch kalt
# Zum Glück war es nicht nur nass, sondern auch kalt - dieses Outfit ist definitiv nur eine eher schlechte Wahl gewesen
Geschafft: Das Orbea Oiz hat sein erstes Rennen erfolgreich absolviert
# Geschafft: Das Orbea Oiz hat sein erstes Rennen erfolgreich absolviert - das 34er Blatt war dabei eine "nette" Überraschung für mich. Wohl dem, der nicht erst beim ersten Rennen die erste Tour mit einem neuen Rad fährt...

Am Ende des Tages lande ich mit einer Zeit von 3:22:43.7 h auf dem 18. Platz in meiner Altersklasse (54 Finisher) – und Platz 75 in der Gesamtwertung (200 Finisher). Über 53 Minuten Rückstand auf den Sieger klingen bitter, aber ich bin mit dem Ergebnis rundum zufrieden. Meine Freundin kommt im Marathon 31 auf Platz 10 in der Altersklasse und Platz 28 in der Gesamtwertung (44 Finisherinnen). Ebenfalls ein mehr als solides Ergebnis – noch dazu im ersten Mountainbike-Rennen überhaupt.

Einen vierstelligen Betrag erlöst die Versteigerung dieses Trikots von Weltmeisterin und World Cup-Siegerin Vali Höll. Sauber!
# Einen vierstelligen Betrag erlöst die Versteigerung dieses Trikots von Weltmeisterin und World Cup-Siegerin Vali Höll. Sauber! - © Saalbach-Hinterglemm
Die Kinder haben bei der Junior Trophy am Freitag mehr Glück gehabt als wir...
# Die Kinder haben bei der Junior Trophy am Freitag mehr Glück gehabt als wir... - © Saalbach-Hinterglemm
... so freuen sie sich im Trockenen über ihre vielleicht ersten Medaillen
# ... so freuen sie sich im Trockenen über ihre vielleicht ersten Medaillen - © Saalbach-Hinterglemm

Die 22. World Games of Mountainbiking 2020 finden in Saalbach-Hinterglemm vom 10. bis 13.09.2020 statt.

Wann und wo bist du Deinen ersten Marathon gefahren?

Fotos: Tourismusverband Saalbach-Hinterglemm, Sportograf.de

Kai Saaler beim Engadin Bike Giro: „… ich spürte, wie die Säure in die Schenkel schoss!“

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Der Ausdauer-Spezialist Kai Saaler bestreitet nach langem Zögern mit dem Engadin Bike Giro eines der wenigen Rennen, die im Jahr 2020 bisher gestartet wurden. In seinem Bericht erfahrt ihr, wie es ihm beim Etappenrennen in der einzigartigen Landschaft rund um St. Moritz ergangen ist.

Immer dieses Corona …

Ich will nichts mehr über Corona hören oder sehen, aber es begleitet uns eben in diesen Zeiten und lässt sich nicht übersehen. Unsere weitläufige Verwandtschaft war von Corona betroffen, ich habe meine Saison an den Nagel gehängt und es sind quasi alle Rennen abgesagt. Naja, ein paar wenige gibt es schon, aber für uns normalsterbliche Hobbyfahrer ist die Anzahl an Veranstaltungen wirklich überschaubar.

Die meisten sogenannten Challenges finden online statt oder man sammelt eben Segmente auf Strava. Das ist aber alles nicht so mein Ding, weil ich einfach den Fight gegen andere in der Natur liebe. Das Adrenalin vor dem Start und die eigenen Grenzen kennenlernen … Umso mehr hatte es mich dann überrascht, dass doch eine Marathonveranstaltung nicht abgesagt wurde. Der Engadin Bike Giro.

Schönstes Alpenpanorama mit schneebedeckten Gipfeln und Bergseen auf dem Weg zur Akkreditierung in St. Moritz
# Schönstes Alpenpanorama mit schneebedeckten Gipfeln und Bergseen auf dem Weg zur Akkreditierung in St. Moritz - Foto: Sportograf
Diashow: Rennbericht Engadin Bike Giro: „… ich spürte, wie die Säure in die Schenkel schoss!“
Nach drei Jahren hatte der Engadin Bike Giro meinen Rennradschuhen den Rest gegeben.
Der lange und beschwerliche Aufstieg lohnte sich alleine wegen der Aussicht.
Mund-Nasenschutz im Ziel war vorgeschrieben, aber das Grinsen hielt sich auch unter der Maske im Gesicht.
Während Profis ihre eigenen Mechaniker dabei haben, schrauben wir Hobbyfahrer selbst.
Alpine Abschnitte zwangen uns, erneut zu wandern, während die Luft immer dünner wurde.
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Bis wenige Tage zuvor hatte ich eigentlich gedacht, dass auch diese Veranstaltung auf der Kippe stehe, habe mich aber dann noch angemeldet. Als einer der letzten habe ich mir meine auf 500 Startplätze limitierte Startnummer gesichert. In meiner Brust schlagen halt doch zwei Herzen: Das eine schlägt für die Familie und die Sicherheit, aber das andere pocht eben für hartes Racing. Vor vier Jahren war ich bereits den Engadin Bike Giro gefahren und kannte die Gegebenheiten vor Ort.

Anreise

Am Donnerstag nach der Arbeit ging das Abenteuer für mich los. Mal wieder viel zu spät, da ich doch noch Meetings bis 15 Uhr hatte, aber das Auto war schon die Woche über gepackt. Auf der Fahrt bekam ich allerdings Durst und bemerkte, dass ich nur zwei Kästen Bier und Wein eingepackt hatte, aber keinen einzigen Tropfen Wasser. Es lässt sich also schon erahnen, welche Ambitionen ich hatte und was meine Prioritäten waren.

Das Etappenrennen ist wie ein großes Klassentreffen und es ist immer super lustig. Ich war mit Robert, einem früheren Eventteammitglied, angereist und wir fuhren nach unserer Ankunft direkt zum Essen der Eventcrew. Nebenbei hatten wir dann allerdings erfahren, dass alle Campingplätze komplett überfüllt waren und wir hatten bisher noch keinen Schlafplatz. Durch einen glücklichen Zufall war aber Curdin Castelberg anwesend, der Bruder der Besitzerin des Camping Silvaplana. Er hatte uns dann nachts um 11 einen Schlafplatz bei seiner Schwester Clara Wyss organisiert.

Der wohl letzte Stellplatz im Engadin war unser Zuhause für die Zeit des Rennens. Die Kooperation mit Katrin Benz war dabei ebenfalls Gold wert und steigerte den Spaßfaktor.
# Der wohl letzte Stellplatz im Engadin war unser Zuhause für die Zeit des Rennens. Die Kooperation mit Katrin Benz war dabei ebenfalls Gold wert und steigerte den Spaßfaktor.

Das Bild der „versnobten“ Gesellschaft von St. Moritz trifft auf keinen Fall auf die Einheimischen zu. Alles super coole, hilfsbereite Menschen, die immer mit einem kleinen Witz und Lächeln die Konversation beenden. Wir hatten mal wieder mehr Glück als Verstand und durften die kompletten Tage auf dem Campingplatz im Nachbarort von St. Moritz verbringen. Nach ein paar Bierchen sind wir dann aber doch spät nachts in unseren Bus geklettert.

1. Etappe

Der nächste Tag war Renntag und es gab noch einiges vorzubereiten. Allerdings war ich immer noch vom blauen Himmel und dem Alpenpanorama verzaubert. Die Startnummernausgabe war mitten in St. Moritz, wo später dann auch der Start stattfinden sollte. Die Startnummer musste jeder Teilnehmer einzeln und mit Mundschutz abholen. Durch den späten Start um 14 Uhr war die Startnummernausgabe deutlich entzerrt und Abstände konnten super eingehalten werden.

Nach dem Frühstück bemerkten wir, dass eine Offenburgerin mit ihrem großen Campingmobil neben uns einparkte. Es war Katrin Benz vom Bulls Curly Girls-Team und wir starteten eine Kooperation mit ihr. Wir drehten die Autos so, dass wir zueinander zeigten und hatten so genügend Platz für unsere Pitzone.

Nach den Gesprächen mit dem Sauser-Team vom Vorabend hatte ich mich entschieden, mit Starrgabel zu fahren, um noch ein paar Gramm am Berg zu sparen. Ich war zwar nur so fit wie ein 12-Jähriger und der Gewichtsvorteil hätte dementsprechend an der Platzierung nichts ausgerichtet, aber meine Psyche war wenigstens beruhigt. Eine Stunde vor Rennbeginn begaben wir uns zum Start, um die Lage besser abchecken zu können. Die Startaufstellung wurde nicht wie sonst nach Leistungsklassen unterteilt, sondern strikt nach dem Alter. Die Startblöcke waren mit deutlich weniger Personen besetzt und man musste im Startblock einen Mundschutz tragen. Einzig die Profis waren gemischt in einem Startblock.

Bei den Pros waren schon einige Hochkaräter am Start, um endlich mal wieder in den Rennmodus einzusteigen und vor allem wieder die Sponsoren zu platzieren. Meines Wissens war der Engadin Bike Giro das erste MTB-Etappenrennen nach Corona. So heuerten sogar Straßenprofis und Tour-de-France-Fahrer wie Simon Geschke und Heinrich Haussler im Mountainbike-Sport an. Bei den XC-Cracks waren Matthias Flückiger, Thomas Litscher oder Filippo Colombo am Start. Bei den Marathonprofis waren Alban Lakata oder Daniel Geismayr und Vorjahressieger Sascha Weber, Simon Stiebjahn, Julian Schelb oder Simon Schneller die größten Aspiranten auf Top-Platzierungen.

Ich dagegen hoffte nur auf ein Wunder, die hohen Berge hinauf zu kommen. Mit der Höhenluft hatte ich zwar keine Probleme, aber auf der ersten Etappe sollte es von St. Moritz (1.750m) auf die 2.209 m hohe Suvretta-Alm gehen. Ein wenig Pipi vor Angst hatte ich schon in der Hose. Dann erfolgte aber endlich der Startschuss für die Profis. Das Herz schlug mir bis zum Hals und ich realisierte, dass das fast einjährige Warten auf das Rennfeeling endlich ein Ende hatte.

Zunächst preschten die männlichen Profis aus dem Startblock, dann die Profi-Frauen. Dort war das Starterinnenfeld ebenfalls super gut bestückt. Mit Linda Indergand, Alessandra Keller oder Elisabeth Brandau waren Olympiateilnehmerinnen an der Startlinie. Aber auch Ester Süss oder Ariane Lüthi waren einmal mehr Anwärterinnen auf einen möglichen Gesamtsieg. Ein Startblock nach dem anderen wurde im Zweiminutenabstand gestartet. 30 Sekunden vor dem Start durften wir die Masken abnehmen und mussten sie in die Trikottasche stecken, da wir diese noch für die Zieleinfahrt brauchten.

Die ersten Rennmeter im Jahr 2020 fühlten sich wie eine Befreiung an. Lange Zeit mussten wir warten, bis wir das Adrenalin vor dem Start spüren durften.
# Die ersten Rennmeter im Jahr 2020 fühlten sich wie eine Befreiung an. Lange Zeit mussten wir warten, bis wir das Adrenalin vor dem Start spüren durften. - Foto: Sportograf

Ohhh, meine Vorfreude stieg ins Unermessliche. Dann wurden wir endlich auf die Strecke geschickt. Vor lauter Aufregung schaffte ich es fast nicht, in das Pedal einzuklicken. Aber dann hatte ich endlich Druck auf dem Pedal und meine 6,08-kg-Rakete entfaltete ihr gesamtes Potential. Im Slalom schlängelte ich mich durch das Feld den leichten Asphaltanstieg hinauf, bis wir die Bobbahn erreicht hatten. Ich fühlte mich absolut gut, aber hatte mir gedacht, dass das auch durch das Adrenalin kommen würde. Wir bogen von der Straße auf die Naturbobbahn ab und es schüttelte mich mit meiner Starrgabel auf dem staubigen Untergrund ordentlich durcheinander. Aber es war mir egal. Ich wollte den fehlenden Federweg mit Wahnsinn wettmachen.

Mit einem Grinsen im Gesicht überholte ich munter die Federgabelfraktion und hüpfte fast leichtfüßig mit meinen Rennradschuhen über größere Bodenwellen. Ich war wie auf Droge. Der Vorteil meiner Rennradtreter ist, dass man wirklich satt ins Pedal geschnallt ist und so mehr Druck und bessere Kontrolle über das Bike in Extremsituationen hat. Ausklicken ist zwar ein wenig Übungssache, aber bei Marathons musste ich eigentlich nie laufen. Seit Jahren ist es für mich die beste Option, da die Schuhe nur 280 g leicht sind.

Nach ein wenig Zickzackfahren ging es dann in den ersten richtig langen Anstieg. Ich fühlte mich super und kurbelte mit 310 Watt „locker“ den Berg hinauf. Ich war erstaunt, wie gut ich drauf war, obwohl ich ab April nur Spaßtouren als Training gefahren war. Eis, Kuchen und Kaffee gehörten zu jeder Ausfahrt dazu. Naja, was soll ich sagen, meine Form war nicht nur die eines 12-jährigen, sondern ich dachte auch wie ein 12-jähriger. Ich hatte schon Zweifel, ob strukturiertes Training für solche Rennen überhaupt nötig sei, wenn es doch auch so ging. Nach 200 Metern änderte sich aber schlagartig meine Meinung. Damit meine ich aber nicht 200 Höhenmeter! Der Puls kletterte bis an die 200er Marke und ich spürte schon, wie die Säure in die Oberschenkel schoss.

Das war dann auch schon der Zeitpunkt, als mir bewusst wurde, dass die „kurzen“ 36,1 Kilometer doch sehr lang werden könnten. Am ersten Berg trennt sich eben immer die Spreu vom Weizen und ich war definitiv die Spreu. Ich setzte den Blinker rechts und machte die Überholspur frei. Der breite Weg schlängelte sich im Zickzack durch lichten Wald gen Himmel. Nach wenigen hundert Metern hatten wir schon eine beträchtliche Höhe erreicht und durch die freien Stellen im Wald hatte man einen optimalen Blick auf die schroffen Berge. Nach 40 Minuten in der Laktathölle hatte ich dann endlich den Telefonmast und somit die ersehnte Trailabfahrt erreicht.

Zunächst wechselte sich Highspeed mit Schritttempo in den super engen Kurven ab, bis es dann richtig flowig wurde. Der Trail war eine wahre Entschädigung für den langen Anstieg. Im weiteren Verlauf der Strecke wechselten sich Asphalt, Schotterwege und kleinere Trailabschnitte ab. Es ging auch nicht mehr länger als zehn Minuten bergauf. Ich begann, mich nun auch wieder ein wenig besser zu fühlen, wurde aber dennoch immer überholt, sobald es mehr als 3 % Steigung hatte. Wir wurden nach circa 15 km einen technischen Trail hinuntergeschickt und trotz 40 cm Absätzen und Wurzelteppichen konnte ich im Downhill wieder ordentlich Plätze gut machen.

Wir überquerten den Zielbereich und es war ab jetzt eine weitere ähnliche Runde zu fahren. Der größte Unterschied bei dieser Runde war allerdings, dass nach Erreichen des Telefonmastes das Klettern noch nicht vorbei sein sollte. Das spielte mir nicht unbedingt in die Karten, aber wo es hochgeht, führt es bekanntlich auch wieder runter. Ich quälte mich also wieder das Schottermonster nach oben. Die Kilos, die ich an meinem Starrgabelrenner gespart hatte, waren in doppelter Ausführung am Bauch vorhanden. Am Berg zählt eben wie in der Formel 1 Kilo pro PS – und ich hatte eine denkbar ungünstige Verteilung beider Werte.

Mit dem Erreichen des berühmten Grand Hotel von St. Moritz mit der Bergkulisse im Hintergrund, war die erste von zwei Rennrunden der 1. Etappe geschafft.
# Mit dem Erreichen des berühmten Grand Hotel von St. Moritz mit der Bergkulisse im Hintergrund, war die erste von zwei Rennrunden der 1. Etappe geschafft. - Foto: Erik Hoos

Langsam hatte ich allerdings meine Geschwindigkeitsgruppe gefunden und wurde nicht mehr so häufig überholt. Irgendwie hatte ich es sogar geschafft, mich auf den letzten Berg hinaufzuwuchten. Der Downhill war zunächst super ruppig und nun hatte ich einen wirklichen Nachteil mit meiner Entscheidung, starr zu fahren. Aber nach 200 m war der Abschnitt abgehakt und es folgte ein perfekt geshapter Flowtrail mit allen Raffinessen. Steilwandkurven, Sprünge, Doubles und North Shore Features. Boa, ich bekam das Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht.

Die langen Anstiege wurden mit feinsten Trails belohnt.
# Die langen Anstiege wurden mit feinsten Trails belohnt. - Foto: Sportograf

Bevor es wirklich Richtung Ziel der ersten Etappe ging, waren noch ein paar kleinere Rampen zu bewältigen. Auf einer dieser Rampen stand Elisabeth Brandau mit Defekt. Ich schrie von weitem schon, ob sie Hilfe bräuchte. „Nein! Das Rennen ist eh gelaufen!“, bekam ich als Antwort. Im Ziel wartete Robert schon mit einem Bierchen auf mich. Gefühlt fand der Alkohol ohne Umwege den Weg direkt in das Gehirn. Aber der Vorteil war, dass auch die Schmerzen in den Beinen etwas betäubt wurden.

Stage One war geschafft und wir entschieden uns, den restlichen Tag weiter gechillt zu verbringen. Bissel essen, das Fully für den nächsten Tag richten und dummes Zeug quasseln. Wie Urlaub, nur mit Schmerzen in den Beinen. Die Zeit verflog. Unser Stellplatz war dabei aber auch Anlaufpunkt für viele Freunde der Szene. Es eskalierte jetzt nicht unbedingt, aber das letzte Bier um 2 Uhr nachts hätte doch nicht sein müssen – zumal der Start für die zweite Etappe um 9 Uhr war. Der große Vorteil war allerdings, dass Kai Sauser und der komplette Beschilderungstrupp bis spät in die Nacht an unserem Stellpaltz waren und ich so super Hintergrundwissen über die Strecke hatte. Nachts hatte es allerdings angefangen zu regnen und erfahrungsgemäß wusste ich, dass es auf Höhen von 2.500 m sehr ungemütlich werden kann.

Die Ruhe vor dem Sturm. Während der 2. Etappe regnete und stürmte es, oberhalb von 2.500 m war es 4 °C kühl.
# Die Ruhe vor dem Sturm. Während der 2. Etappe regnete und stürmte es, oberhalb von 2.500 m war es 4 °C kühl. - Foto: Sportograf

2. Etappe

Morgens hatte ich leichte Anlaufschwierigkeiten, war dann aber trotz des Regens pünktlich mit Maske im Startblock. Der Start verlief für meine Verhältnisse wirklich gut, aber am ersten Berg war das altbekannte Problem aus der ersten Etappe wieder spürbar. Mein Motor hatte einfach zu wenig PS und deutlich weniger Hubraum als in den letzten Jahren. In den ebenen Abschnitten lief es aber recht gut. Wenn die Masse halt mal am Rollen ist, dann läuft’s. Bis Kilometer 30 war ich noch halbwegs gut im Rennen, aber die Strecke führte größtenteils über eher flacheres Terrain an den Seen entlang.

Schlechte Stimmung gibt es aber bei mir nicht und ich nahm mir vor zu ballern.
# Schlechte Stimmung gibt es aber bei mir nicht und ich nahm mir vor zu ballern. - Foto: Erik Hoos
In der Vergangenheit wurden die benutzten Flaschen aus Naturschutzgründen gereinigt weiterverwendet. Wegen Corona wurde dies nun allerdings abgeschafft. Die Helfer trugen Mundschutz und Handschuhe, um Neuinfektionen zu vermeiden.
# In der Vergangenheit wurden die benutzten Flaschen aus Naturschutzgründen gereinigt weiterverwendet. Wegen Corona wurde dies nun allerdings abgeschafft. Die Helfer trugen Mundschutz und Handschuhe, um Neuinfektionen zu vermeiden. - Foto: Erik Hoos

Bis hierhin war meine BALLERN-Cap Programm. Der erste richtige Berg zog mir allerdings dann schnell den Zahn. An der zweiten Verpflegungsstelle nach 34 km war ich eigentlich schon blau, aber Rennleiter Rik Sauser rief mir aufmunternd zu: „Kai, lass laufen.“ Zum Antworten bin ich schon nicht mehr gekommen, da ich die steile Wand vor mir sah. Die Strecke führte über eine Kuhweide kerzengerade den Hang hinauf und die Teilnehmer liefen fast Polonaise hinauf. Wenige Meter später war es auch bei mir mit Kurbeln vorbei.

Nach der 2. Verpflegungsstation hieß es durchbeißen und wandern. Die Strecke führte kerzengerade eine Kuhweide hinauf.
# Nach der 2. Verpflegungsstation hieß es durchbeißen und wandern. Die Strecke führte kerzengerade eine Kuhweide hinauf. - Foto: Sebastian Schnitzer

Mit meinen Samba-Schlappen versuchte ich, die Kuhweide hinauf zu stacheln. Zum ersten Mal seit mehr als sieben Jahren verfluchte ich die Treter, aber das sollte erst der Anfang des Wandertages sein. Keuchend oben angekommen, freute ich mich schon auf den Trail. Das Fully hatte sich echt gelohnt, da es hier wirklich schroffe und schlammige Stellen gab. Aber die Freude über das Trailballern war nur von kurzer Dauer.

Das Streckenprofil hielt für uns das Hochgebirge bereit. Ein Schild zeigte an, dass es drei Kilometer bis zur Munatsch-Alm war. Ich ging den Anstieg sehr gediegen an, da es erst nach meiner Erfahrung von 2016 nach der Alm richtig ans Eingemachte ging. Mittlerweile regnete es wie in Strömen und der Wind nahm Minute für Minute zu. Der Wettergott meinte es wirklich nicht gut mit uns.

Wie ich vermutet hatte, wurde es nach der Alm wirklich schlimm. Die Strecke führte über einen extrem schlammigen Wanderweg. Anfangs war dieser einfach nur schmierig, sodass das Hinterrad keine Traktion hatte und durchrutschte. Einige Höhenmeter später änderte sich aber der Morast und klebte förmlich an den Reifen. Sowas hatte ich wirklich noch nie erlebt. Der Schmodder an den Reifen wuchs zu Fatbikereifen an. Teilweise war es so schlimm, dass die Räder blockierten. Fahren war nun nicht mehr möglich. Federgabel und Hinterbau waren die Abstreifer für die braune Masse. Nach einigen Schiebemetern fielen riesige Matschbrocken runter und bedeckten bald darauf das halbe Rad.

Oberhalb der Baumgrenze sind die Bedingungen deutlich härter, als man es im Tal vermuten würde. Aber die Landschaft hat dennoch vieles zu bieten und die Trails sind wunderschön.
# Oberhalb der Baumgrenze sind die Bedingungen deutlich härter, als man es im Tal vermuten würde. Aber die Landschaft hat dennoch vieles zu bieten und die Trails sind wunderschön. - Foto: Sportograf

Der Widerstand beim Schieben war enorm. Unvermittelt krachte irgendetwas an meinem Bike. Es hatte sich Dreck, zusammen mit Gras, in den Ritzeln und dem Kettenspanner verhakt. Das Resultat war, dass ich durch das Wuchten des Bikes das Schaltauge abgerissen hatte. Naja, da stand ich nun im Dreck, auf 2.500 Metern Höhe, im strömenden Regen und bei 4 °C. Jetzt ging es nicht mehr um Rennresultate, sondern ums Überleben. Ich musste laut lachen, da ich die Situation als weiteren Test fürs Leben gesehen hatte. Was soll man sonst auch anderes tun? Vom Fluchen wird die Situation eben auch nicht besser.

Laut Streckenplan gab es nach ca. 100 Höhenmetern eine Abfahrt und dann einen Verpflegungspunkt. Mein Wandertag begann. Als ich am Verpflegungspunkt zu Fuß ankam, hatte ich zwei Optionen. Entweder unterkühlt zwei bis drei Stunden warten, bis der Verpflegungspunkt abgebaut wurde oder eben den Heimweg zu Fuß. Ich entschied mich für zweiteres, da ich bergab hinunterrollen konnte. Ein Helfer lieh mir netterweise noch eine Regenjacke, damit ich nicht komplett erfror.

Gute Miene zum bösen Spiel. Nachdem das Schaltauge auf 2.500 m abgerissen wurde, war der Heimweg eine Tortur. Aber ein Helfer lieh mir, der ich vollkommen unterkühlt war, eine Regenjacke.
# Gute Miene zum bösen Spiel. Nachdem das Schaltauge auf 2.500 m abgerissen wurde, war der Heimweg eine Tortur. Aber ein Helfer lieh mir, der ich vollkommen unterkühlt war, eine Regenjacke. - Foto: Erik Hoos

Bis St. Moritz war dies auch kein Problem. Danach aber, im Flachen, war ich als Roller unterwegs und kickte mich mit einem Fuß vom Boden ab. Ich muss wohl nicht erwähnen, dass es mit Rennradschuhen kein großer Spaß war. In Silvaplana angekommen wurde dann auch das Wetter wieder besser und später war die Sonne draußen.

Während Profis ihre eigenen Mechaniker dabei haben, schrauben wir Hobbyfahrer selbst.
# Während Profis ihre eigenen Mechaniker dabei haben, schrauben wir Hobbyfahrer selbst. - Foto: Erik Hoos
Ein Etappenrennen ist wie Urlaub (nur mit Schmerzen): Tolle Touren, wunderschöne Gegenden, ein wenig Bier und schrauben.
# Ein Etappenrennen ist wie Urlaub (nur mit Schmerzen): Tolle Touren, wunderschöne Gegenden, ein wenig Bier und schrauben. - Foto: Erik Hoos

3. Etappe

Am kommenden Morgen kam leider noch etwas Hektik auf, da es in der Nacht echt spät wurde. Es ging aber nicht nur mir so. Keine 15 Min. vor dem Start um 9 Uhr stand Adelheid Morath bei uns am Pavillon und wir versuchten, ihre schleifende Bremse zu richten. Bei sonnigem Wetter gingen wir auf die letzte Etappe mit 64,3 km und 2.318 Höhenmetern.

Auf der letzten Etappe wurden wir nach dem Regentag wieder mit Sonne verwöhnt.
# Auf der letzten Etappe wurden wir nach dem Regentag wieder mit Sonne verwöhnt. - Foto: Sportograf

Nach dem Startschuss bemerkte ich, dass ich zwar das Bike repariert hatte, aber die Fußplatten meiner Rennradschuhe komplett abgewetzt waren und ich mich nicht mehr richtig einklicken konnte. Die ersten kleinen Anstiege liefen noch halbwegs gut, aber ich konnte einfach nicht rund treten. Eigentlich hatte ich mich auf die Downhills gefreut, da ich von der Sauser-Bierrunde mit dem Beschilderungstrupp wusste, welche Highlights auf uns warteten. Gleich zu Beginn, auf den ersten 20 Kilometern, waren schon super coole Trails dabei. Bergauf und bergab, durch tollste Nadelwälder und an Bergseen entlang.

Es gab immer mal wieder flache Passagen, in denen ich versuchte, mich an einem Hinterrad auszuruhen. Nach 26 Kilometern führte die Strecke über fast 8 km Länge an einem Fluss entlang. In Ebenen fühlte ich mich mit meinem erhöhten Körpergewicht wohl. Ich konnte richtig Druck machen und wusste von meinen 24-h-Rennen, wie windschnittiges Fahren in der Ebene funktioniert.

Mit einigen Fahrern im Schlepptau sammelte ich Gruppe um Gruppe ein und es bildete sich ein ganzer Pulk hinter mir. In den Kurven nahm ich Druck vom Pedal, denn ich wollte unser Rudel nicht sprengen, sondern mein Gelutsche der Vorkilometer zurückgeben. Bei Kilometer 34 passierten wir die zweite Verpflegungsstation und ich wusste, dass es dann ins Gebirge ging. Höflich bedankten sich die Fahrer hinter mir für die Windarbeit, denn ich hatte mein Pulver verschossen.

Theoretisch fuhren wir auf dieser Etappe nur über einen wirklichen Berg, aber der Anstieg hatte es in sich. Es galt, fast 1.000 Höhenmeter am Stück zu erklimmen. Nach 400 Höhenmetern stauten sich die Teilnehmer am ersten alpinen Aufstieg und es war wieder wandern angesagt. Andächtig still schob sich die Karawane wie ein Trauermarsch gen Himmel, denn jeder einzelne war mit sich selbst und der Höhenluft beschäftigt. Die nackten Zahlen der einzelnen Etappen geben eben leider keinen Aufschluss, wie die Wege und der Untergrund wirklich waren. Da ich allerdings keine Ambitionen hatte, genoss ich einfach die Aussicht und machte Erinnerungsfotos.

Alpine Abschnitte zwangen uns, erneut zu wandern, während die Luft immer dünner wurde.
# Alpine Abschnitte zwangen uns, erneut zu wandern, während die Luft immer dünner wurde.

Die Situation mit den Schuhen wurde durch das Laufen auf Geröll natürlich auch nicht besser. Mittlerweile war es nicht mehr möglich einzuklicken und ich war haltlos im Pedal. Kunststoff rutscht auf Carbon eben ausgesprochen gut. Einige Gipfelbilder später ging es endlich in die ersehnte Abfahrt. Der Trail war ein absoluter Traum! Kurvig schlängelte sich der Flow-Trail an den Hängen entlang. Perfekt geshapet, mit kleinen Sprüngen und einmaliger Aussicht. Die Sache hatte allerdings einen Haken. Andauernd rutschte ich vom Pedal.

Der lange und beschwerliche Aufstieg lohnte sich alleine wegen der Aussicht.
# Der lange und beschwerliche Aufstieg lohnte sich alleine wegen der Aussicht. - Foto: Sportograf
Auf den vorderen Platzierungen hatte Thomas Litscher wenig Zeit, die Landschaft zu genießen, denn es ging um jede einzelne Sekunde.
# Auf den vorderen Platzierungen hatte Thomas Litscher wenig Zeit, die Landschaft zu genießen, denn es ging um jede einzelne Sekunde. - Foto: Sportograf
Der Corviglia-Flowtrail schlängelt sich gen Tal und macht wirklich super viel Laune zu fahren.
# Der Corviglia-Flowtrail schlängelt sich gen Tal und macht wirklich super viel Laune zu fahren.

Das hochgezüchtete Rennpferd stürmte im Galopp mit mir als Reiter gen Tal, aber ich war ohne Zaumzeug im Rennen. Mühsam versuchte ich mich, so gut es ging, an meinem Araber festzuhalten und zu passagieren. Nach ein paar 100 Metern auf einem breiteren Schotterweg führte die Strecke wieder auf einen Pfad. Hier ging es aber ans Eingemachte, denn die restlichen 450 Höhenmeter waren komplett verblockt. Meine Knochen am Sprunggelenk hatten Prellungen und die Achillessehne hatte ebenfalls einige Pedalschläge abbekommen. Aber half ja nichts. Dummheit musste eben bestraft werden.

Ich war überglücklich, heil im Ziel angekommen zu sein. Füße weg vom Pedal und rollen lassen.
# Ich war überglücklich, heil im Ziel angekommen zu sein. Füße weg vom Pedal und rollen lassen. - Foto: Sebastian Schnitzer

Das Ziel war aber nah und ich freute mich wie ein Schneekönig, als ich es erreicht hatte. Vor 4 Jahren wurde ich noch 31ster der Gesamtwertung und 4. der Altersklasse. Aber im Coronajahr nahm ich auf dem 61. Platz in der Altersklasse platz. Wegen Corona gab es dieses Jahr keine Siegerehrungen, sondern die Podestplätze wurden in den sozialen Medien mit deren Rennbildern geehrt und das Siegertrikot per Post zugesandt.

Mund-Nasenschutz im Ziel war vorgeschrieben, aber das Grinsen hielt sich auch unter der Maske im Gesicht.
# Mund-Nasenschutz im Ziel war vorgeschrieben, aber das Grinsen hielt sich auch unter der Maske im Gesicht. - Foto: Sebastian Schnitzer

Nachdem ich lange mit mir gehadert hatte, das Rennen zu fahren, bin ich nun wirklich froh, eine der wenigen Möglichkeiten für Hobbyfahrer dieses Jahr genutzt zu haben. Nach Rücksprache mit Kai Sauser ist einige Wochen nach dem Etappenrennen sicher, dass es keine Covid-19-Infektion durch die Veranstaltung gegeben hat. Nachdem ich nun live gesehen habe, dass Corona-Sicherheitskonzepte auch an Etappenrennen eingehalten werden können, überlege ich mir nun ernsthaft, auch den Rothaus Bike Giro zu bestreiten. Veranstalter ist dabei wieder das Eventteam rund um Sausers. Denn ich bin mir sicher, dass auch hier die Corona-Regelungen eingehalten werden können und es sind sogar noch Startplätze frei.

Nach drei Jahren hatte der Engadin Bike Giro meinen Rennradschuhen den Rest gegeben.
# Nach drei Jahren hatte der Engadin Bike Giro meinen Rennradschuhen den Rest gegeben. - Foto: Sebastian Schnitzer

Ich habe nun auch gelernt, dass es bei solchen Rennen nicht immer nur um Platzierungen geht, sondern dass sie eine einmalige Gelegenheit bieten, neue Gegenden kennenzulernen. Und das ganz offiziell auf Trails, kleiner als zwei Meter Breite, in einer der schönsten Landschaften!

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Wettkämpfe in Coronazeiten – für dich ein klares Muss oder eher verzichten?

Bilder: Sportograf, Sebastian Schnitzer, Erik Hoos, privat